Geretsried:Unterricht der Zukunft

Ferien

Endlich Ferien! Die Schüler können sich hoffentlich sechs Wochen lang erholen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Am Geretsrieder Schulzentrum soll es so genannte Lernlandschaften geben, in denen Schüler sich in Gemeinschaftsarbeit den Lernstoff aneignen. Dadurch könnte die Sanierung der Gebäude teurer werden

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

Während sich die Schüler auf die großen Ferien freuen, denken ihre Lehrer über die Schule der Zukunft nach. Klassenzimmer ohne Türen, gemeinsames Lernen auf den Fluren - so soll der Unterricht am Geretsrieder Schulzentrum künftig aussehen. Die "Lernlandschaften" stellten Christine Venus-Michel, Konrektorin der Realschule, und Andrea Mahlendorff, Lehrerin am Geretsrieder Gymnasium dem Bauausschuss des Kreistags vor. Das neue Konzept wird sich auf die Sanierung des 40 Jahre alten Schulkomplexes auswirken. Vieles soll sich ändern: "Das bedeutet für die Schüler neues Lernen. Auf die Lehrer kommt viel mehr Arbeit zu. Sie müssen raus aus ihrem Trott", sagte Venus-Michel.

Es gebe "riesengroße Veränderungen" im Lernverhalten der Kinder und Jugendlichen gebe. Sie könnten immer schlechter dem herkömmlichen Frontalunterricht folgen. Daher gehe man weg vom "Lehrervortrag", hin zu mehr Beteiligung der Schüler. "Man muss sie beschäftigen, weil die Phasen konzentrierten Zuhörens abnehmen", sagte Venus-Michel. Der neu konzipierte Unterricht sieht vor, die Schüler nach Jahrgangsstufen zusammenzufassen. Immer fünf Klassen bilden einen Cluster; jeder Cluster hat seinen Kommunikationsbereich, auch "Marktplatz" genannt, der sich auf den Fluren befindet. Die Kinder werden in Doppelstunden in einem Fach unterrichtet: In der ersten Stunde vermittelt die Lehrkraft den Stoff, in der zweiten sollen die Schüler diesen in Gemeinschaftsarbeit vertiefen. Das kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Der Marktplatz ist unterteilt, um auch "stille Arbeit" zu ermöglichen. Idealerweise verfügt er über einen Computerzugang. In Neubiberg und Taufkirchen seien Lernlandschaften bereits erfolgreich in Betrieb. Es gehe um mehr Eigenverantwortung bei den Kindern, sagte Venus-Michel, und um "entdeckendes Lernen". Aus Platzmangel soll das Konzept an der Realschule in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe eingeführt werden, am Gymnasium von Stufe fünf bis einschließlich acht.

Im Juni 2014 hatte der Bauausschuss die Generalsanierung des Schulzentrums gebilligt und die Kosten auf 31 Millionen Euro gedeckelt. Allerdings ist in dieser Summe die jährliche Steigerung des Baukostenindex nicht berücksichtigt. Inzwischen ist die Rede von 33 Millionen. Mit den Lernlandschaften ist ein anderes Raumprogramm erforderlich, größere Umbauten sind die Folge. Was einigen Kreisräten Bauchschmerzen bereitete. Karl Murböck (CSU) konnte keinen Sinn darin erkennen, die Realschüler von der siebten Klasse an wieder auf den Frontalunterricht umzugewöhnen. Auch monierte er, dass die Kosten der Neugestaltung nicht auf dem Tisch lägen. Man wolle nicht wegen des neuen Raumkonzepts einen Kostenfreibrief erteilen, sagte auch Robert Lug (Freie Wähler). "Dass das plötzlich 40 Millionen kostet, wollen wir nicht."

Genau das könne passieren, sagte René Beysel vom Hauptamt. Auch wenn für ihn die Kostendeckelung das Gebetbuch sei, werde die Umplanung Konsequenzen haben, "welche, können wir nicht sagen". Franz Demmel (CSU) erinnerte daran, dass den Kreisräten die Sanierung als die kostengünstigere Variante im Vergleich zu einem kompletten Neubau des Schulzentrums präsentiert worden sei. Er forderte schnellstens eine fundierte Kostenschätzung. Diese soll das Büro Drescher & Kubina ausarbeiten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: