Geretsried/Königsdorf:Unter Druck

Geretsried/Königsdorf: Der Leiter der Stadtwerke, Jan Dühring, hat am Dienstag die aktuellen Pläne vorgestellt.

Der Leiter der Stadtwerke, Jan Dühring, hat am Dienstag die aktuellen Pläne vorgestellt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadtwerke Geretsried wollen noch heuer mit dem Bau der neuen Trinkwasseranlage beginnen. Von Herbst 2016 an müsste dann nicht mehr gechlort werden. Die Kosten sollen auf die Kunden umgelegt werden

Von Thekla Krausseneck, Geretsried/Königsdorf

Die Stadtwerke Geretsried treiben die Planung der Ultrafiltrationsanlage mit Hochdruck voran: Noch in diesem Jahr soll der Bau des Gebäudes sowohl beginnen als auch beendet werden, damit im Winter Zeit ist, um die Technik zu installieren. Bis Herbst 2016 könnte Geretsried wieder chlorfreies Wasser haben, sagt Stadtwerke-Leiter Jan Dühring. Das gilt auch für Königsdorf, dessen Wasser ebenfalls durch die Ultrafiltrationsanlage geleitet werden wird. Zu diesem Zweck wird die Anlage größer gebaut, als es für Geretsried nötig wäre: eine Kostensteigerung von rund 700 000 Euro, die sich die Stadtwerke mit einer Vereinbarung von der Gemeinde Königsdorf zurückholen wollen. Die Kosten der Anlage in Höhe von voraussichtlich 3,6 Millionen Euro netto werden auf den Wasserpreis umgelegt, der mit der Inbetriebnahme um etwa 30 Cent steigen wird, sagt Dühring. Derzeit kostet das Wasser 1,73 Euro je Kubikmeter.

Gechlortes Wasser trinken die Geretsrieder seit Herbst 2013: Die Anordnung hatte das Gesundheitsamt erteilt, nachdem bei einer Routineprobe der Grenzwert der coliformen Keime überschritten worden war. 2014 wurde noch zweimal jeweils ein coliformer Keim entdeckt, außerdem am 7. Mai bei einer Netzprobe in der Bücherei eine Enterokokke. Chlor muss dem Wasser noch so lange zugeführt werden, bis die Ultrafiltrationsanlage in Betrieb gegangen ist. Ihren eigenen straffen Zeitplan können die Stadtwerke jedoch nur einhalten, wenn die einzelnen Planungsphasen jetzt reibungslos verlaufen.

Das Gebäude soll in der Nähe des Campingplatzes an der Straße Zum Lindenrain entstehen, nördlich der Königsdorfer Wassergewinnungsanlage. Seine Maße stehen schon fest: Es wird 28 Meter lang und 15 Meter breit sein, bei einer Giebelhöhe von 10,50 Meter. Ein Teil des Gebäudes wird zweigeschossig ausgebaut, dort kommt die Technik für die Energie- und Notstromversorgung unter, auch gibt es Räume für die Laugen, Säuren und Desinfektionsmittel, die zur Reinigung des Membranfilters benötigt werden. Im übrigen Teil des Gebäudes entsteht die Halle mit der Aufbereitungstechnik, darunter drei Filtrationsstraßen. Gut 4400 Kubikmeter Wasser werden dort am Tag voraussichtlich gefiltert werden, 750 Kubikmeter kommen für die Gemeinde Königsdorf hinzu. Damit das funktioniert, müssen die derzeitigen Leitungen teilweise umgelegt werden. Die UV-Anlage, die die Stadtwerke bereits im Einsatz haben, zieht mit um.

Dass sie das Königsdorfer Wasser ebenfalls reinigen, ist eine Dienstleistung der Stadtwerke, die es nicht umsonst geben wird. Die Höhe des Betrags, den Königsdorf wird zahlen müssen, sei noch offen; eine Vereinbarung soll die Details festlegen, sagt Dühring. Auch auf den 700 000 Euro Mehrkosten, die dadurch entstehen, dass die Anlage größer gebaut wird, damit sie das Königsdorfer Wasser mitfiltern kann, werde man nicht sitzenbleiben.

Gesundheitsamtsleiter Franz Hartmann fordert die Anlage bereits seit Dezember 2013. Königsdorf und Geretsried wollten der Forderung nicht nachgeben und trugen den Fall bis vors Verwaltungsgericht. Am 12. März dieses Jahres fiel das Urteil gegen die kommunalen Einwände: Mit der Planung der Ultrafiltrationsanlage war da bereits begonnen worden. Bei einem Treffen am 1. April mit Landrat Josef Niedermaier, dem Gesundheitsamt und dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim stellten die Stadtwerke die Planung vor, um abzuklären, welche Hindernisse sich auftun könnten. Die Anlage wird mitten im Wasserschutzgebiet entstehen, was Dühring zufolge sechs verschiedene parallel laufende Anträge auf Ausnahmegenehmigungen nötig macht. Da es sich jedoch um ein Gebäude der öffentlichen Versorgung handelt, werde es da wohl keine Probleme geben, sagt Dühring.

Das Grundstück gehört zwar den Stadtwerken, befindet sich jedoch auf Königsdorfer Flur, was wiederum das gemeindliche Einvernehmen des Gemeinderats erfordert - einen entsprechenden Antrag hatte die Stadt am 12. Mai bei der Gemeinde Königsdorf eingereicht, darüber abgestimmt worden ist in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Danach - und zwar noch diese Woche - soll der Antrag weiter an das Kreisbauamt gehen. "Wir wollen die Ultrafiltrationsanlage so schnell wie möglich in Betrieb nehmen", sagt Dühring. Wenn mit dem Bau des Hauses nicht schon dieses Jahr begonnen werden könne, gäbe das nur weitere Verzögerungen. "Wir setzen alle Hebel in Bewegung."

Das Geretsrieder Trinkwasser ist Thema in RTL, "Mario Barth deckt auf", Mittwoch 20.15 Uhr.

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