Im Nonnenwald:Roche investiert 317 Millionen Euro in Penzberg

Der Pharmakonzern plant ein neues Produktionsgebäude. Mehr Frauen sollen in Schlüsselpositionen kommen.

Klaus Schieder

R + D Fair Penzberg May 26, 2011

Roche ist ein internationaler Konzern. Ausländische Besucher sind hier keine Seltenheit.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Grafik zeigte sieben kleine Fotos mit Werkshallen von innen und außen, dazu einen Lageplan des Firmengeländes. Diese Folie, die mit einem Beamer beim Jahrespressegespräch der Roche Diagnostics GmbH am Donnerstag an die Wand geworfen wurde, "ist mehrere hundert Millionen Euro wert", sagte Claus Haberda, Leiter des Penzberger Werks im Roche-Konzern. Genauer gesagt: 317 Millionen Euro. So viel Geld investiert das Pharma-Unternehmen mit Sitz in der Schweiz heuer und in den nächsten Jahren in seine Niederlassung im Gewerbegebiet Nonnenwald. Alleine 200 Millionen kostet das neue Produktionsgebäude "Diagnostics Operations Complex II". Der Bau beginnt am 7. März mit dem ersten Spatenstich im Beisein von Ministerpräsident Horst Seehofer. "Das ist die prominenteste Großinvestition", sagte Haberda.

Aber nicht die einzige, "die nun alles überstrahlte", wie der Werkleiter ausdrücklich hinzufügte. Auf der Liste der Projekte stehen auch ein neues Parkhaus und ein Feuerwehrhaus (17 Millionen), der Umbau des Komplexes Biologics II (80 Millionen), die Erweiterung der Logistik (23 Millionen), der Ausbau und die Modernisierung von Labors (29 Millionen), ein neues Tanklager für Lösungsmittel (zehn Millionen) und die Modernisierung des Diagnostik-Produktionsgebäudes (16 Millionen). All diese Ausgaben dienten dazu, den Standort "modern zu halten", sagte Haberda. Sie seien ein "deutliches Signal", dass Penzberg für den Konzern wichtig bleibe.

Finanziell steht Roche auf solidem Fundament. Der Gesamtumsatz stieg voriges Jahr um vier Prozent auf 44,5 Milliarden Schweizer Franken, also etwa 37,2 Milliarden Euro. In Deutschland wurde er um 1,5 Prozent gesteigert. Ein eher niedriger Wert, den Thomas Schmid auf "Sondereffekte" im Vorjahr zurückführte. Dazu zählte der Sprecher der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH unter anderem das Agentengeschäft, das in Afrika und Asien nach und nach regionalisiert wird, was zu Umsatzeinbußen führte. Außerdem sieht sich das Unternehmen scharfer Konkurrenz von Billiganbietern aus China bei Diabetes-Mitteln ausgesetzt. Zu Penzberg legte Schmid ein klares Bekenntnis ab. Er sprach von einer "Win-win-Situation" für der Unternehmen und die Region. Die Investitionen in den Standort "helfen uns, die Kernkompetenzen, die wir hier haben, zu steigern", sagte Schmid.

Die Zahl der Mitarbeiter ist 2012 ebenfalls leicht gestiegen. Der Roche-Konzern hat derzeit 14 323 Beschäftigte, 356 mehr als 2011. In Penzberg arbeiten 4950 Angestellte, im Jahr zuvor waren es 4825. Zwar wurden 61 Stellen, unter anderem in der Pharmaforschung, abgebaut. Zwei Drittel der Betroffenen hätten aber an anderer Stelle im Penzberger Werk einen neuen Arbeitsplatz bekommen, erklärte Edgar Vieth, Geschäftsführer Personal bei Roche.

Mit Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, muss das Unternehmen bislang nicht kämpfen. "Wir hatten 2012 noch kein Problem, Fachkräfte zu akquirieren", teilte Vieth mit. Roche habe nun mal einen guten Ruf. Um auch in Zukunft geeignetes Personal zu bekommen, setzt der Konzern zum einen auf eine starke Präsenz im Internet, vor allem in den Social Media-Plattformen, und auf Messen. Zum anderen auch darauf, Talente zu binden und zu halten. Dazu sollen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen, beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle oder auch die unternehmenseigene Kinderkrippe Spatzennest, die von 48 auf 72 Ganztagesplätze erweitert wird.

Überdies will der Konzern mehr Frauen in Schlüsselpositionen bringen. Dort sind sie bisher nur zu 19 Prozent vertreten, obwohl ihr Gesamtanteil an der Belegschaft 44,9 Prozent beträgt. "Wir arbeiten intensiv und schauen, wie wir das nach oben bringen", sagte Vieth.

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