Icking:Dorfladen im Gespräch

Berater Wolfgang Gröll untersucht, ob ein solches Geschäft in Icking rentabel geführt werden kann. Er sieht gute Chancen - sofern die Bürger das Projekt entsprechend unterstützen.

Von Isabel Meixner

Dorfladen Gelting

Ein Geschäft wie der Geltinger Dorfladen - hier mit Barbara Scheidl (li.) und Gertrud Huber (re.) - könnte auch vielen Ickingern helfen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Ein Dorfladen könnte in Icking das Problem der fehlenden Nahversorgung beheben und einen Supermarkt-Neubau auf der Wiese gegenüber dem Bauhof verhindern. Der Berger Wolfgang Gröll hat in Bayern zahlreiche Dorfläden aufgebaut, darunter auch den in Gelting. Derzeit untersucht er im Auftrag der Gemeinde Icking, ob ein solches Geschäft im früheren Netto-Gebäude an der Mittenwalder Straße in Icking rentabel geführt werden kann. Er zeigt sich nach ersten Gesprächen zuversichtlich: "Ich habe den Eindruck, in der Gemeinde ziehen alle an einem Strang." Das habe er als Berater etwa in Schäftlarn anders erlebt, als die Gemeinde einen Dorfladen im Dröscher-Anwesen in Erwägung zog: "Da waren sich alle spinnefeind."

Die Gemeinde hat kürzlich zwei Anfragen von Investoren zurückgestellt, die einen 1600 Quadratmeter großen Supermarkt nahe dem Sportplatz Spatzenloh errichten wollten. Gröll sieht gute Chancen, dass ein Dorfladen in Icking erfolgreich sein kann - wenn sich denn die Bürger mit dem Geschäft identifizieren. Und das in doppelter Hinsicht: Sie sind es, die im genossenschaftlichen Modell das Startkapital für den Laden zur Verfügung stellen. Und sie sind es, die das Geschäft mit ihren Einkäufen erhalten. In Gelting sei es gut gelungen, die Bürger einzubinden. "Das ist das Wichtigste", sagt Gröll. "Dann ist ein Dorfladen auch in einem Ort mit 250 Einwohnern erfolgreich."

Doch nicht nur die Ickinger will Wolfgang Gröll ins Boot holen, sondern auch die beiden Rathausgeschäfte. Faktoren wie der Verkauf regionaler Produkte oder von Frischfleisch oder ein Café trügen zum Erfolg vieler Dorfläden bei. Eine Theke mit Frischfleisch und Brot hat aber bereits Schreibwaren Baumgartner. "Da muss man sich abstimmen", sagt Gröll. In Windach und im unterfränkischen Aidhausen ist es Wolfgang Gröll bereits gelungen, einen erfolgreichen Dorfladen neben bereits bestehenden Geschäften zu errichten.

Auch mit regionalen Produkten könne ein Laden rentabel geführt werden, glaubt der Berater: Gelting mache damit 70 Prozent des Umsatzes. Die Herkunft und die gute Qualität ihres Essen werde den Menschen immer wichtiger, Gröll verweist auf den aktuellen Pferdefleisch-Skandal: "Es gibt keine größere Qualitätskontrolle als in Dorfläden." Denn in kleinen Orten arbeite der DND - der "Dorfnachrichtendienst". "Da würde es auffallen, wenn hinten in die Metzgerei ein Pferd reingeführt und vorne Wurst verkauft wird."

In welcher Form ein Dorfladen in Icking am besten geführt wird, kann Berater Gröll noch nicht sagen. Es gibt vier Möglichkeiten: Es findet sich ein privater Betreiber; die Kommune übernimmt die Federführung; es kommt ein Integrationsmarkt nach Icking, in dem Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten; oder der Dorfladen wird wie in Gelting von einer Genossenschaft oder einer Bürgergemeinschaft geführt. Das letzte Modell hat aus Grölls Sicht einen entscheidenden Vorteil: Er ist nicht an Einzelne gebunden. Wenn ein Unternehmer überfordert ist und es, wie anfangs in Gelting, zu Wechseln in der Führungsmannschaft kommt, bleibe der Dorfladen handlungsfähig. Außerdem könne ein privater Betreiber Neid wecken, sagt Gröll: "Wenn er mit einem teuren Auto herumfährt, heißt es schnell: 'Der verdient sich an unseren Semmeln dumm und dämlich, der ist zu teuer.'"

Die Unabhängige Bürgerliste Icking veranstaltet am Donnerstag, 21. Februar, ein Dorfgespräch zum Thema "Lebensmittelversorgung in Icking von nah oder von fern?". Dabei soll auch über einen Dorfladen im Ortskern debattiert werden. Beginn ist um 19.30 Uhr im Landhotel Klostermaier. Wolfgang Gröll ist bei der Veranstaltung nicht anwesend, er wird Ergebnisse seiner Machbarkeitsstudie in der Gemeinderatssitzung am Montag, 4. März, vorstellen.

Die UBI bietet zum Dorfgespräch einen Fahrdienst an. Interessierte können sich bei Verena Reithmann, Telefon 08171/186 81, oder bei Claudia Roederstein, Telefon 08178/1466, melden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: