"Pizza backen" oder "Pommes essen": Das ist am Samstag am Skihang am Rothberg in Icking eine immens wichtige Entscheidung. Zwei Teilnehmerinnen des "Zwergerllaufs", Julia Hönig und Livia Fleuchhaus aus Schäftlarn sind zum ersten Mal beim Rennen dabei. Wie die beiden siebenjährigen Mädchen erklären, ist mit "Pizza" die Skistellung Pflug gemeint, weil die Ski dabei eben eine Art Pizzastück bilden. "Pommes" bezeichnet das Schussfahren mit parallelen Skiern. Mit welchem Fahrstil man das Rennen gewinnen kann, ist für die Mädchen eindeutig: "Pommes!" Wie 45 weitere Teilnehmer aus Wolfratshausen, Icking, Schäftlarn und Pullach starten die zwei Siebenjährigen beim ältesten Skirennen in der Region. Die jüngsten Teilnehmer sind erst vier Jahre alt, die ältesten immerhin schon acht. Seit rund 80 Jahren wird das Rennen am Hügel neben dem Ickinger Sportplatz schon ausgetragen. Manche Kinder sausen tief in den Knien fast wie echte Rennfahrer den Hügel hinunter, andere haben noch nicht gelernt, mit Stöcken zu fahren
Unter einfachen Bedingungen fand es in diesem Jahr nicht statt. "Die Vorbereitung hat viel Mühe gekostet", sagt Melanie Dondl am Samstag. Sie hat das Rennen zusammen mit dem Wintersportverein Icking organisiert. Wegen des Tauwetters am Donnerstag und Freitag war viel Schnee schon wieder weggeschmolzen. Um den Kindern trotzdem eine vernünftige Abfahrpiste präparieren zu können, sei die Schneefräse viel im Einsatz gewesen, um den Schnee zusammenzuschieben, erklärt Dondl. Die zwei Durchläufe machen der Piste dennoch zu schaffen: Zunehmend sind braune Flecken und eisige Stellen zu sehen. Hinzu kommt ein kalter, kräftiger Wind, der den Teilnehmern Schneeflocken ins Gesicht bläst.
Die Buben und Mädchen lassen sich davon jedoch kaum beirren. Unter den lauten Zurufen ihrer Eltern und anderer Zuschauer, die sich zwischenzeitlich mit warmem Tee und Punsch aufwärmen, kurven sie die schmale Abfahrt herunter. Viele von ihnen sind bereits erfahrene Skifahrer, die im Alter von zwei bis drei Jahren zum ersten Mal auf den Ski standen. Auch Hannes Dondl, Jahrgang 2009, ist bereits mit drei Jahren zum ersten Mal Ski gefahren. Das viele Üben in den vergangenen Jahren zeichnet sich am Samstag erneut aus: Mit 17,99 Sekunden erreicht er wie schon im vergangenen Jahr die Tagesbestzeit und wird später im Vereinsheim als Sieger des Jahrgangs 2009 ausgezeichnet. Hannes ist Melanie Dondls Sohn und Enkel des langjährigen WSVI-Vorsitzenden Hans. Am Zwergerlrennen durfte er heuer zum letzten Mal teilnehmen - nächstes Jahr wird er neun, dann ist er schon zu alt. Die Tagesbestzeit unter den Mädchen erreicht Rafaela Eimer mit 19,67 Sekunden, die damit auch Siegerin bei den 2010 geborenen Mädchen wird.
Jüngster Sieger ist Neo Stuke, Jahrgang 2012, mit 30,34 Sekunden. Im Jahrgang 2011 landen Sophie Schmid und Markus Reiner auf dem ersten Platz. Carl-Hugo Wesel wird bei den Buben des Jahrgang 2010 Erster, Johanna Barth bei den Mädchen des Jahrgangs 2009. Livia Fleuchhaus kommt in ihrem Jahrgang schließlich auf den dritten Platz, Julia Hönig wird neunte. Die Sieger erhalten Geschenke und Medaillen. Aber auch alle anderen Teilnehmer können sich ein kleines Geschenk aussuchen. Gesponsert von den örtlichen Kreditinstituten, gibt es Tassen, Bücher und Kuscheltiere.
Hans Dondl, 25 Jahre lang Vorsitzender und jetzt Ehrenvorsitzender des Wintersportvereins, erinnert sich noch gut an die vielen vorangegangenen Skirennen am Rothberg: "Es gab hier sogar mal einen kleinen Lift", sagt er. Nach einem Unfall sei dieser jedoch abgebaut und nie mehr wieder aufgebaut worden. Früher sei noch üblich gewesen, dass die Ickinger Jugend am Rothberg Ski fuhr. Das sei jetzt kaum mehr der Fall. Vielmehr habe sich der Wintersport um den Ickinger Sportplatz aufs Langlaufen verlagert, erklärt Dondl. Das Ickinger Rennen hieß früher "Skitag der Allerkleinsten" und erhielt in den 1970er Jahren den Namen "Zwergerllauf", der bis heute beibehalten wurde.