Es gibt offenbar viele glückliche Zufälle im Leben von Andrea Letzing. Einer von ihnen ist, dass sie als Altistin beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks immer hinter den Bläsern steht. "Die Streicher, zum Beispiel, kennt man gar nicht", sagt sie vergnügt. "Aber mit den Bläsern aus der letzten Reihe hat man immer eine Menge Spaß." Kein Wunder, dass elf dem Leben zugewandte Herren nicht zögerten, Letzings Einladung an die Osterseen anzunehmen. Das BRass Ensemble München eröffnet im Februar die nächste Saison der Iffeldorfer Meisterkonzerte - mit einem anspruchsvollen Programm, für eine bescheidene Gage.
Ein weit gespanntes Netzwerk, Musikerfreundschaften quer durch die Republik, das sind Trümpfe, die es der vielfach engagierten Musikerin ermöglichen, mit einem winzigen Budget Herausragendes zu bieten. Vor einem Jahr hat Letzing die künstlerische Leitung der Iffeldorfer Meisterkonzerte übernommen. Konkurrenten und Spötter ließ sie beschwingt hinter sich.
Dass einige von ihnen immer wieder Plakate zerstören und böse Gerüchte über sie in die Welt setzen, erzählt sie an diesem strahlenden Oktober-Morgen nur am Rande. Offene Kritik? "Gibt es nicht." Wie sollte es auch: Alle Konzerte waren gut besucht, die Gäste begeistert, die Kritiker ebenfalls, die Künstler nicht minder. "Ein voller Erfolg für Frau Letzing und ihr Team", bilanziert Bürgermeister Hubert Kroiß in seinem Grußwort zum neuen Programm.
Dieses liegt - frisch und ansprechend gestaltet - auf dem Tisch der Iffeldorfer Bibliothek und zeichnet sich laut Letzing dadurch aus, "dass für jeden etwas dabei ist - Bläser, Streicher, Stimme, Flöte". Vor allem aber, das wird schnell klar, dürfte es die Neugier reizen. Da gibt es etwa die Erstaufführung des Werkes "Aura" von Friedemann Dähn für Streicher und Klangsteine, kombiniert mit Wasser-Klang-Bildern des Künstlers Alexander Lauterwasser (20. April).
Oder das einzigartige, aus vier Bratschisten bestehende Tertis-Viola-Ensemble (14. Dezember). Mit Singer Pur hat Letzing eine junge A-Cappella-Truppe gewonnen, die dreimal den Echo-Klassik abgeräumt hat und "Musica Nova" aus dem 15. Jahrhundert mit brandneuen Werken kombiniert (28. September). Und der Leipziger Kammersänger Martin Petzold, gerade für seine Bach-Interpretationen in Iffeldorf gefeiert, hat sich kurz entschlossen für zwei Sonderkonzerte verpflichtet (27. und 28. Juli). Auf dem Programm: Volkslieder. Mitsingen erwünscht.
Nur Langeweile, so lässt sich festhalten, ist tabu, und Letzing die erste, die sich gern überraschen lässt. Auf vier attraktive Blockflötistinnen ist sie gestoßen, als ihr eine Fachzeitschrift für Flöten in die Hände fiel. Ihr erster Gedanke: "Um Gottes Willen - ich hasse Blockflöten!" Dann aber klickte sie doch einmal die angegebene Internetseite an und war hingerissen. Wer ebenfalls ein Blockflöten-Trauma aufzuarbeiten hat, sollte sich den Abend mit dem experimentierfreudigen Quartet New Generation vormerken (29. Juni).
Der Bayerische Rundfunk hat mit dem Iffeldorfer Team mittlerweile eine Medienpartnerschaft geschlossen. Teilen möchte Letzing ihre Begeisterung aber nicht nur mit der eingeschworenen Klassikgemeinde und ihrem Stamm-Publikum, das zu einem guten Teil aus dem Speckgürtel Münchens anreist. Gerne würde sie auch junge Gäste infizieren, die Seltenheitswert in den Konzertsälen haben. Künftig darf daher jeder Besucher einen Jugendlichen mitbringen - kostenlos. "Sollte dies Probleme aufwerfen, weil uns die Plätze ausgehen", sagt Letzing, "dann feiern wir!"
Informationen für Besucher und Sponsoren unter www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de