Geretsried:Wunderbare Damen

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Nach zwei Zugaben war Schluss: Andrea Hermenau, Lisa Wahlandt (links) und Christiane Öttl (rechts) bei ihrem Auftritt im "Hinterhalt". (Foto: Hartmut Pöstges)

Lisa Wahlandt, Andrea Hermenau und Christiane Öttl überzeugen bei "PiPaPo" mit entspannter Musik, angenehmer Zurückhaltung, höchster Kreativität und einer witzigen Moderation

Von Petra Schneider, Geretsried

Die Drei Damen, die am Donnerstag auf der Bühne des Geltinger "Hinterhalts" stehen, hätten gut noch ein Attribut vertragen: wunderbar. Denn das Konzert im Hinterhalt im Rahmen der Kulturtage PiPaPo ist eine umwerfende Mischung aus entspannter Musik zwischen Jazz und Pop, Eigenkompositionen und Coversongs, gepaart mit intelligenten, witzigen Moderationen.

Die Drei Damen, das sind die Münchner Jazzsängerin Lisa Wahlandt, Andrea Hermenau am Piano und Christiane Öttl am Bass. Wahlandt, die Frau mit der aufregenden Jazzstimme, die in verschieden Formationen unter anderem mit Mulo Francel, Til Brönner, Martin Kälberer und Sven Faller arbeitet, hat sich nun also eine reine Damenband angelacht. Erst vor zwei Jahren gab das Trio sein Debüt beim Bayerischen Jazzweekend in Regensburg, im vergangenen Jahr ist sein erstes Album erschienen.

Dass das eine höchst kreative Damengesellschaft ist, davon konnten sich die Zuhörer im gut besuchten Hinterhalt überzeugen, die immer wieder begeisterten Zwischenapplaus spenden. Ein Korsett lassen sich diese drei Damen nicht anlegen: Da wird gejazzt und geswingt, Bairisch mit Tango und groovigem Funk gemischt oder ein Dreigesang als Samba verpackt. Die Musikerinnen pfeifen auf Grenzen; der 80-er Discohauer "Abracadabra" oder das aktuelle "Price Tag" von Jessie J gehen genauso wie der Jazz-Standard "These Foolish Things" aus den 1930ern oder der mit Glockenspiel aufgehübschte Klassiker "If a Song Could Get me You" von Marit Larsen.

Ganz zu schweigen von der Eigenkomposition "Der Grantler": "Hendrik, mach amoi an Hall für das nächste Stück", sagt Wahlandt in breitem Bairisch. Und dann nörgeln sie los, mehrstimmig, in einem Mantra-Singsang wie im Bollywood-Film: "grantig bin i bloß a bissl, grantig bin i bloß a weng". Selbst das Granteln klingt bei den Drei Damen noch harmonisch, wie ihre Musik generell von einer mal schmeichelnden, mal groovenden Leichtigkeit lebt. Die Rollen in der Damenrunde sind klar verteilt: Wahlandt ist die Frau für die coole Erotik, Hermenau improvisiert zurückhaltend und konzentriert auf dem Piano, und Bassistin Christiane Öttl ist mit trockenem, niederbayerischen Humor für die fast kabarettistische Moderationen zuständig. Beim Tango "Wenn I amoi reich bin" zaubert sie ein kleines Trompetensolo aus dem Ärmel - mit ihrer Stimme, aber ohne Trompete. Und spannt in einer überzeugenden Argumentationskette den Bogen von der Musik zum Merchandising: Also, Geld mache nicht glücklich, aber ohne Geld ist auch nix. Ergo: Beim Kauf einer CD wären die drei Damen glücklicher, würden noch schönere Musik machen und so auch das Publikum beglücken. "Eine Investition in Ihre eigene kulturelle Zukunft."

Witzig ist auch die Antwort der Drei auf alle Frauen-hinterher-pfeifenden Bauarbeiter dieser Welt: "Monsieur", eine augenzwinkernde Retourkutsche, von Öttl virtuos gepfiffen. Musik und Moderationen - beides lebt von einer angenehmen Zurückhaltung und Reduziertheit. Nichts wirkt überspannt oder bemüht. Eine sympathische Attitüde, die zwischen kosmopolitisch-cool und bodenständig-bayerisch changiert. Auch die Zuhörer können nicht genug bekommen von dieser Mischung. Nach der zweiten Zugabe verabschieden sich die drei wunderbaren Damen mit einem Schlaflied: "Mia kemman nach dem Lied nimmer", sagt Öttl resolut. "Da kennts ihr no so brüllen."

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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