Icking:Mit Lichtgeschwindigkeit in die digitale Zukunft

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Icking wird die erste Gemeinde mit wirklich schnellem Internet im Kreis, weil Glasfaserkabel bis in jedes Haus reichen. Erste Nachbarn wollen die Leitung anzapfen.

Von Claudia Koestler, Icking

Bilder, die über Stunden Pixel für Pixel hochgeladen werden. Webseiten, die sich nur in Teilen aufrufen lassen. Ganz zu Schweigen von brüchig ruckelnden Videos: Unendliche Geduld muss aufbringen, wer keinen schnellen Zugang zum Internet hat. Viele Bewohner und Firmen im ländlichen Raum können bis heute von Glasfaser und Gigabits nur träumen - doch die Gemeinde Icking schafft den Sprung in die Moderne und surft demnächst mindestens genauso schnell auf der Datenautobahn wie Großstädter: Der Telekommunikationskonzern Vodafone baut derzeit eine zwölf Kilometer lange Glasfaserleitung von Starnberg nach Icking. Und von dort aus geht es künftig per Lichtgeschwindigkeit weiter bis in jedes Haus: Denn die rund 3600 Einwohner zählende Isartalgemeinde baut derzeit ein eigenes Glasfasernetz auf ihrer Flur, das es nach der Fertigstellung wiederum an Vodafone als Betreiber vermietet. Und schon will mit Schäftlarn eine weitere Gemeinde der Region das neue ultraschnelle Kabel anzapfen.

Icking wird aber nicht nur die erste Gemeinde im Kreis mit einem eigenen Glasfasernetz sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Breitband-Projekten im ländlichen Raum werden die Leitungen dort nicht alleine bis zum Kabelverzweiger am Straßenrand reichen, sondern bis in jedes einzelne Gebäude hinein verlegt. Ohne bremsenden Kupferdraht, der Daten nur als elektrische Impulse und damit begrenzt übermitteln kann, ermöglicht die optische Übertragung per Glasfaser eine Versorgung jedes Haushalts mit Bandbreiten von 200 Megabit pro Sekunde. Angestrebt seien sogar 400 Megabit pro Sekunde, wie Georg Linsinger von der Breitbandinitiative Icking sagte. Möglich wurde dies, weil zunächst Bürger in dieser Initiative und dann der Gemeinderat aktiv wurden.

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Inzwischen rechnet Icking mit 6,6 Millionen Euro Baukosten für das Ickinger Netz, weil alle Ortsteile und Weiler an das Highspeed-Netz angeschlossen werden sollen. Kosten, die sich nach Angaben von Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) in etwa 34 Jahren amortisiert haben dürften. Der Freistaat wiederum fördert den Breitbandausbau in der Isartalgemeinde mit rund 460 000 Euro, weshalb zum Spatenstich am Freitag Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) und Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter nach Icking gereist waren. Schließlich hat das Projekt Leuchtturmcharakter und könnte als Modell für andere Kommunen dienen.

Mit der Entscheidung für Glasfaser in jedes Haus sei die Gemeinde "vorbildlich", lobte Söder: "Sie tragen dazu bei, Bayern in die digitale Zukunft zu führen." Schnelles Internet werde in Zukunft in allen Bereichen neue Möglichkeiten schaffen, von der Wirtschaft über die Verwaltung bis hin zur Telemedizin. Doch dafür brauche es eben die entsprechende Infrastruktur. Der "Gefahr einer digitalen Spaltung" zwischen Stadt und Land müsse begegnet werden. Icking schaffe gerade "den Quantensprung in der Versorgung." Deshalb dankte er allen Beteiligten "für den Mut und die Bereitschaft, das durchzuziehen."

Als "Pionier-Projekt" bezeichnete Ametsreiter den Ickinger Breitbandausbau: "Und das mit einer Struktur, die die beste der Welt ist und es die nächsten 100 Jahre auch bleiben wird", versprach er. Glasfaser transportiere Daten in Lichtgeschwindigkeit, "und nichts ist schneller", so der Vodafone-Chef. Icking werde folglich ein deutliches Signal senden: "Es gibt nichts Schnelleres, nichts Besseres als hier, diese Gemeinde ist zukunftssicher."

Erste Anschlüsse im Ortsteil Dorfen sind bereits gelegt. Das Highspeed-Netz kann laut Menrad dort bereits ab Frühjahr 2017 genutzt werden. Das komplette Glasfasernetz in Icking soll bis Sommer 2018 fertiggestellt werden. Linsinger richtete zum Schluss noch einen Appell an die Bürger: "Während der Bauarbeiten werden die Straßen aufgerissen, es wird dreckig werden und zu Behinderungen kommen." Doch die Bürger sollten Verständnis haben, bat er: "Es ist nun mal ein großes Projekt."

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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