Kraftwerk:Umleitung am Ickinger Wehr

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Der Bagger gräbt bereits: Hier soll in Zukunft der neue Auenbach entstehen, mehr als einen Kilometer lang und etwa 75 Zentimeter tief soll er werden. (Foto: Harmut Pöstges)

Eon will sein Kraftwerk Mühltal besser auslasten und dafür mehr Isarwasser als bisher in den Kanal fließen lassen. Um diesen Eingriff in die Natur auszugleichen, legt der Konzern einen Bach durch den Auwald an

Von Barbara Briessmann, Icking/Egling

Arbeiter schlagen am Ufer in der Nähe des Ickinger Isarwehrs eine Schneise in den Auwald. Spätestens im kommenden April soll sich dort ein neuer Bach durch die Au ziehen, den die Firma Uniper, eine Abspaltung des Energiekonzerns Eon, seit dieser Woche anlegen lässt. Denn in Zukunft wird am Wehr mehr Wasser als bisher in den Mühltalkanal umgeleitet. Der Kanal führt das Wasser wiederum zum Kraftwerk Mühltal - und das soll durch die größeren Wassermengen besser ausgelastet werden und mehr Strom produzieren.

Weil das Unternehmen mit diesem Umbau in die Natur eingreift, gleicht es das mit einem zweiten Eingriff aus, dem künstlich angelegten Bach um das Ickinger Wehr. Uniper zufolge erhofft man sich zwei Dinge: Mehr Strom aus Wasserkraft, aber auch einen "Nutzen für den Umweltschutz", wie das Unternehmen betont.

Der Bach wird insgesamt 1,4 Kilometer lang sein, er beginnt rund 150 Meter oberhalb des Wehrs und wird 900 Meter unterhalb wieder in die Isar münden. Die Wasserbau-Ingenieure geben dabei laut Uniper nur grob vor, wie das Bachbett später aussehen soll. Auf Maßnahmen wie die Befestigung der Gewässersohle und der Uferböschung sowie künstliche Abdichtungen wird demnach ganz bewusst verzichtet, das solle der Natur selbst überlassen bleiben. Nur die Bereiche des Einlaufbauwerks und der Wegkreuzungen werden aus Sicherheitsgründen mit einer Stahlbetonkonstruktion und Durchlässen aus Wellstahlrohren hergestellt.

Durch den Auenbach werden pro Sekunde durchschnittlich zwei Kubikmeter Isarwasser fließen. Am Anfang sogar noch mehr: Bis sich das Bachbett selbst hergestellt, stabilisiert und abgedichtet hat, werden es bis zu vier Kubikmeter Wasser sein. Der Bach wird ungefähr 75 Zentimeter tief sein. Damit entstünden für diverse Wasserlebewesen neue Lebens- sowie Rückzugsräume. Bislang fließen am Ickinger Wehr noch bis zu 80 Kubikmeter pro Sekunde aus der Isar in den Mühltalkanal, im Kraftwerk Mühltal werden so im Jahresdurchschnitt etwa 75 Millionen Kilowattstunden an regenerativem Strom erzeugt. Diese Menge reicht theoretisch aus, um mehr als 24 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Der Mühltalkanal und das Kraftwerk sind technisch allerdings in der Lage, noch einmal zehn Kubikmeter mehr, also bis zu 90 Kubikmeter pro Sekunde aufzunehmen und diese energetisch zu nutzen. Wenn der Auenbach Anfang kommenden Jahres fertig sein wird, soll deshalb in Zukunft die volle Menge umgeleitet werden. Das ermöglicht nicht nur eine bessere Auslastung des Kraftwerks, sondern ersetzt Uniper zufolge auch ein mögliches eigenes Kraftwerk im Ickinger Wehr, wie es der Eon-Konzern zwischenzeitlich geplant hatte. Die dort bestehende Fischtreppe wird von Uniper erhalten, damit die Isar an dieser Stelle durchgängig bleibt.

Klaus Engels, Leiter des Bundesverbandes der Deutschen Wasserkraftwerke, ist mit dem Projekt zufrieden: So sei allen Seiten gedient. Schon bei der Präsentation der Pläne habe es von der Fischerei bis zum Umweltschutz große Zustimmung gegeben. "Die Ökologie gewinnt gleich zweimal", sagt Engels, "durch den neuen Auenbach, der das Hinterland bewässert, und die zusätzliche klimafreundliche Stromerzeugung aus Wasserkraft im Kraftwerk Mühltal." Uniper zufolge wurde die Maßnahme unter anderem eng mit dem Landratsamt und den Naturschutzbehörden abgestimmt.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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