"Goldfinger" im Isartal:"Nachhaltig distanziert"

100 Jahre Gert Fröbe

Gert Fröbe lebte von 1913 bis 1988.

(Foto: Martin Athenstädt / dpa)

Die Ergebnisse der Untersuchungen von Ickinger Straßennamen: Gert-Fröbe-Weg

Von Claudia Koestler, Icking

Neben dem Wenzberg hat der Ickinger Arbeitskreis sechs weitere Straßen unter die Lupe genommen und dabei so manch relevante Erkenntnis gewonnen. Die SZ stellt die Untersuchungsergebnisse zu den einzelnen Straßennamen in loser Reihenfolge vor.

Der Gert-Fröbe-Weg erhielt seinen Namen nach dem Schauspieler, der von 1913 bis 1988 lebte und von 1965 bis 1984 in der Isartalgemeinde seinen Wohnsitz hatte. Nach den Recherchen des Ickinger Arbeitskreises habe Gert Fröbes Karriere als Theater- und Filmschauspieler nach seiner Schauspielausbildung erst in den 1930er Jahren begonnen. Vor der Spruchkammer München sei Fröbe zunächst vom öffentlichen Kläger mit der Klageschrift vom 14. Dezember 1946 als "minderbelastet" in Gruppe III eingestuft worden. Die Spruchkammer sei dann nach der Verhandlung am 19. Dezember 1946 zu dem abschließenden Urteil gekommen, Fröbe sei "Mitläufer, Gruppe IV". In der Begründung habe es geheißen, er sei nicht wie viele aktive Anhänger des NS "unabkömmlich" (uk) gestellt, also vom Wehrdienst befreit worden. Zudem habe er einer verfolgten Jüdin über Jahre Schutz gewährt. Deren eidesstattliche Erklärung für die Richtigkeit dieser Angabe habe vorgelegen. "Seine Angaben sind glaubhaft", zitierten die Historiker Marita Krauss und Erich Kasberger aus dem Urteil der Spruchkammer.

Der Arbeitskreis kam zu dem Schluss, dass das Einkommen Fröbes während der NS-Zeit zeigte, dass er aus seinen Zugehörigkeiten zu NS-Berufsorganisationen Nutzen ziehen und seine Film- und Schauspielkarriere grundlegen konnte. Zugleich habe er nach 1945 glaubwürdig seinen persönlichen Lern- und Erkenntnisprozess und die Abwendung vom Nationalsozialismus schildern können. "Er hat sich von dieser Lebensphase nachhaltig distanziert", so die Historiker.

Sein Eingeständnis der Zugehörigkeit zur NSDAP war ein Tabubruch, "der ihm beinahe 1965 seine internationale Karriere gekostet hätte", sagten Krauss und Kasberger. Damit spielten sie an auf den Skandal, den ein Interview in der britischen "Daily Mail" ausgelöst hatte. Dieses war übertitelt mit dem Zitat "Of course I was a Nazi", zu Deutsch: "Natürlich war ich ein Nazi." Dieses Zitat löste - so zugespitzt - weltweit Aufruhr aus. Allerdings konnte Fröbe nach rund acht Wochen rehabilitiert werden.

Der Ickinger Arbeitskreis empfahl letztlich die Beibehaltung des Straßennamens - und der Gemeinderat folgte dem Vorschlag einstimmig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: