Gitarren-Duo in Lenggries:Doppelt schön

Gitarren-Duo in Lenggries: Manuel Randi (re.) hat in die Lenggrieser Waldkirche seinen Kollegen Marco Delladio mitgebracht.

Manuel Randi (re.) hat in die Lenggrieser Waldkirche seinen Kollegen Marco Delladio mitgebracht.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Manuel Randi und Marco Delladio in der Waldkirche

Von Sabine Näher, Lenggries

Laue Abendluft wie im Hochsommer; plaudernde Menschen stehen in Grüppchen beisammen, ein Weinglas oder eine Bierflasche in der Hand. Das sieht nach einem Open-Air aus. Doch die zwei Stühle und fünf Gitarren, die im Altarraum der kleinen Lenggrieser Waldkirche aufgebaut sind, deuten darauf hin, dass der musikalische Event drinnen über die Bühne gehen wird. Erwartet wird "der beste und der schönste Gitarrist des Alpenraums" - mit dieser Auszeichnung wurde Manuel Randi von Herbert Pixner geehrt, in dessen Ensemble er an der Gitarre Furore machte. Doch Randi geht musikalisch auch eigene Wege: Am Vorabend war er mit seinem Trio Toscana im Geltinger "Hinterhalt" zu Gast. Nach Lenggries kommt er in Begleitung eines weiteren Gitarristen. Der, wenn Pixner richtig liegt, von vorneherein schlechte Karten haben dürfte. Doch zunächst rauscht Randi alleine herein, von herzlichem Beifall empfangen. Ganz in Schwarz, von Kopf bis Fuß, von den Locken bis zu den Lackschuhen, mit entrücktem Blick, in sich versonnen, spielt er die erste Nummer: sehr bewegt, mitreißend vorwärts drängend, positive Kraft ausstrahlend. Sein Gitarrespiel ist souverän und virtuos. Tosender Beifall nach dieser ersten Nummer, den der Maestro mit huldvollem Kopfnicken entgegennimmt. Dann begrüßt er seinen Kollegen: Marco Delladio. Schnell wird klar: Die beiden Herren sind ein bestens aufeinander eingespieltes Duo.

"Gatto nero", schwarze Katze, ist der Rumba Flamenco betitelt, der dem Programm der neuen CD "Toscana" entnommen ist. Eigenwerbung für die mitgebrachten Tonträger gehören zum Konzertleben mittlerweile dazu. Wer weiß, dass die Musiker für die Produktion einer CD etliche Tausend Euro aus eigener Tasche zahlen (wenn sie nicht zu den ganz Großen im Geschäft gehören) und deshalb auf den Verkauf im Konzert angewiesen sind, bringt dafür sicher Verständnis auf. Zumal Randi zu den Musikern gehört, die die Werbung ganz charmant verpacken können. "Ich werde heute auf Deutsch moderieren - schon das alleine ist den Eintrittspreis wert", hat er eingangs kokettiert. Das Publikum, insbesondere das weibliche, scheint hingerissen. Der Applaus steigert sich nach jeder Nummer zu noch größerem Jubel.

Das Lied für einen verstorbenen Kollegen aus Südtirol, kurz nach diesem "Georg" benannt, führt in ruhigeres Fahrwasser, lässt neben den fetzigen, rhythmusgeprägten Nummern eine besinnlichere Stimmung aufkommen. Die Erinnerung an Georg ist indes nicht wirklich traurig, sondern strahlt Kraft aus, ist also weniger Klage als vielmehr Trost. Um den Unterschied zwischen einem typisch argentinischen Tango und dem Tango Flamenco aus dem Toscana-Programm zu demonstrieren, klatscht Randi die verschiedenen Rhythmen vor, die er dann in nahtlosem Übergang auf das Instrument überträgt, die Gitarre erst beklopfend, dann bespielend. Da kann Randi mit seinem geradezu ekstatischen Spiel die ganz große Emotion beschwören, von Delladio, der ihm immer den Vorrang lässt, perfekt sekundiert. Ringsum im Takt nickende Köpfe und wippende Füße - und am Schluss noch mehr Jubel.

Wie angekündigt liefert Randi nette Anekdoten um die Entstehung der Stücke. So entstand der Slow Blues "After Dinner" nach üppigen Mittagessen im italienischen Aufnahmestudio, der "Bossa for Leander" ist seinem kleinen Sohn gewidmet - und "Lontano da te" schildert die Einsamkeit des tourenden Künstlers im nächtlichen Hotelzimmer. Da seufzt das (weibliche) Publikum.

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