Iffeldorf:Fantastisch, flott und frech

Der begabte Penzberger Illustrator und satirische Zeichner Björn Grunau zeigt in Egbert Grevens Galerie "schön + bissig" in Iffeldorf erstmals eine Einzelausstellung.

Barbara Szymanski

Das Gute liegt oft so nah. Der Illustrator und Comic-Zeichner Björn Grunau kommt aus Penzberg und bestreitet zum ersten Mal eine Einzelausstellung - in Iffeldorf. Entdeckt hat ihn Egbert Greven, Galerist, Gründer der Iffeldorfer Meisterkonzerte und satirischer Zeichner und Maler, für seine Iffeldorfer Galerie schön + bissig. Greven ist begeistert von dem 31 Jahre alten Talent. Und überhaupt Comics. Hierzulande seien sie unterschätzt, meint Greven: "Mit Comic wird Literatur übersetzt." Und für Comics wie "Superman" zahlten Sammler heutzutage sechsstellige Dollarbeträge.

Björn Grunau

Flotter Strich: Wer so arbeiten kann, darf gelegentlich auch den Computer zu Hilfe nehmen, meint Galerist Greven.

(Foto: Manfred Neubauer)

Wer die Strips, Zeichnungen, Karikaturen und Comics von Björn Grunau betrachtet, hat einen anderen Eindruck. Diese sind anspruchsvoll und detailgenau gezeichnet - auch wenn er gelegentlich mit Computerunterstützung arbeitet. "Vollkommen legitim" findet Greven das. Doch Grunau zeichnet zuvor seine Szenen und Figuren technisch hervorragend mit flottem Strich und überbordender Fantasie ganz klassisch von Hand mit Bleistift oder Tusche.

Wie so ein Comic für ein Heft oder gar einen Film entsteht, das kann der Galeriebesucher an Beispielen verfolgen von der Entwicklung der Figur in einem Notizbuch, über die Bleistift- und Reinzeichnung mit Tusche bis zur fertigen, computerbearbeiteten farbigen Comic-Sequenz. Grunau hat als gebürtiger Kieler dafür einen urigen Klabautermann gewählt, der in einem erbärmlich kleinen Boot, pfeiferauchend und gelassen eine große Welle auf sich zurollen sieht. Doch nicht nur vom Norden lässt Grunau sich inspirieren. Genauso haben es ihm der sagenumwobene Wolpertinger oder herzhafte bayerische Typen angetan. Die sieht er als Waldgeister, Trolle oder verschmitzte Gnome wie seine Bayern mit und ohne Lederhose. Dabei mogelt er nicht, sondern stellt sich der schwierigen Aufgabe, Hände oder Füße genau und ausdrucksstark zu zeichnen. Er verliert sich mit kräftig geführtem Strich nicht im Detail, sondern schafft ein kleines, stimmiges Kunstwerk. Und plötzlich sitzt da eine Loreley auf einem Felsen und lässt das Blondhaar wehen, das ein ganzes Flussbett füllt. Wieder so ein Beispiel von Literaturübersetzung.

Grunau verarbeitet offenbar immer wieder Kindheitsträume oder -ängste. So beruhigt ein Vater seinen Buben, dass kein Monster unter dem Bett liegt. Aber der Bub sieht halt das Krokodil mit Dutzenden von Krakenarmen - und der Betrachter kann's bezeugen.

Nicht mehr abwenden kann sich der Betrachter von einer Bleistiftzeichnung: In einem stilisierten und fast ornamentalen Laubwald tummeln sich allerlei Geister. Grunau zeigt hier, was die Bleistifttechnik und ein meisterlicher Zeichner leisten können. Er schraffiert mit Tausenden Bögen und Linien einen dunklen Wald; die Geistlein und die Bäume treten hell hervor.

Björn Grunau ist im Grunde genommen ein klassischer Zeichner, der hoffentlich einmal ein anspruchsvolles, komisches und trotzdem kluges Kinderbuch illustriert.

Comic und Illustrationen von Björn Grunau, Galerie schön + bissig, Iffeldorf, Hofmark 8a; bis 17. Oktober, Mittwoch, Samstag und Sonntag 15 bis 17 Uhr

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