Hochschule Benediktbeuern:Kloster ohne Theologie

Die Salesianer Dons Boscos geben ihre Hochschule auf, dennoch will Benediktbeuern ein geistliches Zentrum bleiben. Ein Fachhochschule soll sich nun stärker engagieren.

Bernhard Lohr

Die Nachricht kam alles andere als überraschend: Die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) der Salesianer in Benediktbeuern steht in ihrer bisherigen Form vor dem Aus. Das hat die Ordensleitung verkündet. So endet der Diplomstudiengang Theologie spätestens mit dem Sommersemester 2013.

Hochschule Benediktbeuern: Die Gänge in Benediktbeuern sollen auch nach 2013 nicht leer bleiben. Zum Theologie-Diplom wird dort dann aber niemand mehr unterwegs sein.

Die Gänge in Benediktbeuern sollen auch nach 2013 nicht leer bleiben. Zum Theologie-Diplom wird dort dann aber niemand mehr unterwegs sein.

Christian Waschke, 23, hat wie viele seiner Kommilitonen längst über dieses Datum hinausgeplant. Er will kommendes Jahr nach dem Vordiplom an die Uni Augsburg wechseln. Und auch für den Hochschulstandort Benediktbeuern zeichnet sich ab, wie es weitergehen könnte. Die Weichen sind gestellt für ein stärkeres Engagement der Katholischen Stiftungsfachhochschule (KSFH).

Die letzten Hoffnungen auf eine Rettung der PTH ruhten im März auf der Freisinger Bischofskonferenz. Doch als von dieser Signale für ein stärkeres finanzielles Engagement der Bistümer ausblieben, war zu erwarten, dass die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos den Daumen senken würde.

Über Monate hatte diese beteuert, eine Finanzierungslücke von 600 000 Euro im Jahr nicht mehr tragen zu können. Als jetzt die Entscheidung fiel, ging es aber nicht nur ums Geld, sondern auch darum, welche Art der Ausbildung an dem traditionsreichen geistig-theologischen Zentrum in Benediktbeuern noch gewollt ist.

Jetzt wird die wissenschaftlich fundierte Ausbildung von Diplom-Theologen in Benediktbeuern zurückgefahren, während unter Federführung der KSFH die Religionspädagogik und andere Formen einer theologischen Zusatzausbildung gestärkt werden sollen. Die Bischöfe und auch die von der Bayerischen Bischofskonferenz getragene KSFH mit Sitz in München und Benediktbeuern ziehen dabei an einem Strang.

Der Prorektor der PTH, Salesianerpater Norbert Wolff, sagte am Freitag, die Bischöfe hätten signalisiert, dass sie so eine Verlagerung wollten. Hintergrund ist aus Wolffs Sicht auch der bis in die einzelnen Pfarreien reichenden Umbruch in der katholischen Kirche, in der bei einer sinkenden Zahl an Priestern die relativ hohe Zahl an diplomierten Laientheologen als Problem angesehen wird.

Die Bischöfe präferierten es, den Priestern künftig statt der diplomierten Pastoralreferenten mehr praxisorientierte Gemeindereferenten zur Seite zu stellen. Die Salesianer unterstützen diese Bestrebungen nolens volens. Wolff sagt, der Orden habe zwar "klipp und klar" erklärt, als Träger für diesen Studiengang nicht zur Verfügung zu stehen.

Freilich ist man bereit, einem neuen Träger der Ausbildung Personal, Bibliothek und Räume bereit zu stellen, wie es am Freitag von der Deutschen Provinz der Salesianer hieß. Benediktbeuern werde als geistiges Zentrum erhalten bleiben, sagt Wolff.

Viele Studenten wie Christian Waschke schätzen sich glücklich, in einem Kloster mit reicher Historie Theologie studieren zu können. Dazu komme die "spezielle Spiritualität der Salesianer" und das Zusammenwirken von PTH und KSFH bei der Studien-Kombination von Theologie und Sozialer Arbeit. 200 Studenten sind an der PTH eingeschrieben, davon 80 im Hauptfach Theologie.

Sie werden sich jetzt neu orientieren. Den rund 50 Beschäftigten wie Philipp Gahn, der die wissenschaftliche Bibliothek verwaltet, fällt das schwerer. Auch Gahn hat die Entscheidung so erwartet. Die bittere Nachricht auf dem Tisch zu haben, sei dennoch "nicht angenehm".

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