Geretsried:Traumhaft

Geretsried: Andi Haberl ist das Zugpferd der Lea W. Frey Band. Sein Schlagzeugspiel sollte man einmal erlebt haben.

Andi Haberl ist das Zugpferd der Lea W. Frey Band. Sein Schlagzeugspiel sollte man einmal erlebt haben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Lea W. Frey Band im Geltinger "Hinterhalt"

Von Cornelius Zange, Wolfratshausen

Wenn sich Anfang der Woche etwa 50 Leute im Geltinger "Hinterhalt" versammeln, muss schon etwas Besonderes geboten sein. Die Lea W. Frey Band machte dort am Montagabend Station, und das Zugpferd dürfte Andi Haberl geheißen haben. Tatsächlich sollte man sein Schlagzeugspiel einmal erlebt haben: Innerhalb von Sekunden wechselt er hin und her zwischen Besen und Sticks, schlägt ein Becken an, stoppt es sofort, lässt ein anderes quietschen, drischt auf seine Trommeln ein, rückt kurz die Brille zurecht. Das sieht so aus, als stünde er unter Strom, er tobt wie ein Fisch, der gerade aus dem Wasser gezogen wurde. Akustisch hingegen bleibt er dabei erstaunlich sanft, manchmal gar leise. Keine Frage: Er hat sein Instrument absolut unter Kontrolle.

Die Begrüßung des Publikums - zunächst an der Tür, dann auf der Bühne - übernimmt der aus Holzhausen stammende Schlagzeuger selbst. 1996 hatte er im "Hinterhalt" seinen ersten Auftritt, wurde dort dann mit Max.bab bekannt. Die anderen Mitglieder seiner neuen Band sind zum ersten Mal in Gelting. "Es ist traumhaft hier", sagt Sängerin Lea W. Frey.

Die vier Musiker kennen sich bereits seit dem Studium in Berlin, spielten dann bei der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes zusammen, fanden, dass es gut passte, und führten die Zusammenarbeit fort. Zuvor hatte die Band bereits zwei Alben ohne Schlagzeuger aufgenommen. Haberls Spiel ist für die Musik eine Bereicherung. Ohne Schlagzeug würden die teils sphärischen Klangwolken, die die Band erzeugt, womöglich Gefahr laufen, ein wenig abzudriften. Das Quartett spielt teils eigene, teils gecoverte Kompositionen, wobei die Lieder so frei in einem eigenen Stil interpretiert werden, dass sich nur schwer erkennen lässt, was eigen und was fremd ist. "Video Killed The Radio Star" von The Buggles beispielsweise entpuppt sich erst durch den Refrain als Cover.

Lea W. Freys Musik hat ein hohes Suchtpotenzial. Obwohl sie meist leise ist und die Stücke sich allesamt über mindestens fünf Minuten erstrecken, wird sie nicht langweilig. Man möchte mehr hören, auch wenn man vielleicht nicht versteht, warum. Es gibt keine festgelegten Strukturen, alle Lieder sind spannend und nicht vorhersehbar.

Die Musiker wirken hoch konzentriert, haben ein Ohr füreinander, gehen aufeinander ein und wirken dann wieder so, als seien sie ganz bei sich selbst und ihren Instrumenten. Die Stücke steigern sich von Anfang an, bekommen immer mehr Spannung, doch die Entladung bleibt meistens aus. Für einen Fan von Popmusik mag das manchmal ein wenig zu vorsichtig klingen.

Lea W. Freys sanfte Stimme und ihre teils säuseligen Ansagen, das warme Bassspiel von Bernhard Meyer, das sich teilweise nach einem Klavier anhört, sowie das Gitarrenspiel von Peter Meyer lassen das Publikum mucksmäuschenstill verharren. Während der Stücke werden keine SMS verschickt, man nippt nicht einmal am Bier. Die meisten lehnen sich zurück, konzentriert und genussvoll. Erst nach den Stücken bricht Applaus aus.

Der "Hinterhalt" bietet das perfekte Ambiente: Teelichter auf den Tischen und eine gedimmte Beleuchtung der Bühne erzeugen eine entspannte Stimmung. Auch für die Musiker scheint es ein angenehmer Abend zu sein. In Kürze nehmen sie ihr drittes Album auf - mit Schlagzeuger.

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