Icking:Icking will ein Haus für Flüchtlinge kaufen

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Der Gemeinderat entscheidet über eine Villa an der Ludwig-Dürr-Straße, in der 60 Asylbewerber beherbergt werden könnten. Zweiter Bürgermeister Schweiger spricht von einer transparenten Diskussion

Von Claudia Koestler, Icking

Als erste Gemeinde im Landkreis will Icking eigens ein Haus ankaufen, um Flüchtlinge unterzubringen. Zur Diskussion steht das 14 Zimmer umfassende Gebäude aus den 1930er-Jahren an der Ludwig-Dürr-Straße 33. Es könnte bis zu 60 Menschen Platz bieten. Das Thema Asyl ist ein Schwerpunkt in der Gemeinderatssitzung an diesem Dienstag.

Bislang stellte die Unterbringung von Flüchtlingen Icking noch vor große Probleme. Denn abgesehen vom ehemaligen Pfarrhaus fand sich keine Unterkunft - trotz mehrerer Aufrufe von Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI). Doch nun scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen: Nicht nur berät der Ickinger Gemeinderat, ob er einer im Landkreis eingeführten Quote zustimmt. Er diskutiert auch über die Möglichkeiten, Unterkünfte auf Grundstücken der Gemeinde und eventuell zur Verfügung stehenden Privatgrundstücken zu schaffen.

Das Haus an der Ludwig-Dürr-Straße, das sich seit Jahrzehnten in Privatbesitz befindet und bislang vermietet war, steht seit rund sechs Wochen offiziell zum Verkauf. Die einschlägigen Immobilienportale weisen das Objekt als "Große Villa mit Blick auf die Berge" aus, zu einem Kaufpreis von 1,995 Millionen Euro.

Normalerweise werden Erwerbsverhandlungen nicht öffentlich beraten. In diesem Fall aber will Icking die Öffentlichkeit bewusst in den Prozess mit einbinden: "Es ist ja kein Geheimnis, und wir wollen mit der transparenten Diskussion jeglichen Spekulationen zuvorkommen", erklärt der Zweite Bürgermeister Peter Schweiger (PWG). Lediglich über die Kaufbedingungen werde nicht öffentlich gesprochen. Sollten sich die Räte am Dienstag auch für die Quote aussprechen, müsste die Gemeinde bis Ende des Jahres 52 Asylbewerber unterbringen. Das entspräche einem Anteil von 3,02 Prozent. "Derzeit sind wir in Icking von diesem Ziel noch weit entfernt", sagt Schweiger. Im katholischen Pfarrhaus würden nur sieben Flüchtlinge beherbergt.

Sollten sich die Räte zum Erwerb der Villa entscheiden, "wäre das aus mehreren Gründen sehr positiv", findet Schweiger. Denn weil das Objekt 14 Zimmer auf drei Etagen hat mit einer Gesamt-Wohnfläche von 300 Quadratmetern, "könnten wir die Quote vielleicht sogar über-erfüllen". Bis zu 60 Personen könnten laut Schweiger dort untergebracht werden. "Das würde uns ein bisschen Luft verschaffen, denn bislang gibt es eigentlich keine alternativen Grundstücke oder Gebäude in der Gemeinde."

Wie es im Exposé der Maklerfirma heißt, verfügt das Haus derzeit über vier Badezimmer, eine Garage sowie einen Wintergarten, und das Ganze auf einem Grundstück von 1825 Quadratmetern. 1935 habe ein Architekt die Villa geplant und erstellen lassen. "Die Aufteilung des edel eingerichteten Hauses ist für eine Familie mit großzügigem Platzbedarf wunderbar geeignet", heißt es in den Immobilienportalen weiter. Das Objekt sei in einem gepflegten Zustand. Das Erdgeschoss sei in fünf Zimmer aufgeteilt. Im ersten Obergeschoss befänden sich derzeit drei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Bad und Wohnküche ergänzten die Wohnung. Im Dachgeschoss gebe es momentan vier Zimmer sowie eine Wohnküche und Bad mit Toilette, und das Kellergeschoss sei "vielfältig nutzbar".

Die Ickinger Ratssitzung beginnt am Dienstag, 1. September, um 19.30 Uhr im Rathaussaal.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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