Gymnasium Geretsried:Selbstfindung im Scheinwerferlicht

Gymnasium Geretsried: Was das P-Seminar "Kammerchor" auf die Bühne bringt, wird benotet. Vor allem zählt das Engagement, mit dem sich der Einzelne einbringt.

Was das P-Seminar "Kammerchor" auf die Bühne bringt, wird benotet. Vor allem zählt das Engagement, mit dem sich der Einzelne einbringt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

25 Schüler der Q 11 haben ein Musical entwickelt: "Endstation - Nichts ist wie es scheint". Die jungen Künstler begeistern mit Selbstbewusstsein und witzigen Dialogen.

Von Petra Schneider

Wer sich am Geretsrieder Gymnasium in der Oberstufe für das P-Seminar "Kammerchor" entscheidet, der weiß, dass es nicht ohne "Blut, Schweiß und Tränen" abgehen wird, wie Bernhard Zink formuliert. Denn den Abschluss des Seminars, das der Musiklehrer seit fünf Jahren anbietet, bildet ein Szenenabend: Die Schüler singen und spielen ein selbst entwickeltes Musical, jeder trägt mindestens ein Lied alleine vor und das vor großem Publikum. Mikrofone sind nicht erlaubt, Zink will, dass die Schüler laut und kräftig singen. Aus der Performance bei den beiden Aufführungen leitet er dann die Zensuren ab.

Klingt bedrohlich, ist es aber offensichtlich nicht. Denn die 25 Schüler der Q 11, die am Donnerstag ihr Musical "Endstation - Nichts ist wie es scheint" in der voll besetzten Aula präsentieren, strahlen Selbstbewusstsein und große Spielfreude aus. Alles haben sie selbst entwickelt: Handlung, Figuren, Musikauswahl, Inszenierung und Gesamtorganisation. Unterstützt wurden die Schüler von Bühnenschauspieler Vincent Courtens - eine gewinnbringende Erfahrung, wie sie in ihrer Dankesrede betonen. Erst im Mai haben sie mit ihrem Projekt begonnen - ein Kraftakt neben den vielen schulischen Anforderungen in der Oberstufe.

Jedes Jahr sei das Musical-Projekt "ein Experiment", sagt Zink. Eines das scheitern könnte, wenn "die Schüler keinen Bock mehr hätten oder nicht zusammenfinden." Passiert sei das freilich noch nie. Im Gegenteil: der Musiklehrer ist begeistert von der Leidenschaft, mit der die 16, 17-jährigen Schüler an die Aufgabe herangegangen seien.

Ausgangspunkt des diesjährigen Stückes ist ein Mord: Eine Leiche auf der Straße, ein bekiffter Rastafari, ein sprechender Hund. Aus diesem Tableau haben die Schüler in kleinen Gruppen ein Musical mit vielschichtiger Dramaturgie entwickelt: Rückblenden, Perspektivwechsel und verschiedene Handlungsstränge, die sich am Ende zusammenfügen und die Frage nach den Hintergründen des Mordes klären. Ein düsterer Krimi ist daraus nicht entstanden; die Schüler haben witzige Dialoge eingefügt, eine komische Tanznummer und flotte Musik: Rock und Pop, Reggae, Rap, Soul - Hits, die thematisch zur jeweiligen Szene passen.

Die stimmlichen Qualitäten spielen beim P-Seminar nicht die entscheidende Rolle, betont Zink. Was zählt und sich in der Benotung niederschlägt, sei das Engagement, mit dem sich der Einzelne einbringe. Die Note sei ihr auch nicht so wichtig, sagt Carolin Kramheller in der Pause. Gemeinsam ein Stück zu entwickeln und "zu zeigen, was wir können" - das habe einfach Spaß gemacht. Auch wenn das Vorsingen eine Überwindung sei: "Schon bei den Proben und erst recht bei der Aufführung vor 300 Leuten".

Die Themen der einzelnen Szenen kreisen um die Lebenswirklichkeit junger Menschen: Beziehungen und sexuelle Orientierung, Party und Feiern, Stress mit den Eltern, Zickenkriege, Selbstfindungsfragen - schön umgesetzt in einem Streitgespräch: "Menschen helfen, heißt Schwäche zeigen", sagt das Teufelchen mit den blauen Hörnern. "Man sollte nur an sich denken." Da ist das Engelchen anderer Meinung: "Zusammen kommt man doch viel weiter."

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