Internationales Fußballturnier:Von Malaysia nach Münsing

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Zwei U-13-Jugendmannschaften sind zu Gast in der Seegemeinde. Das bedeutet eine strapaziöse, aber gelungene Reise für die Nachwuchssportler aus Asien und viel Arbeit für die hiesigen Organisatoren.

Von Benjamin Engel

Um "einen Schock" auszulösen, braucht es manchmal wenig. Besonders dann, wenn die Betroffenen eine lange Reise hinter sich haben. Beim Fußballturnier in Münsing zeigte sich am Donnerstag, dass alles auch eine Frage der Perspektive ist. Die Sonne spitzte immer wieder zwischen den vielen Wolken hervor und mit 17 Grad Celsius waren die Temperaturen ideal, um Fußball zu spielen.

Die beiden malaysischen U-13-Jugendmannschaften, die ebenfalls teilnahmen, mussten sich dagegen zusammenreißen. "Für uns ist das eine große Umstellung. Es ist sehr kalt", sagt Trainer Teong-Kim Lim. Die Gäste sind erst seit Montag in Deutschland und aus ihrer Heimat hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 30 Grad Celsius gewohnt. Zudem seien sie wegen des Jetlags etwas erschöpft, sagt Lim.

Für alle Beteiligten war das Turnier mit acht D-Jugendmannschaften etwas Besonderes. Für die malaysischen Kinder, die oft aus ärmlichen Verhältnissen stammen, und zum ersten Mal nach Europa reisten ebenso wie für den SV Münsing-Ammerland, der ein solch internationale Veranstaltung bislang noch nie auf die Beine gestellt hat. Das Turnier zu organisieren sei eine tolle Sache, aber auch ein Kraftakt gewesen, sagte der Münsinger Vereins-Jugendkoordinator Guido Herberth. Er stellte auch den Kontakt zu Lim her. Beide kennen sich aus ihrer Zeit beim FC Bayern München. Sie trainierten für den Verein Jugendmannschaften.

Abseits des Sports konnten die Besucher sich über die Kultur und Traditionen Malaysias informieren. Dafür hatte der SV Münsing den Verein Malaysia Club Bayern aus München gewonnen. Dessen Präsidentin Shirlyn Wok Meyer und ihre Mitstreiter servierten nicht nur malaysische Spezialitäten wie Karipap, mit Hühnchen, Gemüse und mit Curry gefüllte Teigtaschen, oder Popia Goreng, malaysische Frühlingsrollen. Viele deutsch-malaysische Paare neben Menschen aus anderen europäischen und asiatischen Ländern gehören dem Freundschaftsverein an.

Wer wollte, konnte sich auch über das malaysische Schulsystem informieren. "Das ist besser als in Deutschland", findet Wok Meyer. Die Grundschule dauert sechs Jahre lang. Ein dreigliedriges Schulsystem mit Mittel-, Realschule und Gymnasium wie in Deutschland existiert in Malaysia nicht. Zum Ende der Grundschule müssten alle Schüler einen für ganz Malaysia einheitlichen Abschlusstest ablegen, den jedoch die meisten bestehen, wie Wok Meyer versichert.

Nach fünf Jahren Sekundarschule könnten sich die Schüler schließlich auf das Abitur vorbereiten. Allerdings existieren für die in Malaysia ansässigen Malaien, Chinesen und Inder eigenständige Schulen, die nur die Angehörigen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe besuchen. In Malaysia ist der Islam Staatsreligion. Anders als in Iran dürfen Frauen aber öffentlich Fußballspielen. Laut Lim möchte Malaysia sogar eine Frauen-Nationalmannschaft aufbauen.

Für Lim stand dagegen der Sport im Mittelpunkt. Seit zwei Jahren arbeitet er im Auftrag des malaysischen Sportministeriums daran, den Jugendfußball in Malaysia zu verbessern. Fußball sei in seinem Heimatland Volkssport, sagte Lim, besonders bei Kindern aus ärmlicheren Verhältnissen. Es mangele aber an der Infrastruktur. So gepflegte Rasenplätze wie in Münsing gebe es in Malaysia vielfach nicht. Bis 2020 sollen laut Lim 200 Leistungszentren im Land entstehen und eine Jugendnationalmannschaft sich für die U19-Weltmeisterschaft qualifizieren. Insofern seien die Erfahrungen in Europa für seine Spieler sehr wichtig. Während ihres 17-tägigen Aufenthalts in Deutschland spielen sie noch gegen Mannschaften wie Bayern München, Nürnberg, Red Bull Salzburg und die SpVgg Unterhaching.

Über das gelungene Turnier freute sich Josef Leis, Vorsitzender des SV Münsing-Ammerland. Er bedankte sich bei allen Helfern und Sponsoren. Am Promotion-Truck der Energie Südbayern konnten die Gäste Torwandschießen, Kickern oder Darts spielen und Preise gewinnen. Neben den beiden malaysischen Jugendmannschaften und der D-Jugend des SV Münsing-Ammerland spielten auch die D-Junioren des FC Augsburg, von Wacker Innsbruck, des 1. FC Penzberg, des TSV Übersee und des TSV 1865 Murnau um den Sieg. Im Finale gewannen die Augsburger gegen die Innsbrucker. Die malaysischen Mannschaften erreichten die Halbfinals. Lim versprach, nächstes Jahr wieder zu kommen.

© SZ vom 31.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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