Integrationsbericht:Wohnung gesucht

Dollinger, Anika

Anika Dollinger leitet seit 2016 hauptamtlich die Integrations- und Wohnungslosenhilfe der Stadt.

(Foto: Konstantin Kaip)

73 anerkannte Flüchtlinge finden keine bezahlbare Unterkunft in Wolfratshausen

Von Katharina Schmid, Wolfratshausen

"Ich suche dringend Wohnungen." So machte Anika Dollinger, die seit 2016 die Integrations- und Wohnungslosenhilfe der Stadt leitet, im Sozialausschuss am Donnerstagabend auf ein Problem aufmerksam, das auch in der Asylhilfe tonangebend ist: der Mangel an günstigem Wohnraum.

73 Flüchtlinge müssten derzeit aus den staatlichen Unterkünften ausziehen, weil sie als Asylbewerber anerkannt sind. Die Frage ist nur wohin. Zusammen mit weiteren 162 Menschen, deren Asylverfahren noch laufen, leben sie momentan entweder in einer der zehn dezentralen Unterkünften oder in einer der zwei Gemeinschaftsunterkünften in Wolfratshausen.

Oft scheitere die Wohnungssuche daran, dass bezahlbare Wohnungen für mehrköpfige Familien zu klein und eine größere Wohnfläche im S-Bahn-Bereich einfach zu teuer sei, erläuterte Dollinger das Problem. In ihrem Jahresbericht für 2017 wurde aber auch deutlich, dass in Kooperation mit der Caritas und der Städtischen Wohnbaugesellschaft in neun Fällen erfolgreich eine Wohnung vermitteln werden konnte.

Derzeit leben in Wolfratshausen 235 Asylbewerber. Die meisten, mit 46 Prozent knapp die Hälfte, kommen aus Afghanistan. Auf sie folgt die Gruppe der Nigerianer, der Iraker sowie der Syrer. Im Vergleich zum Vorjahr sind deutlich mehr Männer als Frauen in Wolfratshausen untergebracht. Waren es vor einem Jahr noch 57 Prozent, sind heute drei Viertel der Asylbewerber männlich. Das liege auch daran, dass in der Gemeinschaftsunterkunft am Loisachbogen hauptsächlich alleinstehende junge Männer lebten, erklärte Dollinger. Auch die Zahl der Singles ist aufgrund dessen im Verhältnis zur Zahl der Familien deutlich gewachsen.

Bei drei Flüchtlingsfamilien habe der Familiennachzug mittlerweile geklappt, so Dollinger weiter. Das Schicksal der syrischen Familie, die derzeit zerrissen zwischen der Türkei und Deutschland lebt (SZ vom 7./8. April), sei hingegen weiter ungewiss. Sehr emotional plädierte Ines Lobenstein, Betreuerin der Familie, an den Stadtrat, beim Landratsamt auf eine Anerkennung der Härtefallregel hinzuwirken. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sagte zu, das Gespräch mit Landrat Josef Niedermaier (FW) zu suchen.

Annette Heinloth (Die Grünen) nahm die Anregung von Peter Plößl (CSU) auf und forderte, ansonsten eine Resolution an das Landratsamt zu richten. "Das hat schon eine Wirkung, wenn wir uns auf diese Weise für unsere Einwohner einsetzen", ist sie überzeugt. Als Stadtvordere seien in so einem Fall die Stadträte in der Verantwortung.

Laut Dollinger ist in den vergangenen Jahren ein "stabiles und gut funktionierendes Netzwerk" in der Flüchtlingshilfe gewachsen. Einzig die großen Unterkünfte und das Arbeitsverbot für Flüchtlinge würden immer wieder zu Spannungen führen. Sie wünsche sich für die Zukunft mehr sozialen Wohnungsbau, mehr Kindergarten- und Krippenplätze, eine ausreichende ärztliche Versorgung und "noch mehr Ehrenamtliche".

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