Geretsried:Wegweiserin am Isardamm

Geretsried: Seit 25 Jahren begleitet die 56-jährige Elke Wedderwille Schüler bereits ehrenamtlich über die Straße.

Seit 25 Jahren begleitet die 56-jährige Elke Wedderwille Schüler bereits ehrenamtlich über die Straße.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Schülerlotsin Elke Wedderwille wurde vom Bundespräsidenten geehrt. Sie hofft darauf, neue Freiwillige zu gewinnen

Von Hannah Fischer, Geretsried

Die Kinder sammeln sich am Zebrastreifen vor der Isardammschule in Geretsried. Elke Wedderwille winkt die wartenden Autos noch vorbei. Dann stellt sie sich auf den Zebrastreifen. In ihrer leuchtend gelben Warnjacke fällt sie auf. Die Kinder können jetzt die letzte Hürde ihres Schulwegs nehmen und kommen dank der Schulweghelferin sicher an.

Seit 25 Jahren übt die 56-Jährige dieses Ehrenamt schon aus. Am Wochenende hat der Bundespräsident sie in Berlin geehrt. Jährlich lädt Joachim Gauck zum Bürgerfest ins Schloss Bellevue ein. Am vergangenen Freitag wurden etwa 4000 Personen für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Elke Wedderwille war von der Polizei für diesen Preis vorgeschlagen worden.

Über die Anerkennung für ihre jahrelange Arbeit freut sie sich. Andererseits ist das Ehrenamt für sie aber eine Selbstverständlichkeit und bedürfe, so sagt sie, keiner Ehrung. "Mir liegt das einfach am Herzen." Deshalb sei sie auch nach Berlin gefahren. Sie wolle auf die Arbeit aufmerksam machen und dadurch mehr Leute dafür gewinnen. Denn es sei schwierig, Freiwillige zu finden. "Neue Schulweghelfer werden sehr dringend gebraucht", sagt sie. Es müssten gar nicht unbedingt Eltern von Schülern sein. Jeder könne diese Aufgabe übernehmen. Der Aufwand sei nicht groß. Wenn genügend Helfer da seien, dann beschränke sich das Pensum jedes Einzelnen auf eine halbe Stunde in der Woche. Sie selbst habe sich früher sogar mit Kinderwagen hingestellt und den Schulkindern über die Straße geholfen.

Zu dem Ehrenamt ist die Geretsriederin vor 25 Jahren gekommen, als ihre erste Tochter eingeschult wurde. Inzwischen übernimmt sie die ganze Organisation. Jede Woche verbringt sie etwa zweieinhalb Stunden vor der Isardammschule. Um 8.30 Uhr beginnt die erste Schicht. Die endet erst, wenn alle Kinder wohlbehalten in der Schule angekommen sind. Zum Schulschluss, einmal um 12.15 Uhr und ein zweites Mal um 13 Uhr steht sie dann schon wieder bereit. "Die Kinder sind unsere Zukunft und deswegen muss man sie unterstützen und ihnen helfen", sagt Elke Wedderwille.

Gerade in der Früh, wenn die Eltern gehetzt mit dem Auto ankämen, um ihre Kinder abzusetzen, sei es besonders nötig, für eine sichere Überquerung der Straße zu sorgen. In diesem Jahr wurde am Isardamm ein Zebrastreifen eingerichtet. Da hätten die Leute zu ihr gesagt: "Jetzt bist du bald arbeitslos", erzählt Wedderwille. Doch für die Schulweghelferin sei der Zebrastreifen keine optimale Lösung. "Ich sehe das nur als Scheinlösung", sagt sie. Schulweghelfer würden dadurch nicht ersetzt. Das sei statistisch belegt. Denn der Umgang mit dem Zebrastreifen sei für Kinder und auch für Autofahrer schwierig.

Neben ihrer Arbeit als Schulweghelferin engagiert Elke Wedderwille sich seit vier Jahren als Lesepatin an der Isardammschule. 13 Schulstunden in der Woche unterstützt sie leseschwache Kinder. "Mir macht die Arbeit mit den Kindern so viel Spaß. Deshalb ist so ein Preis für mich gar nicht so wichtig", sagt sie.

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