Interview mit Weihbischof Bischof:"Umgehackte Gipfelkreuze stimmen mich traurig"

Interview mit Weihbischof Bischof: Weihbischof Wolfgang Bischof will mit Gläubigen und Mitarbeitern der Kirche ins Gespräch kommen.

Weihbischof Wolfgang Bischof will mit Gläubigen und Mitarbeitern der Kirche ins Gespräch kommen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Weihbischof Wolfgang Bischof besucht von Freitag an das Dekanat Bad Tölz. Auftakt der Visitation ist in Lenggries.

Von Lisa Fey

- Der Weihbischof kommt zu den Gläubigen: Wolfgang Bischof besucht von Freitag an das Dekanat Bad Tölz. Auf dem Programm stehen Treffen mit Ehrenamtlichen in Pfarreien und Mitarbeitern in sozialen Einrichtungen, Besuche der St.-Ursula-Schulen der Erzdiözese in Lenggries, der Kinder- und Jugendklinik Gaißach, des Bergwacht-Zentrums in Bad Tölz, der Jugendsiedlung Hochland und der Ausstellung im Kloster Beuerberg. Auch ein Gespräch mit Landrat Josef Niedermaier ist geplant. Im SZ-Interview spricht Weihbischof Bischof auch über aktuelle Themen wie die umgehackten Gipfelkreuze.

SZ: Warum ist Ihnen der Besuch wichtig?

Wolfgang Bischof: Ich besuche die Pfarreien und Pfarrverbände, um mit Verantwortlichen und Ehrenamtlichen ins Gespräch zu kommen. Auch um zu sehen, wie Seelsorge bei den Menschen vor Ort aussieht, um einen Blick dafür zu bekommen, was Not tut und was wichtig ist. Das ist auch die Aufgabe, die wir als Verantwortliche im Bistum haben. Die Visitationen - ich nenne sie Pastoralbesuche - sind übrigens auch im Kirchenrecht vorgeschrieben.

Gibt es einen Höhepunkt Ihres Besuchs?

Es gibt viele kleine Höhepunkte. Wir werden uns mit den Ehrenamtlichen treffen oder wir werden uns einen Tag in der Schule mit den Verantwortlichen austauschen. Ich sage immer wieder, für mich sind eigentlich die Begegnungen mit den Menschen die Höhepunkte, und das ist auch das, worauf ich mich freue.

Die katholische Kirche verliert auch in der Region an Mitgliedern und an Einfluss. Woran liegt das?

Über diese Frage kann man sich ja immer wieder streiten, was man unter Einfluss versteht oder nicht. Ich denke, wir sind ein Gesprächspartner für viele Menschen, wir werden uns auch mit dem Bürgermeister und mit dem Landrat treffen. Im Austausch sein, das ist eine wichtige Sache. Natürlich muss man aber auch zur Kenntnis nehmen, dass es in unserer Gesellschaft eine Suchbewegung von vielen Menschen gibt und es unterschiedliche Gründe hat, warum sie sich hier interessieren oder dort. Soweit ich das aus den Erhebungsbögen ersehen kann, gibt es im Dekanat Bad Tölz aber beispielsweise so viele im kirchlichen Bereich ehrenamtlich Engagierte, dass mir um die Zukunft nicht bang ist.

Immer mehr Pfarreien werden zusammengelegt. Ist das eine Folge der schwindenden Mitglieder oder der Grund dafür?

Wir sind auf der Suche, wie Seelsorge in der Zukunft ausschauen kann. Die soziale Gestalt der Kirche hat sich immer wieder verändert und wird sich auch in Zukunft verändern. Dazu gehören natürlich auch immer wieder die Fragen: "Wie kann man das Evangelium am besten verkündet werden? Welche Sozialform ist dafür notwendig?" Wir sind momentan ja nicht nur bei uns im Bistum, sondern auch deutschlandweit auf dem Weg der Pfarrverbände, der Pfarrgemeinschaften, um besser Zeugnis geben zu können.

Was kann die katholische Kirche tun, um wieder attraktiver zu werden?

Ich setze auf Menschen, die sich engagieren, Menschen, die sich einsetzen und die glaubwürdig reden und Zeugnis von dem geben, woran sie glauben - und das passiert ja fortlaufend. Das ist letztlich auch das, wovon unser Glaube lebt. Da bin ich auch sehr zuversichtlich, dass das Praktizieren unseres Glaubens und unserer Organisation sich ständig weiterentwickeln.

Ein Thema, das die Region bewegt, sind die umgehackten Gipfelkreuze. Wenn Sie daran denken: Was geht in Ihnen da vor?

Das ist sehr traurig. Dass es Menschen gibt, die ein Symbol der Zuversicht und des Optimismus umhacken. Für mich sind die Gipfelkreuze Pluszeichen, welche die Verbindung zwischen Gott und dem Menschen deutlich machen. Das ist für mich das Entscheidende. Wenn sich Leute damit schwer tun, dann müssen wir mit ihnen ins Gespräch kommen und müssen noch einmal deutlich machen, wofür diese Plus im Leben steht: für Freiheit, Nächstenliebe, Offenheit für Menschen in Not.

Eine rechtsextreme Gruppe hat ein Kreuz wieder aufgestellt.

Es gibt immer wieder die Situation, dass religiöse Zeichen und Symbole anderweitig verwendet oder gar missbraucht werden. Wichtig ist, warum man ein Kreuz aufstellt, mit welchem Hintergrund und was ich damit vermitteln will: eben die christlichen Werte, die ich oben genannt habe. Das ist es, was man anschauen muss. Hier wird durch den Alpenverein demnächst wieder ein stabiles Kreuz aufgestellt - und darüber freue ich mich.

Reinhold Messner findet, dass religiöse Symbole auf den Gipfeln nichts verloren haben. Was halten Sie davon?

In der Religionsgeschichte haben Berge und Gipfel immer eine große Rolle gespielt. Sie haben auch immer eine Rolle gespielt in der Verbindung zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen und von daher ist diese Aussage für mich einfach zu pauschal und nicht wirklich nachvollziehbar.

Eröffnungsgottesdienst am Freitag, 23. September, 18 Uhr, Pfarrkirche St. Jakob in Lenggries.

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