Im Innenhof:Strahlender Kronos

Im Innenhof: Grausam und wieder wasserfest: Kronos hat wieder seine Nische in den Kloster- Arkaden bezogen.

Grausam und wieder wasserfest: Kronos hat wieder seine Nische in den Kloster- Arkaden bezogen.

(Foto: Privat)

Götterfigur kehrt restauriert ins Kloster Benediktbeuern zurück

Von Marlene Krusemark, Benediktbeuern

Im barocken Innenhof des Klosters Benediktbeuern thronen die Götter des antiken Griechenlands: Zeus, Herakles und seit Samstag auch wieder Kronos. Zwei Jahre lang hatte sich die Figur, die ein Künstler vermutlich im 18. Jahrhundert aus einem einzigen Eichenstamm herausgearbeitet hat, auf Kur in den Gaißacher Werkstätten Wiegerling befunden. Am Samstag wurde sie feierlich wieder an ihren Platz im Südarkadentrakt gebracht.

Durch die griechische Mythologie ziehen sich neben den großen Heldentaten auch unerfreulichere Geschichten von Intrigen, Inzest und Gewalt. So trug auch der Titan Kronos nicht gerade zum Frieden im Olymp bei: Als Sohn von Uranos und Gaia und Vater des Zeus ist er nicht nur als Herrscher der Welt und Begründer des Goldenen Zeitalters in die Göttergeschichtsschreibung eingegangen. Dem Mythos nach musste er dafür erst seinen Vater mit einer Sichel entmannen, zudem verschlang er außer Zeus alle seine Kinder - aus Angst, selbst entmachtet zu werden.

Laut Jürgen Werlitz von der Pressestelle des Klosters Benediktbeuern symbolisieren Zeus, Herakles und Kronos, nicht zu verwechseln mit Chronos, dem Gott der Zeit, bestimmte Aspekte von Herrschaft. Diese sollten "im herrschaftlichen Kloster Benediktbeuern mit seinem Kurfürstentrakt den häufig anwesenden Fürsten anschaulich gemacht werden". Dass damit auch heidnische Götter im Kloster einen Platz gefunden hätten, sei kein Zeichen von religiöser Offenheit - die Götter seien im christlichen Kontext bewusst in Nischen eingebettet. Die Restauration der Kronos-Figur wurde vom Förderverein Juwel initiiert und von der Stiftung der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen und der Bauer'schen Barockstiftung finanziert. Die Renovierungsarbeit übernahmen die Werkstätten Wiegerling, die auch schon die Heraklesfigur, die dem Kronos im Arkadenhof gegenübersteht, zu neuem Glanz verholfen hatten.

"Als die Kronos-Figur 2013 das erste Mal zu uns kam, war sie in desolatem Zustand", erzählt Eva Wiegerling-Hundbiss, die für die fotografische Dokumentation des Projektes verantwortlich war. "Das Holz hatte frei gelegen und war daher der Witterung ausgesetzt gewesen." Mithilfe von Querschliffuntersuchungen analysierten die Experten die Farbreste, die sich an der Figur befanden. So erkannten sie, dass die Fassung der Kronos-Figur ursprünglich steingrau gewesen war, und rührten den Originalfarbton wieder an. "Die Fassung ist in Öltechnik ausgeführt, somit ist die Farbe nun witterungsfest", erklärt Wiegerling-Hundbiss. Außerdem mussten ein Fuß und ein Teil vom Sockel ergänzt werden - diese Elemente seien nicht mehr zu retten gewesen. Als nächstes müsse man nun den Zeus angehen, der sei gerade in ähnlich schlechtem Zustand wie es Kronos anfangs war.

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