Geretsried sucht Meinungen und Ideen:Ein Zentrum nimmt Gestalt an

Die Stadt lädt Bürger und Interessensvertreter zur Diskussion über den Karl-Lederer-Platz ein. "Alles ist offen", sagt Stadtbaurat Goldstein: Belag, Wasser, Grün, Kurzparkplätze, Märkte und Sitzmöbel

Von Felicitas Amler

Beton, Bitumen oder Granit? Rainer Goldstein legt sich nicht fest: Die Bürger sollen erst einmal mitreden, sagt der Geretsrieder Stadtbaurat. Wie der Karl-Lederer-Platz als neues Stadtzentrum aussehen soll, darüber können alle, die es interessiert, am letzten Juniwochenende diskutieren. Die Frage nach dem Bodenbelag ist nur eine von vielen bei diesem offenen Bürgerforum; auch um Wasser, Grün, Sitzmöbel und Kurzparkplätze soll es gehen, ebenso um Raum für Märkte und Feste.

Der Karl-Lederer-Platz vor dem Rathaus ist seit vergangenem Herbst Großbaustelle. Das Wolfratshauser Unternehmen Krämmel und die Geretsrieder Architekten-Gründung Projekt KLP errichten dort siebenstöckige Wohn- und Geschäftshäuser; bis zu sechsgeschossig plant die Baugenossenschaft Geretsried (BG) an der angrenzenden Egerlandstraße neu zu bauen. Bei Krämmel siedelt sich im Erdgeschoss auf 1300 Quadratmetern ein Edeka-Markt an; in der Egerlandstraße ist ein Discounter vorgesehen. Mit diesen beiden "Ankern", so sagt der Stadtbaurat, "werden kraftvolle Impulse gesetzt". Wie Bürgermeister Michael Müller (CSU) und der Stadtrat hofft Goldstein auf eine Belebung des Platzes. Dessen Attraktivität soll gesteigert werden, er soll zum Flanieren und Bummeln, zum Sitzenbleiben und Einkehren einladen. Oder, wie Goldstein sagt: "Es soll ein lebendiger Platz in einer jungen, modernen Stadt sein, wo auch Handel und Gastronomie funktionieren."

Geretsried sucht Meinungen und Ideen: Stadtbaurat Rainer Goldstein will mit den Bürgern über die mögliche Gestaltung des Karl-Lederer-Platzes diskutieren.

Stadtbaurat Rainer Goldstein will mit den Bürgern über die mögliche Gestaltung des Karl-Lederer-Platzes diskutieren.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Im April kommenden Jahres soll mit der eigentlichen Platzgestaltung begonnen werden, sagt Goldstein. Die Entscheidung, wie das geschieht, trifft der Stadtrat nach dem Bürgerforum Ende Juni. Dessen Ergebnisse sollen von den daran beteiligten Fachbüros - Städtebauern und Landschaftsarchitekten - zusammengefasst werden. Dann soll sich der Stadtrat "möglichst noch vor der Sommerpause" mit einem Entwurf befassen.

Unter dem Karl-Lederer-Platz entsteht eine raumgreifende Tiefgarage mit 400 Stellplätzen. Dennoch taucht in allen Diskussionen, sei es mit Bürgern, Einzelhändlern oder der örtlichen Polizei, immer wieder die Forderung nach wenigstens ein paar oberirdischen Kurzparkplätzen auf. Natürlich gebe es "ein Spannungsfeld" zwischen dem Wunsch nach starker Aufenthaltsqualität auf dem Platz und der Lösung der Verkehrsfragen, sagt Goldstein. Er betont aber: "Alles ist offen", und verweist auf das Bürgerforum.

Zu diesem zweitägigen Workshop lädt die Stadt nicht nur Bürger ein, sie hat auch gezielt Vertreter von Interessensgruppen um ihre Teilnahme gebeten: vom Fahrradklub ADFC über den Sozialverband VdK und die Einzelhandelsvereinigung ProCit bis zur Initiative "Zukunft. Perspektive. Geretsried". Außerdem wurden "per Zufallsgenerator", so Rathaussprecher Thomas Loibl, 300 Menschen bestimmter Altersgruppen, Einheimische, Neubürger und sogar solche, die aus Geretsried weggezogen sind, ausgesucht.

Geretsried sucht Meinungen und Ideen: Bitumen in Bregenz: In den terrazzoartig gestalteten Bodenbelag sind Rillen als Führungslinien für Blinde eingearbeitet.

Bitumen in Bregenz: In den terrazzoartig gestalteten Bodenbelag sind Rillen als Führungslinien für Blinde eingearbeitet.

(Foto: Thomas Loibl, Stadt Geretsried/oh)

Beim Bürgerforum am Freitag/Samstag, 29./30. Juni, sollen sich die Teilnehmer an drei Tischen mit je einem Städtebauer oder Landschaftsarchitekten über alle Aspekte der Platzgestaltung austauschen. Zum Auftakt am Freitag gehe es von 17 bis 20 Uhr um Projekte, Protagonisten und Problemstellungen, so Loibl; am Samstag sollen von 9 bis 17 Uhr Ideen entwickelt werden. Das Forum findet in der Aula der Karl-Lederer-Grundschule statt, da könne man bei größerem Andrang auch mit einer Gruppe in ein Klassenzimmer ausweichen.

Im Vorgriff auf diesen Termin waren Lokalpolitiker und Bürger vor Kurzem auf Besichtigungstour in Memmingen und Bregenz. Dort konnten auch Bodenbeläge genauer betrachtet werden: schwerer Granit in der historischen schwäbischen Stadt; heller und leicht wirkender Bitumen in der gezielt modernisierten Stadt am Bodensee. Das zweite Beispiel scheint vielen besonders gut gefallen zu haben. Bürgerforum Karl-Lederer-Platz, Anmeldung bis 11. Juni im Rathaus Geretsried, Telefon 08171 / 6298-411, Mail: stadtverwaltung@geretsried.de

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