Icking:"Feuer der Freude"

Josef Brustmann erhält Kabarett-Preis

Von Claudia Koestler, Icking

Es ist einer der renommierten und etablierten Auszeichnungen des Landes: der Deutsche Kabarett-Preis. Die Auszeichnung wird in drei Kategorien verliehen, eine davon geht in diesem Jahr an einen der bekanntesten Künstler aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Den mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis erhält der in Icking lebende Musiker, Lyriker und Kabarettist Josef Brustmann.

Aus gutem Grunde, wie die Jury des Kabarett-Preises darlegt, den die Stadt Nürnberg jährlich stiftet und der vom Nürnberger Burgtheater vergeben wird. Brustmann, so heißt es in ihrer Begründung, sei "eine wohltuende und wichtige Ausnahmeerscheinung im oft so lauten Kabarettbetrieb". Versuche man den Musiker, Multi-Instrumentalisten, Lyriker und Kabarettisten Brustmann in eine Schublade zu stecken, "ist man verloren", betonen die Preisrichter. Insbesondere seine Vielseitigkeit zeichne Brustmann aus - "ob als Solo-Kabarettist in absurd-valentinscher Tradition, als poetischer Bühnenpartner von Marianne Sägebrecht bei den 'Sterbeliedern fürs Leben' oder als Mitglied des Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinns", heißt es in der offiziellen Begründung weiter. Und: Josef Brustmann spiele sich niemals als Platzhirsch in den Vordergrund, "sondern besticht mit leisen, tiefgründigen Tönen".

Dass er den Sonderpreis des Deutschen Kabarett-Preises erhält, darüber freue er sich "wahnsinnig", gibt Brustmann ohne Wenn und Aber zu. Und fügt im selben Atemzug eine Metapher als Grund für seine Emotionen an, die in ihrem charmanten Understatement auch direkt aus seinem Kabarettprogramm stammen könnte: "Weil ich bin ja eigentlich so was wie ein Knallfrosch, der überall aufschlägt und dann wieder verglüht", meint der Künstler und lacht.

Mit dem Deutschen Kabarett-Preis werden nicht nur Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet, die im Nürnberger Burgtheater aufgetreten sind. Bei der Wahl der Preisträger werden alle berücksichtigt, die als Kabarettisten aufgefallen sind. Deshalb empfindet Brustmann den Preis auch als eine große Ehre: "Das tut einfach gut", sagt er. Als er davon erfahren habe, seien ihm fast Tränen der Rührung gekommen. "Für einen Kabarettisten ist das eine Emotion der Sonderklasse", räumt er ein. Und er freue sich immer noch, "das Feuer der Freude werde ich auch noch lange aufrecht erhalten". Die Auszeichnung wird ihm schließlich erst am 9. Januar nächsten Jahres überreicht, dafür aber im Rahmen einer Gala in der Tafelhalle Nürnberg und aus den Händen der Hauptpreisträgerin des Vorjahres, Simone Solga.

Icking: Weil er mit "leisen, tiefgründigen Tönen" besticht, wie die Jury urteilt, erhält Josef Brustmann den Sonderpreis des Deutschen Kabarett-Preises.

Weil er mit "leisen, tiefgründigen Tönen" besticht, wie die Jury urteilt, erhält Josef Brustmann den Sonderpreis des Deutschen Kabarett-Preises.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Brustmann wurde zwar in Teisendorf geboren, wuchs allerdings im Wolfratshauser Ortsteil Waldram innerhalb des musikalischen Familienverbundes der Brustmanns auf. Viele verbinden mit seinem Namen bis heute, dass er der einstige Spiritus Rector des Bairisch-Diatonischen Jodel-Wahnsinns und Ex-Bestandteil der Musikkabarett-Gruppe MonacoBagage war. Dort unternahm er auch seine ersten Schritte ins Kabarettfach: "Da fing es an mit kleinen Moderationen, und irgendwann war zu erkennen, es gibt es eine Begabung für Worte und Wortspielereien und das Sinnieren", sagt er. Vor einigen Jahren habe er zudem begonnen, Gedichte zu schreiben - was einen weiteren Teil seiner Vielseitigkeit und seiner poetischen Tönen auf der Bühne ausmacht. Überhaupt verknüpft er sowohl in seinen Auftritten wie in seiner Kunst generell viele Interessen und Talente. "Man sät lauter kleine Felder, und plötzlich blüht es, da muss man zusehen, es eben auch zu ernten", erzählt Brustmann. Ihme sei es ein Anliegen, nicht nur an der Oberflächenkruste des Alltags zu kratzen, sondern ein bisschen tiefer einzusteigen. "Und für mich ist es ein großes Glück, wenn ich das ins Programm einbringen kann", sagt der Kabarettist.

Musik prägt seine Programme, vor allem aber eben jener valentinsche, etwas anarchische und immer wieder sinnierende Ton, der zwischen Humor, Melancholie und teils auch bitterer Wahrheit schweben kann. Und in dem sich ohne Hast ganz eigene, bittersüße Erkenntnisse Bahn brechen können. Er wuselt und überspielt nicht, kostet Pointen genüsslich aus und lässt Zeit zum Nachdenken. Es brauche durchaus Mut dazu, stillere Passagen in einem Programm zu haben, weiß Brustmann. Inzwischen aber habe er die Erfahrung gemacht, dass das Publikum genau das goutiere. Die Zuschauer jedenfalls feiern ihn für seine tiefgründige Beobachtungsschärfe mit stürmischem Applaus, dem schließt sich nun die Jury des Kabarett-Preises mit ihrer Würdigung an.

Musik aus Notwehr

Josef Brustmann wurde am 28. Dezember 1954 als achtes von neun Kindern in Teisendorf geboren. Aufgewachsen ist er in Waldram, "unter ständigem Singen, Musizieren und Lärmen einer Unzahl größerer Geschwister", wie er sagt. Daraus resultiere - sozusagen aus Notwehr - die Entwicklung einer kräftigen Stimme und das Erlernen zahlreicher großer und möglichst lauter Instrumente: Tuba, Kontrabass, Klavier, Cello. Nach Abitur und Studium arbeitete er zunächst als Musiklehrer an einem Münchner Gymnasium, legte das Lehramt allerdings nach rund zehn Jahren nieder und ging auf die Bühne. Brustmann war Mitglied des Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinns und gründete 2001 die MonacoBagage mit. Seit 2004 ist er Solo-Kabarettist. Am 2. Oktober spielt er das nächste Mal im Landkreis: Von 20 Uhr an präsentiert er im Lenggrieser KKK sein Programm "Ich bin so frei". cjk

Dass er mit dieser Auszeichnung nun ins Establishment rückt, befürchtet Brustmann nicht. Aber es hätte auch nichts dagegen, wenn dem so wäre. Denn es sei inzwischen schwer, sich im Berufsfeld Kabarett Gehör zu verschaffen, zwischen den vielen marktschreierischen Comedy-Kollegen, sagt er. "Deshalb bin ich jetzt einfach mal nur dankbar und glücklich für das Licht, das der Preis nun auf meine etwas stillere Kunst wirft."

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