Waldram:Platz des Gedenkens und der Begegnung

Der Förderverein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" will am Kolpingplatz einen Lernort einrichten. Drei Abschnitte deutscher Geschichte sollen dort erfahrbar werden.

Felicitas Amler

Waldram: Vor dem Badehaus fürs Badehaus: Der Vorstand des neuen Vereins mit Wolfgang Saal, Eva Greif, Sybille Krafft und Harald Stebner (von links).

Vor dem Badehaus fürs Badehaus: Der Vorstand des neuen Vereins mit Wolfgang Saal, Eva Greif, Sybille Krafft und Harald Stebner (von links).

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Verein ist gegründet, das Ziel fixiert, das Konzept in Arbeit, 2013 werden die ersten Anträge gestellt: Für die seit einem Jahr geforderte zeitgeschichtliche Dokumentations- und Begegnungsstätte am Wolfratshauser Kolpingplatz setzt sich jetzt der Förderverein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" ein. An dessen Spitze stehen die Vorsitzenden jener beiden Vereine, die sich schon bisher für das Projekt stark gemacht hatten: Sybille Krafft, Historischer Verein Wolfratshausen, und Wolfgang Saal, Siedlungsgemeinschaft Waldram.

Nach der nicht öffentlichen Gründung am vergangenen Dienstag durch 22 Mitglieder präsentierte sich der neue Verein am Donnerstagabend in einer Pressekonferenz. Zu seiner Gründung hatte er Glückwünsche und Zuspruch sowohl von kommunalen Repräsentanten - Bürgermeister Helmut Forster und Landrat Josef Niedermaier - als auch von anderer Seite erhalten. Demnach unterstützt die im Lager Föhrenwald aufgewachsene Jerusalemer Autorin Lea Fleischmann das Vorhaben ebenso wie Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Offen ist aber die Frage, ob und zu welchen Konditionen die Besitzerin des Gebäudes, die katholische Kirche, dieses dem Verein überlassen wird. Dies hängt davon ab, wie viel Baurecht die Stadt der Erzdiözese rund um den Kolpingplatz als Kompensation für den Verlust der Badehaus-Fläche einräumen wird. Das Erzbischöfliche Ordinariat werde sich jetzt, nach Gründung des Vereins, mit dem entsprechenden Antrag an die Stadt wenden, teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Auch eine Antwort auf einen Brief des Badehaus-Vereins an den Kardinal sei in Arbeit.

Der Verein will sich nach Sybille Kraffts Worten im ersten Jahr vor allem um ein "solides und professionelles Sanierungs- und Kostenkonzept", Mitgliederwerbung und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Eine Größenordnung, wie viel Sanierung und Umbau kosten könnten, nannte der Verein nicht. Architekt Martin Bruckner sagte lediglich so viel: Der Zustand des Gebäudes sei nicht so dramatisch, wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Krafft und Saal erinnerten nachdrücklich an die Zusage sowohl des Bürgermeisters als auch anderer Vertreter der Stadt Wolfratshausen, diese werde einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Umbaukosten gewähren.

Das Badehaus im heutigen Waldram, früher Föhrenwald, repräsentiert beispielhaft drei Abschnitte deutscher Geschichte: Es entstand Ende der 1930er Jahre als Teil einer Nazi-Mustersiedlung, die während des Zweiten Weltkriegs Arbeiter der benachbarten NS-Rüstungsbetriebe beherbergte. Es war nach der Befreiung im größten und am längsten existierenden Lager für Displaced Persons (DP) ein jüdisches Ritualbad. Und es diente schließlich in dem nach 1956 durch Ansiedlung Heimatvertriebener sich entwickelnden neuen Stadtteil Waldram als Waschhaus. Krafft, Journalistin und Historikerin, hat diese Bedeutung des authentischen Orts in einer Präambel zur Satzung des Badehaus-Vereins ausgeführt.

Die "Bürger fürs Badehaus" nähern sich ihrem Ziel mit Hilfe mehrerer Arbeitsgruppen. So wird die Dokumentation von Schriftführerin Eva Greif vorangetrieben, die schon im Historischen Verein den AK Föhrenwald leitete. Um alles, was mit Geld zu tun hat - also auch Sponsoren -, kümmert sich Schatzmeister Harald Stebner. Im Beirat sitzen mit Werner Henschelchen, Karl-Heinz Rauh, Paul Brauner, Thomas Heider und Martin Bruckner laut Krafft die Kompetenzen für die Waldramer Verwurzelung, den Umgang mit schwierigen Projekten, politische Weit- und Umsicht, EDV, Finanzen und Bauwesen.

Für den Beirat habe man bewusst "sturmerprobte Leute" gewonnen, sagte Krafft. Schließlich liege vor dem Verein "eine Herkulesaufgabe". Stolz zeigte sich die Vorsitzende auf den ersten Beitritt zum Verein nach dessen Gründung: Es ist der des Auschwitz-Überlebenden Max Mannheimer, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau. Mannheimer wurde sofort zum Ehrenmitglied ernannt.

Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald, Postanschrift: Kolpingplatz 8, Wolfratshausen. www.badehauswaldram.de

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