Icking und Schäftlarn: Streit um Kinofilm:Verwirrung in Orange

Wo ist die Kommune, die als Vorlage für den Kinofilm "Sommer in Orange" diente? In Icking, glauben die Ickinger. In Schäftlarn, entgegnen die Schäftlarner. Ein Anruf schafft nun Klarheit.

Isabel Meixner

Es muss eine wilde Zeit gewesen sein Anfang der 80er Jahre: Orange gekleidete Sanyasin tanzen sich, betört von Sandelholz-Räucherstäbchen und Meditationsmusik, in die oberbayerische Idylle, und keiner weiß so recht, woher sie kamen und wohin sie treiben. Auch heute, 30 Jahre später, hat sich der orangenfarbene Nebel der Verwirrung nicht gelegt.

Icking und Schäftlarn: Streit um Kinofilm: Die Vorlage für den Film "Sommer in Orange" lieferte die "wuide Hütt'n" in Schäftlarn.

Die Vorlage für den Film "Sommer in Orange" lieferte die "wuide Hütt'n" in Schäftlarn.

(Foto: Majestic Filmverleih / Christian Hartmann)

Und so führt die Suche nach der Kommune von Baghwan-Anhängern, deren Geschichte dem Kinofilm "Sommer in Orange" zugrunde liegt, durch ein Dickicht aus verschwommenen Erinnerungen und Verwechslungen. In Schäftlarn, so meldete die dpa, soll sich der Hort der Glückseligen befunden haben. Erkundigt man sich in den Schäftlarner Straßen nach den Sanyasin, erinnern sich einige Einwohner an die "wuide Hütt'n". In der Johann-Baptist-Straub-Straße soll Anfang der 80er Jahre "a Handvoi Leit" gewohnt haben, nämlich "einer aus'm Ort" mit ein paar Freunden, berichtet eine in der Gemeindegeschichte bewanderte Schäftlarnerin.

Doch der Weg zur Erleuchtung ist nicht so einfach, wie er scheint: In Irschenhausen gab es "eine wirkliche Kommune" mit etwa 20 Bewohnern, und die Ickinger sind sich sicher, dass deren Geschichte verfilmt wurde.

So erzählte Gemeinderätin Vigdis Nipperdey im heute journal vom Widerstand der Ickinger gegen die orange gekleideten Hippies. Auch Schäftlarns Bürgermeister Matthias Ruhdorfer kann sich an Sanyasin an der Gemeindegrenze erinnern, und der Hausbesitzer des Anwesens, in dem einst alternative Messen gefeiert wurden, erklärt, dass die gesuchte Kommune im Schäftlarner Weg lebte.

Tatsächlich ist im Ickinger Gemeindearchiv die fünfmonatige Anwesenheit einer Kommune dokumentiert, deren Geschichte stark an das Drehbuch von "Sommer in Orange" erinnert. Befand sich die Kommune in Icking? Liegt eine Verwechslung vor, weil das Anwesen im Schäftlarner Weg Ebenhausen als Postadresse hatte?

Ein Anruf bei Natalie Graf, Presseverantwortliche des Kinofilms, schafft Klarheit: Drehbuchautorin Ursula Gruber, die ihre Kindheit bei den Sanyasin verbrachte, lebte in der Kommune in Hohenschäftlarn. In der "wuiden Hütt'n" also, nicht in der "wirklichen Kommune".

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