Im Kursaal:Trippeln im Dreivierteltakt

Kocherlball Kurhaus Bad Tölz

Und eins-zwei-drei, eins-zwei-drei: Die Tanzmeister Uta und Peter Hoffmann (Mitte) weisen die Tänzer in die Schritte ein, geben Takt und Richtung vor.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zum Kocherlball in Bad Tölz kommen schon von sechs Uhr morgens an viele Tänzer. "Das Publikum ist hinreißend", schwärmt Tanzmeister Peter Hoffmann

Von David Costanzo, Bad Tölz

Am Anfang ist es noch ein ganz schönes Trippeln im Dreivierteltakt. Die Mazurka ist an sich schon ein schwerer Tanz, wenn die Paare mit auf dem Rücken überkreuzten Armen nebeneinander galoppieren. Und dann erklingt das Strausssche "Ein Herz, ein Sinn" beim Kocherlball bereits um kurz nach sechs Uhr. Die Tanzmeister Peter und Uta Hoffmann haben die Schritte zwar vorgeführt, Peter Hoffmann aber sagt: "Es kann jeder sowieso tanzen, wie er will."

Die Tänzer kommen ins Schwitzen, die Zuschauer strahlen, selbst Kinder wuseln übers Parkett: Die dritte Auflage des Tölzer Kocherlballs ist wieder eine große Freude für alle Besucher. In aller Herrgottsfrühe kommen vielleicht 70 Menschen ins Kurhaus, nach acht Uhr hat sich ihre Zahl leicht verdoppelt - darunter die designierte Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer und Landrat Josef Niedermaier. "Der Vergnügungszug sammelt alle Tanzfreudigen ein", kündigt Kapellmeister Franz Mayrhofer an, der mit seinen Musicanti Bavaresi gekonnt zu Walzern, Landlern, Boarischen und Françaisen aufspielt. Nur das Wetter lässt die Besucher heuer hängen: Anders als in den beiden Vorjahren bleiben die Türen zur Terrasse wegen des Schnürlregens geschlossen.

Eigentlich lebt der Kocherlball ja von der Morgenfrische, von der aufgehenden Sonne, von der aufgekratzten, weil unausgeschlafenen Stimmung. So ist es beim großen Vorbild im Englischen Garten in München, der 1989 wiederbelebt wurde und mittlerweile 12 000 Besucher zählt. Und so könnte es auch im 19. Jahrhundert gewesen sein, als sich Diener, Mägde, Laufburschen, Küchenhelfer und Köchinnen - die "Kocherl" - in aller Frühe vergnügten, um danach wieder den Dienst bei den vornehmen Herrschaften anzutreten.

Tanzmeister Peter Hoffmann gibt zu, dass er ob des überdachten Kocherlballs skeptisch war. Doch schon nach den ersten Takten ist er begeistert. "Das Wetter ist so eindeutig schlecht, dass es schon wieder gut ist." Vor allem die ganz besonders Begeisterten seien gekommen, manche übten die Tänze sogar vor dem Kocherlball. "Das Publikum ist so hinreißend", schwärmt der Tanzmeister. In München sei es ja mehr ein Fasching, in Tölz dagegen ein Riesenspaß für die ganze Familie.

Zudem kommen nun auch Auswärtige, stellt Kurdirektorin Brita Hohenreiter fest. "Es ist am Schönsten, wenn die Gäste an den Veranstaltungen der Einheimischen teilnehmen." Der Tölzer Kocherlball habe sich etabliert, ist die Kurdirektorin zufrieden. Einer Neuauflage im kommenden Jahr steht nichts im Weg.

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