Icking:Tango des Lebens und der Ehe

Icking: Ulrike Dostal brillierte als Sonja und stellte auch alle weiblichen Nebenfiguren dar. Amadeus Bodis gab den zurückhaltenden Lothar.

Ulrike Dostal brillierte als Sonja und stellte auch alle weiblichen Nebenfiguren dar. Amadeus Bodis gab den zurückhaltenden Lothar.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Gesellschaft unterm Apfelbaum" spielt eine Komödie von Georg Kreisler

Von Reinhard Szyszka, Icking

"Geh' mer Taubenvergiften im Park". Noch heute fällt den meisten beim Namen Georg Kreisler diese Liedzeile ein. Dabei hat Kreisler ein umfangreiches und sehr vielschichtiges Lebenswerk hinterlassen: zahllose Lieder, aber auch Romane, Satiren, Gedichte und Autobiografisches. Und, nicht zu vergessen, eine ganze Reihe von Dramen. Eines von ihnen, das 1999 entstandene Zwei-Personen-Stück "Du sollst nicht lieben", war am Freitag beim Irschenhausener Theatersommer der Gesellschaft unterm Apfelbaum zu erleben.

Der in Ehren ergraute Lothar und die deutlich jüngere Sonja lernen einander kennen und heiraten. Aus Liebe? Wohl eher, um dem Single-Dasein zu entfliehen. In 17 skurrilen Bildern stellt Kreisler die Szenen einer Beziehung und einer Ehe auf die Bühne. Die Inszenierung von Robert Ludewig kam mit einem Minimum an Requisiten aus: zwei Stühle, dazu einige Umzugskartons, die sich im Verlauf des Abends im Hintergrund stapeln. Selbst Sonjas Tochter aus einer früheren Beziehung war nur ein Umzugskarton mit aufgemaltem Gesicht. Wie ein roter Faden zog sich das Kreisler-Lied "Zwei alte Tanten tanzen Tango" durch die Aufführung: Lothar und Sonja als die alten Tanten, gefangen in einem verzweifelten Tango des Lebens und der Ehe.

Die Schauspielerin Ulrike Dostal brillierte nicht nur als Sonja, sondern stellte auch alle weiblichen Nebenfiguren dar: die Schreckschrauben im Angebot einer Ehevermittlung ebenso wie Lothars Sekretärin. Ihr Kollege Amadeus Bodis blieb etwas blass. Sein Mikrofon funktionierte zu Beginn nicht richtig, so dass er manchmal kaum zu verstehen war. Zum Glück konnte dieses Problem hinter der Bühne behoben werden. Und gerade das Zurückhaltende seines Spiels kam der Figur Lothar zugute. Zur Hochform lief Bodis auf, als er den schwäbelnden Elektriker mimte, der bei Sonja nicht nur Lampen reparieren will.

Kreisler pflegte zeitlebens eine Hassliebe zur klassischen Musik. Textunterlegungen bekannter Ohrwürmer hat er oft verwendet, auch in diesem Stück. Lothar und Sonja hängen zu Beethovens fünfter Sinfonie ihren Gedanken nach, und ihren Ehekrach singen sie auf Rossinis "Wilhelm Tell"-Ouvertüre. Auch hier war es vor allem Dostal, die mit klarer Singstimme überzeugte, während der Part für Bodis stellenweise zu tief lag. Insgesamt ein vergnüglicher, aber auch melancholischer Abend.

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