Icking/Wolfratshausen:Waldpflege zu Pferd

Icking/Wolfratshausen: Nicht ganz ungefährlich, aber ökologisch wertvoll: das traditionelle "Pferderücken" wird auch heute noch praktiziert.

Nicht ganz ungefährlich, aber ökologisch wertvoll: das traditionelle "Pferderücken" wird auch heute noch praktiziert.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Isartalverein zeigt die traditionelle Holzrückung

Von Barbara Irl, Icking/Wolfratshausen

Die beiden süddeutschen Kaltblütler Max und Annika spannen die Muskeln an und ziehen den Baumstamm hinter sich durch den schlammigen Boden im Wald zwischen Icking und Wolfratshausen: Das traditionelle und seltene "Pferderücken" hat begonnen. Gefällte Baumstämme werden auf ursprüngliche Weise mit Pferden aus dem Wald gezogen und zu einem Transporter gebracht. Ein Spektakel "wie anno dazumal", zu dem der Isartalverein eingeladen hat.

Das "Pferderücken" erfülle einen ökologischen Zweck, sagt Förster Robert Nörr vom AELF Holzkirchen. Das Arbeiten im Wald mit den Nutztieren habe eine entscheidenden Vorteil: die weniger ausgeprägte Bodenverdichtung. Was es damit auf sich hat, erklärt der Pferderücker Manfred Schmid: Der Druck pro Hufe habe ein unheimliches Gewicht und konzentriere sich nur auf eine Stelle. "Nicht so wie die Maschinen, die breite Fahrspuren machen und viel mehr Boden verdichten." Je dichter aber der Boden, desto weniger Luft und Hohlräume gebe es, und somit hätten die Bakterien größere Probleme, den Boden aufzulockern. Bis heute ließen sich an der hohen Bodenverdichtung sogar Schlachtfelder des 30-jährigen Krieges erkennen, sagt Förster Nörr. Außerdem schieden Pferde erheblich weniger Kohlenstoffdioxid als Maschinen aus.

Obwohl es aber für die traditionelle Holzrückung staatliche Subventionen gebe, sei sie nicht immer sinnvoll, sagt Schmid. Der Aufwand mit den Pferden sei enorm. Nicht nur, dass er die Tiere von seinem Königsdorfer Hof herbringen müsse und der Transport der vier Meter langen und rund eine Tonne schweren Stämme nur sechs Stunden möglich sei, alleine die Ausbildung der Pferde brauche bereits viel Zeit. Schmid hatte 2002 selbst auf einem Hof in Ulm einen "Holzrückelehrgang" gemacht. Seitdem ist er in Wäldern rund um Königsdorf und Wolfratshausen unterwegs. Bis die Ausbildung wirklich abgeschlossen sei, dauere es Jahre, sagt der 60-Jährige. Auch sei der Beruf hochgefährlich. Die Gefahr, unter die Baumstämme zu geraten, zu stürzen oder von den Pferden getroffen zu werden, sei hoch. "Bei der Arbeit kann ich nicht nebenher träumen", sagt Schmid. Nur im Hochsommer arbeite er nicht, sagt der Königsdorfer, der mit den Pferden auch seine Kartoffel-, Roggen- und Weizenäcker betreibt, "Wegen den Mücken. Und eine gewisse Kondition brauchen die Pferde schon."

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