Sechs Monate Sperrung:So läuft die Sanierung der B 11 in Schäftlarn ab

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150 Besucher kommen zur Infoveranstaltung: Die Planer erklären, warum die Straße nicht befahrbar bleiben kann.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Die Sperrung der Bundesstraße 11 zwischen der Starnberger Straße in Hohenschäftlarn und Baierbrunn ist ein gewaltiger Einschnitt - für die Schäftlarner wie auch für Pendler zwischen dem Münchner Süden und Wolfratshausen. Entsprechend groß war das Interesse an der Informationsveranstaltung der Gemeinde und des Staatlichen Bauamts am Donnerstag: 150 Leute waren gekommen, auch Ickinger und Baierbrunner. Die Straße, auf der täglich etwa 11 000 Fahrzeuge unterwegs sind, wird von 17. Mai bis 11. November komplett gesperrt.

Der Zustand

"Die Straße ist in einem richtig schlechtem Zustand", sagte Christian Mattmann vom Staatlichen Bauamt in München. Eigentlich hätte sie schon vor zehn Jahren gründlich saniert werden müssen, doch die Planungen verzögerten sich. Der Straßenbelag weise Risse auf, es gebe Grundbrüche, erklärte der Straßenbauer. Die Asphaltschicht sei viel zu dünn, stellenweise nur zehn statt 26 Zentimeter. Auch funktioniere die Entwässerung der Straße nicht richtig. Zudem sei sie sehr breit, weshalb zu schnell gefahren werde. Auf der Westseite gibt es noch keinen Gehweg, der auf der Ostseite ist ebenfalls kaputt.

Planer Michael Schütte (li.) und Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Bauziel

"Wir wollen einen Straßenoberbau, der den Belastungen standhält", sagte Mattmann. Eine bessere Straßenentwässerung soll bei Unfällen verhindern, dass Schadstoffe wie Öl oder Benzin ins Erdreich sickern. Durch den Bau von zwei Querungshilfen, die Verschmälerung der Straße auf 6,50 Meter und den Ausbau kombinierter Fuß- und Radwege auf beiden Seiten soll die Verkehrssicherheit erhöht werden. Außerdem solle die Ortseinfahrt schöner werden, sagte Mattmann. Man könne dann besser flanieren - eine Aussage, die vom Publikum mit Gelächter quittiert wurde.

So wird gebaut

Zunächst wird die Straßenfläche etwa 70 Zentimeter tief ausgehoben. Für die Entwässerung werden unter anderem elf Sickerschächte eingebaut, jeder mit einem Innendurchmesser von 2,5 Metern. Sie reichen bis in sieben Meter Tiefe. Dann werden Frostschutz und Randeinfassungen erstellt. Wenn die Asphaltschicht aufgebracht und Pflasterarbeiten abgeschlossen sind, bekommt die Straße einen lärmmindernden Belag. Dann dürfen auch die Anlieger sie nicht befahren.

Warum nicht halbseitig?

Nur halbseitig zu sperren ist laut Mattmann nicht möglich. Um unter Verkehr zu bauen, sei die Straße zu schmal. Würde man es trotzdem machen, würde sich der Bau über etwa zwei Jahre hinziehen. Würde man den Verkehr per Ampelschaltung durch die Baustelle fahren lassen, würde die Bauzeit auf etwa drei Jahre steigen. Zudem würde der Bau viel teurer als 2,5 Millionen Euro wie jetzt geplant. Mattmann sagte, die Firma Strabag aus Wolfratshausen werde die Baustelle unter voller Ausnutzung des Tageslichts und auch samstags betreiben. "Aber es wird kein Zwei-Schicht-Betrieb eingerichtet."

Die Anlieger

Anlieger dürfen über die Baustelle zu ihren Häusern und Betrieben fahren. Es könne aber nicht gewährleistet werden, dass alle Anlieger immer in beide Richtungen fahren könnten, erklärte Mattmann. Als Anlieger gilt, wer nur über den gesperrten Abschnitt der B 11 erreichbar ist sowie alle, die Geschäfte machen wollen mit Betrieben, die nur so erreichbar sind. Dazu zählen Kunden der Bäckerei und der Tankstelle an der Münchner Straße ebenso wie die der Baumschule Erbersdobler im Norden Hohenschäftlarns. Wer einen Betrieb in Baierbrunn, Ebenhausen oder Icking hat oder dorthin will, ist kein Anlieger, erklärte Mattmann besorgten Geschäftsinhabern. "Sie leben in einer Schicksalsgemeinschaft mit der Straße. Sie profitieren von der B 11 und Sie müssen leider die Beeinträchtigungen in Kauf nehmen." So sei die rechtliche Lage. Fahren zu viele "falsche" Anlieger in die Baustelle hinein, werde die Baufirma die Polizei verständigen, sagten Mattmann und auch Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. Die Geh- und Radwege bleiben während der Bauzeit geöffnet. "Rettungsfahrzeuge haben Sonderrechte", sagte Mattmann. "Die fahren, wenn es sein muss, einfach in die Baustelle rein."

Kritikpunkte

Mit Anzahl und Breite der Parkplätze sind einige Schäftlarner nicht einverstanden. Das Grundstück vor der Bäckerei habe die Gemeinde nicht kaufen können, weshalb man dort keine Parkplätze einrichten könne, erklärte Michael Schütte vom Planungsbüro. Die Lage der Verkehrsinsel wurde als Katastrophe bezeichnet. Leider habe die Querungshilfe nur dort Platz, sagte Schütte. Einige wollten Geh- und Radwege schmäler haben, weil Radfahrer ohnehin auf der Straße führen. Ruhdorfer erinnerte daran, dass auch Kinder Fahrrad fahren, für die ein Radweg notwendig sei.

Die S-Bahn

Auf die Frage, ob die S-Bahn während der Bauzeit öfter fahren könnte, sagte Mattmann: "Die Bahn ist ein ganz schwieriger Partner." Die S-Bahn werde nicht öfter fahren und auch die Schrankenschaltung nicht verbessert. Es werden aber an der Münchner Straße zusätzliche Parkplätze für Pendler eingerichtet, die auf die S-Bahn umsteigen.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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