Icking/Berg:Der verstreute Zoo

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Die Künstler der Ateliertage Berg/Icking widmen sich diesmal dem Thema Tier und stellen neben Bürstenfisch und Grillen den Nullbock, Tischhundund Fisch-Semmel aus

Von Katja Sebald, Icking/Berg

Am Ostufer des Starnberger Sees sind die Tiere los: 16 Künstler zwischen Berg und Icking haben noch einmal am kommenden Samstag von 14 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr ihre Werkstatt-Türen geöffnet. Im Rahmen der Ateliertage, die in diesem Jahr zum 29. Mal stattfinden, zeigen sie ihre Arbeiten zum Thema "Tier". Während einige dafür aus ihren Beständen schöpfen konnten, haben sich andere dem Thema aus neuen und ungewöhnlichen Blickwinkeln angenähert.

Hans Panschar hat in seiner Werkstatt in Allmannshausen den "Zoo der Zufallstiere" eröffnet: Dort findet sich ein kleiner "Tischhund", der auf seiner hohen Stele brav "Sitz" macht. Daneben tummeln sich fröhlich ein Bürstenfisch, ein Sägefisch, ein Schachtelfrosch und die "Fischsemmel", halb Fisch, halb Semmel. Ein kleiner Thunfisch, der auf der Werkbank aus seiner Öldose gesprungen ist, gehört wohl ebenfalls in Reich der wundersamen Kunstunfälle. Nicht so die große Arche, auf die der Mensch seine Tiere gerettet hat, allerdings in Form von "lebensecht" geformten hölzernen Schinken und Würsten. Dazu gibt es noch mal am Sonntag, 11. Oktober, 16 Uhr eine Performance mit Tierlyrik.

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(Foto: Nila Thiel)

Animalisch: Juschi Bannaskis "zwölffüßiger Flugselbstzweifler"...

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(Foto: Nila Thiel)

...und Hans Panschar mit seiner "Arche".

Wie der Mensch mit dem Tier umgeht, dieser Frage ist der Fotograf Andreas Huber nachgegangen. In seinem Studio in Aufhausen zeigt er sorgfältig inszenierte und hoch ästhetische Fotos von Kuscheltieren, die von einem aufopferungsvollen Leben im Kinderzimmer gezeichnet sind. Im Zoo fotografierte Huber Gehege und Behausungen von abwesenden Tieren. Hart kontrastieren mit diesen Bildern die kühlen Fotos, die in Metzgereien entstanden.

Juschi Bannaski hält in Aufkirchen hinter Glas eine zarte, pastellgetönte Libelle und den filigranen "zwölffüßigen roten Flugselbstzweifler", halb Huhn, halb Insekt. Eine "hennarote Henna aus Hearoa" besingt Dazze Kammerl aus Farchach in einem einer merkwürdig-heiteren Lieder, jetzt gibt es die "hennarote Henne aus Höhenrain" auch als Linoldruck auf Papier. Dazu findet sich in seinem hölzernen "Atelier auf der Lüften" ein mit allerfeinstem Bleistiftstrich gezeichneter Bussard.

Aktionistisch geht es wie immer bei Gerd Jäger in Farchach zu. Der Holzbildhauer, der jahrelang für die Grünen im Gemeinderat saß und als personifizierter Bund Naturschutz für Bäume, Biber und Biotope kämpfte, fordert "Free Willy": Nur ein knöcherner Schädel ragt aus einer fest verzurrten Holzkiste vor dem Atelier heraus. Nach längerer Pause öffnet Jäger wieder Garten und Haus, wie eh und je finden sich dort unzählige seiner minimalistischen Skulpturen - eine respektvolle Hommage an die Natur. Er entkernt Stämme und Äste, durch kühne Reduzierung betont er ihre Formen. Biber oder Schmetterlingslarven, die ihre Spuren im Holz hinterlassen, assistieren dem Künstler. Zu den neuen Objekten gehört ein ausgehöhlter und rot lasierter Wurzelstock, der wie das Herz eines riesenhaften Urtiers aussieht.

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(Foto: Nila Thiel)

Hier zu sehen: Dazze Kammerls "Kuh"...

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(Foto: Nila Thiel)

...und Andreas Hubers "Baba".

Käfer, Bienen und Grillen, tönerne Hündchen und Kälbchen haben sich rund um den Teich im Garten von Gerdi Herz in Irschenhausen versammelt. Einige der aus Keramik und Metall geformten Tierwesen haben sich bis ins Haus gewagt und treffen dort auf "Pablos Ziege", eins der wenigen gegenständlichen Bilder von Sissi Edler. Im Hof von Sebastian Heinsdorff hat sich eine tierische Badegesellschaft versammelt: Eine plätschernde "Wasserschnecke", eine weiße "Taube" und der hintersinnige "Nullbock", nur der elegante "Kranich" möchte sich die Füße nicht nass machen und steht lieber auf einem Bein.

Weitere Ateliertüren öffnen sich bei: Birgit Behrends-Wöhrl und Teresa Erhart in Wolfratshausen, Ernst Grünwald in Ammerland, Hannelore Jüterbock, Allmannshausen, Lucie Plaschka, Aufkirchen, Gabriel Baumüller und Sophia Hössle, Irschenhausen, Christiane Leimklef, Ebenhausen.

www.atelier-tage.de

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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