Geretsried:Weg von der Klötzchen-Planung

Lesezeit: 2 min

Auf dem Lorenz-Areal sollen die 600 Wohnungen nicht "kasernenartig" entstehen, wie manche befürchten. Der Stadtrat hat sich für eine eher aufgelockerte Bebauung ausgesprochen.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Statt einer "Blockbebauung mit Standardgrundrissen" soll das große Geretsrieder Wohnprojekt zwischen Elbeund Banater Straße als "differenzierte Hofbebauung" verwirklicht werden. Das ist nach Auskunft von Bürgermeister Michael Müller (CSU) das Ergebnis eines Workshops am Dienstag. Vor dem Hintergrund aktueller Befürchtungen an öffentlichen Stammtischen von CSU und Freien Wählern könnte man auch sagen: Auf dem gut vier Hektar großen Areal soll keine "kasernenartige" Bebauung entstehen, sondern ein aufgelockertes Quartier. Müller spricht von hellen Wohnungen mit Balkonen, grünen Höfen, einer hohen Aufenthaltsqualität, Dienstleistungsangeboten und weitestgehender Barrierefreiheit.

Das Lorenz-Areal soll ein Vorzeige-Projekt werden. In Größe und sozialer Ausrichtung ist es nach Aussage von Fachleuten derzeit einzigartig im Großraum München. Die Eigentümer-Familie Krämmel und die Baugenossenschaft Geretsried als Investoren, die Stadt und das Architektur-Büro Klaus Kehrbaum planen darauf rund 600 Wohnungen - Raum für etwa 1500 Menschen in der 24 000-Einwohner-Stadt. Das Vorhaben ist dreigeteilt: Je 30 Prozent geförderte und frei finanzierte, aber vergünstigte Mietwohnungen, 40 Prozent Eigentumswohnungen.

Der Eindruck einer kasernenartigen Bebauung ist bei manchen Beobachtern durch die ersten veröffentlichten Pläne entstanden. Sie dienten aber, so betont Müller, erst einmal dazu zu klären, ob es Probleme mit Schallemissionen geben könnte. Denn das Areal liegt in einem Gewerbegebiet. Nachdem diese, wie Müller es nennt, "Funktionalplanung" positiv entschieden sei, könnten nun städtebauliche Varianten entwickelt werden. Kehrbaum habe dazu sieben Entwürfe erstellt, aus denen in Vorgesprächen zwei ausgewählt wurden. Diese lagen dem Workshop vor.

Daran nahmen die Fraktionssprecher im Stadtrat, die Investoren, die Stadt, Alexander Wetzig als Mitglied des städtischen Gestaltungsbeirats und Architekt Kehrbaum teil. Der Workshop favorisierte jene Variante, die laut Müller innerhalb des Quartiers individuelle Gebäudegruppen darstellt mit unterschiedlichen Formen und Ausrichtungen und verbunden durch Wege, Plätze und Grünflächen. Wirtschaftlich sei diese Variante im Vergleich zur blockartigen noch zu optimieren, sagt Müller. Der Workshop habe dem Planer aufgetragen, sie weiterzuentwickeln und die Aufenthaltsqualität noch zu steigern. In der Siedlung soll kein größerer Einzelhandel möglich sein, aber - neben der von jeher geplanten Kita - Dienstleistung, ein Kiosk oder Friseur. Größere Geschäfte zu etablieren sei nicht sinnvoll, da in erreichbarer Nähe Kaufland, Aldi, Penny und das künftig stark handelsorientierte neue Stadtzentrum am Karl-Lederer-Platz sind. Der Bürgermeister sagt über eine vergleichbar große ältere Geretsrieder Wohnanlage: "Ich bin ja ein Kind vom Johannisplatz. Eine Geschäftszeile funktioniert da nicht."

Müller ist froh, dass auch die Investoren bereit sind, die auf den ersten Blick wirtschaftlich nicht optimale Variante ins Auge zu fassen. Die Gespräche seien sehr konstruktiv gewesen. Auch den beiden Krämmels - Vater Reinhold und Sohn Korbinian - sei an einer qualitätvollen Quartiersentwicklung gelegen. Wann ein überarbeiteter Plan vorliegt, steht noch nicht fest.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: