Umleitung durch Schäftlarn:Die Vollsperrung der B 11 beginnt

Umleitung durch Schäftlarn: SZ-Grafik

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Von Dienstag an wird eine der wichtigsten Verbindungen nach München gekappt. Die Fakten in zehn Antworten.

Von Ingrid Hügenell

Beim Schäftlarner Bürgermeister Matthias Ruhdorfer und seiner Baierbrunner Amtskollegin Barbara Angermaier laufen seit Wochen die Telefone heiß: Zahlreiche Bürger rufen an, um sich über die Sperrung der Bundesstraße 11 zu beschweren oder zu informieren. Auch Christian Mattmann, der beim Staatlichen Bauamt Freising für Sanierung und Umbau der Straße zuständig ist, haben schon viele Leute angerufen, die etwa eine Ausnahmegenehmigung zur Durchfahrt wollten - aber nicht bekamen. Am kommenden Dienstag, 17. Mai, wird nun die B 11 von der Kreuzung mit der Starnberger Straße in Hohenschäftlarn bis zum Ortseingang Baierbrunn in beide Richtungen komplett gesperrt. Bis 11. November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Autofahrer müssen weite Umleitungsstrecken in Kauf nehmen - oder auf die S-Bahn umsteigen.

Ab wann darf man nicht mehr durchfahren?

Baubeginn ist der Dienstag nach Pfingsten, der 17. Mai. Der morgendliche Berufsverkehr darf dann noch durchfahren, denn zunächst werden die Umleitungsschilder aufgestellt beziehungsweise entsprechende Hinweise auf Wegweisern abgeklebt. Von etwa 11 Uhr an ist die Bundesstraße 11 dann dicht, von der Hauptkreuzung in Hohenschäftlarn bis zur Ortseinfahrt Baierbrunn. Gebaut wird zwar nur bis zum Ortsende Schäftlarn. Man möchte aber nicht, dass Autofahrer kilometerweit zur Baustelle hinfahren und dann wenden müssen.

Muss denn unbedingt komplett gesperrt werden?

Christian Mattmann vom Staatlichen Bauamt sagt ja. Eine halbseitige Sperrung wäre für die Straßenarbeiter gefährlich, würde viel länger dauern und erheblich mehr kosten. Mattmann nennt eine Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren bei halbseitiger Sperrung. Würde man den Verkehr per Ampelschaltung abschnittsweise durch die Baustelle leiten, wäre die Bauzeit noch länger, die Kosten noch höher.

Warum dauert es überhaupt ein halbes Jahr?

Weil nicht nur asphaltiert wird. Die Straße braucht auch eine neue Tragschicht, sie wird verschmälert, es werden Geh- und Radwege gebaut sowie zwei Querungshilfen. Vor allem muss auch die Straßenentwässerung komplett erneuert werden. Sie funktioniert derzeit nur mangelhaft. Dafür muss die gesamte Straße 70 Zentimeter tief abgegraben werden, elf große Sickerschächte werden im Boden versenkt.

Hat denn die Gemeinde Schäftlarn keinen Einfluss auf den Beschluss und auf die Arbeiten?

Nicht wirklich. Da es sich um eine Bundesstraße handelt, bestimmt das Staatliche Bauamt, was wann wie gemacht wird. Und das sagt, dass die Sanierung und der Umbau überfällig sind - eigentlich hätte schon vor zehn Jahren gebaut werden müssen. Dafür kommt auch der Bund weitgehend für die 2,5 Millionen Euro auf, die die Arbeiten kosten.

Warum gibt es keine "Passierscheine" für bestimmte Personengruppen?

Solche Erlaubnisse seien verkehrsrechtlich nicht vorgesehen, erklärt Christian Mattmann vom Staatlichen Bauamt. Durch die Baustelle fahren dürfen nur Anlieger. Das sind Anwohner, Geschäftsinhaber, die anders nicht zu erreichen sind, und diejenigen, die mit den Geschäften und Betrieben in eine geschäftliche Beziehung treten wollen, also etwa an der Tankstelle tanken wollen. Was rechtlich ohnehin nicht geht, wäre auch praktisch schwierig. Denn wen sollte man durchlassen, wen nicht? "Wo ist die Abgrenzung, wie soll ich eine Differenzierung vornehmen?", fragt Mattmann.

Und die Anwohner?

Den Anwohnern ist garantiert, dass sie während der Bauzeit ihre Grundstücke erreichen können. Allerdings nicht unbedingt immer von beiden Seiten her. Angeklungen ist aber schon, dass es schwierig werden könnte, den Anwohnern die Heimfahrt zu ermöglichen, wenn zu viele Leute durch die Straße fahren wollen, die das nicht dürfen. Denn dann könnte es passieren, dass die Baufirma Maßnahmen ergreifen muss, um die Baustelle freizuhalten, die auch die Anwohner beeinträchtigen könnten. So könnte sie etwa große Kieshaufen auf der Straße aufschütten.

Wird der Stadtweg als Umleitungsstrecke freigegeben?

Nein, das wird nicht passieren. Der Stadtweg ist ein nicht ausgebauter Feld- und Waldweg, der den ansässigen Landwirten als Fahrtweg dient. "Die Polizei hat dringend davor gewarnt ihn freizugeben. Er ist nicht sicher, vor allem nicht bei Gegenverkehr", sagt Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. Zudem gehört ein Teil des Wegs, nämlich der beim Bahnübergang, ohnehin der Bahn, die Gemeinde kann darüber also gar nicht verfügen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die freiwillige Feuerwehr hat den Weg als Ausweichroute bei Notfällen eingeplant und hat deshalb dringend darum gebeten, ihn nicht zu öffnen.

Was passiert, wenn zu viele Leute versuchen, über Schleichwege die Baustelle zu umfahren?

Das wird nicht geduldet werden. "Die Baufirma wird Maßnahmen ergreifen, die jede Durchfahrt unmöglich machen", sagt Bürgermeister Ruhdorfer. "Wir werden engen Kontakt zu der Firma halten, auch zur Polizei." Sowohl der Stadtweg als mögliche Ausweichstrecke als auch die Straße Floßgatter münden in den gesperrten Teil der B 11 und sind insofern Sackgassen.

Was passiert, wenn die Straße in diesem Jahr nicht fertig wird?

"Wir gehen davon aus, dass die Maßnahme so umgesetzt wird wie von uns vorgegeben", sagt Christian Mattmann vom Straßenbauamt. Die mit den Arbeiten betraute Firma, die Wolfratshauser Strabag, müsse Probleme einkalkulieren, wie etwa, dass eine Versorgungsleitung auftaucht, von der bisher niemand weiß. Die müsste dann ausgebaut werden, was zu Verzögerungen führen könnte. Mindestens die erste Asphaltschicht werde aber bis zum Winter aufgetragen werden können, versichert Mattmann, und dann könnte die Straße freigegeben werden. Im kommenden Frühling müsste dann für eine kurze Zeit erneut gebaut werden. "Aber das wird nicht passieren. Wir haben Puffer nach hinten hinaus", versichert er.

Wo bekommt man während der Bauzeit Informationen?

Die Anlieger werden von der Baufirma informiert, wann welche Arbeiten anstehen, die etwa die Befahrbarkeit einschränken. Überdies wird auf dem Grundstück an der Kreuzung mit der Starnberger Straße, auf dem früher das Trafohäusl stand, ein Container aufgestellt, in dem der Bauaufseher sein Büro hat. Auch Sebastian Klaß, der Bauleiter des Staatlichen Bauamts, werde dort häufig anzutreffen sein und dann auch Auskünfte geben, sagt Mattmann.

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