Icking:Man bräuchte zwei davon

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Wolfgang Krebs hat beide Partner des Wolfratshauser Frühstücks drauf

Von Sabine Näher, Icking

Wer anders als "der Ministerpräsident des ehemaligen Bayern: Dr. Dr. Dr. Edmund Stoiber!" könnte diesen Abend eröffnen, geht es in der "Watschenbaum-Gala" doch darum, den zu prämieren, der den größten Bock geschossen respektive den meisten Unsinn verzapft hat. Der Kabarettist Wolfgang Krebs hat die Stoibersche Körperhaltung, dessen Gestik und Mimik, die Spracheigenheiten so verinnerlicht, dass man tatsächlich meinen könnte, der stünde selbst da oben. "Im Vergleich zu mir bin ich der beste Redner. Ich bin die Lady Gaga der bayerischen Politik!" Mit solchen Sätzen reißt Krebs am Mittwoch sein Publikum im voll besetzten Vereinsheim Dorfen von den Stühlen. Doch nicht nur den größten Sohn der Stadt "Äh. . ., Sie wissen ja, wo ich herkomm!" kann er genial parodieren, er gibt auch einen in seiner gnadenlosen Selbstüberschätzung herrlich komischen Markus Söder ("Erstens wie zweitens, drittens wie viertens - und achtens hamma scho g'habt!"), einen stoisch-behäbig in sich ruhenden Joachim Herrmann mit einem provozierenden Dauergrinsen ("Wer langsamer spricht, wirkt weniger aggressiv!") und natürlich den aktuellen Ministerpräsidenten. Der schwadroniert über Trumps großartige Arbeit ("Des probier' ich jetzt in Bayern aus!"), will dessen erfolgreichen Umgang mit Frauen kopieren ("Neulich find' ich zu Hause einen Zettel am Kühlschrank von Karin: 'Es geht nicht mehr!' Weiß gar net, was sie will: Das Bier war kalt!") und verteidigt seinen Wankelmut ("Ich habe immer eine Auswahl von Standpunkten bei mir. Die einzig nennenswerte Opposition in Bayern bin ich selbst!").

Unglaublich, wie schnell Krebs die Perücken und Kostüme wechselt und von einer Gestalt in die andere schlüpft, nicht zuletzt mental. Die Politikerparodien sind seine Spezialität. Als er dann als er selbst auf die Bühne kommt, wirkt das kurz ernüchternd, doch sogleich verblüfft er durch das Karikieren von Persönlichkeiten, für die "sich eine Perücke nicht mehr lohnt", zum Beispiel Joachim Gauck, dessen pastoral-salbungsvollen Ton er herrlich trifft, oder Hubert Aiwanger: "Hot die Februarsonne Kroft, gibt's im Oktober Opfelsoft!" Edmund Stoiber darf dann nochmals die Welt erklären ("Auch wenn sie hinterher keiner versteht") und die Themen ansprechen, die "uns hinter der Niere vorbei laufen, äh, im Darm zwicken. . . So erklärt er Einsteins "Rivalitätstheorie" saukomisch mithilfe der nicht funktionierenden Bahnhofsuhren in Bayern. Den bei einer Gala unvermeidliche "Show-Act" bringt dann Meggy Montana im glitzernden Siebzigerjahre-Outfit auf die Bühne ("Er singt in allen großen Häusern - Möbelhäusern, Autohäusern"), dessen Hit "Wenn die Mandoline weint in Wernigerode" so unglaublich peinlich ist, dass es schon wieder Spaß macht.

Zur Überraschung des Abends wird indes der "hohe Besuch" einer "Pfarrerstochter aus Hamburg, die in jungen Jahren nach Mecklenburg-Vorpommern ausreisen durfte". Wie Krebs Merkel verkörpert, lässt alle bisherigen Bemühungen von Kabarettistinnen blass aussehen. Die Raute allein genügt eben nicht; Krebs bringt den versteckten Schalk zum Vorschein, den trockenen mecklenburgischen Humor, als er Merkel einen Urlaub in Bayern beschreiben lässt. Es ist zum Schreien komisch, wie sie Bairisch radebrecht, sich über das Vergnügen der Bayern am Beleidigen und Beleidigtwerden wundert und ihre Erkenntnisse resümiert ("Die Männer heißen alle Sepp, Franz oder Xaver. Und die Frauen alle 'Oide'. . .") oder von "gläsernen Eimerchen, die 'Mass' heißen" berichtet. Die Merkel-Parodie könnte glatt den Stoiber als Glanznummer ablösen. Nur schade, dass Krebs sich nicht verdoppeln kann, um uns endlich zu zeigen, was beim legendären "Wolfratshauser Frühstück" damals genau passiert ist.

Ach, ja: Den Watschenbaum bekamen dann weder "der Seevogel" noch Andi Scheuer, weder die von Markus Söder nominierte Ilse Aigner, noch die von Merkel nominierte AfD, sondern Donald Duck. Äh: Trump.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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