Icking:Grün kräht der Hahn

Die evangelische Kirche Ebenhausen-Isartal erhält ein Zertifikat fürs Stromsparen. Sie stellte im Gemeindehaus den Warmwasser-Boiler für die Toiletten ab, die Nutzer müssen sich mit kaltem Wasser die Hände waschen.

Von Benjamin Engel, Icking

Der Hahn hat in der christlichen Symbolik einen zweifelhaften Ruf. Und doch darf die evangelische Kirche Ebenhausen-Isartal seit Kurzem den "Grünen Gockel" ihr Eigen nennen. Die Bibelstelle, wonach Petrus Jesus dreimal verleugnen werde, ehe der Hahn kräht, diente für das kirchliche Umweltzertifikat als Inspiration. Grün steht für die Umwelt. Der Hahn, respektive bairisch Gockel, mahnt zu Reue und Standfestigkeit. Diesen menschlichen Gefühlen traute die Kirche in Ebenhausen nicht allein bei ihren Anstrengungen zur Ressourceneinsparung. Sie stellte im Gemeindehaus den Warmwasser-Boiler für die Toiletten ab, die Nutzer müssen sich mit kaltem Wasser die Hände waschen.

Mit solch klein klingenden Maßnahmen hat die evangelische Kirche in Ebenhausen schon viel erreichen können. Heute brauchten sie 41 Prozent weniger Heizenergie als noch im Jahr 2000, sagt der Umweltbeauftragte Car-August von Kospoth. Gemeinsam mit seinen fünf Mitstreitern im Umweltteam der Kirchengemeinde, darunter Pfarrerin Sabine Sommer, hat er eine Umwelterklärung erarbeitet. Diese enthält eine Bestandsanalyse und einen Maßnahmenkatalog, den die Gemeinde in den kommenden vier Jahren umsetzen muss.

Das sind wichtige Voraussetzungen, um den "Grünen Gockel" zu bekommen. Die evangelische Kirche in Bayern verleiht das Umweltzertifikat für kirchliche Einrichtungen seit 2009. Laut Projektleiter Bernd Brinkmann tragen bayernweit schon 115 kirchliche Gemeinden den Titel. Die Kirche in Ebenhausen ist im Landkreis die erste. Es gehe darum, das Umweltmanagement kontinuierlich zu verbessern, sagt er auf Nachfrage. So wird jede Gemeinde nach vier Jahren rezertifiziert.

Noch in diesem Jahr will die Ebenhauser Gemeinde auf dem Dach des Pfarramts in Hohenschäftlarn eine Photovoltaik-Anlage installieren lassen. Die Gemeinde stellte die Fläche bereit und bekomme dafür einen Teil des Stroms für den Eigenbedarf, sagt Kospoth. 2017 und 2018 sollen die jahrzehntealten Heizungen in Icking und Ebenhausen ausgetauscht werden. Dort hat die evangelische Gemeinde jeweils ein Kirchengebäude und ein Gemeindehaus. Seit 2008 hat die Ebenhauser Kirchengemeinde bereits einige umweltfreundliche Maßnahmen umgesetzt. Alte, kaputte Glühbirnen wurden durch Energiesparlampen ersetzt, das Pfarrhaus in Icking energetisch saniert oder die Kirchenraumtemperatur in der kalten Jahreszeit reduziert. Christen seien zur Bewahrung der Schöpfung verpflichtet, sagt Kospoth. Deshalb sollten sie sorgsam mit den Ressourcen umgehen. Indem sie Maßnahmen umsetzten, zeigten sie, dass sie nicht nur predigten, sondern handelten. Schließlich schone die Gemeinde auch ihren Geldbeutel, wenn sie Energie einspare. Zudem sehe sich die Ebenhauser Kirche als Multiplikator, um andere zum sparsamen Ressourcenumgang zu animieren, sagt Kospoth.

Weil in den Kirchenräumen oft vergessen worden sei, die Sitzheizung nach dem Gottesdienst auszustellen, bauten sie nun Zeitschalter ein. Im Hohenschäftlarner Pfarramt verbrauchte der überdimensionierte Server sehr viel Strom, sagt Kospoth. Deshalb stellten sie auf Rechner um, die abends abgeschaltet würden. Im Wesentlichen zielten sie darauf ab, dass die Gemeindemitarbeiter ihr Verhalten änderten. Das fange damit an, das Licht und die Heizung auszustellen, wenn sie Räume verließen, so Kospoth.

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