Geretsried:Streit mit Gesundheitsamt spitzt sich zu

DasTrinkwasser wird nach wie vor gechlort. Leiter Franz Hartmann droht damit, dass es verpflichtend abgekocht werden muss.

Von Matthias Köpf

Der Konflikt zwischen den Geretsrieder Stadtwerken und dem Tölzer Gesundheitsamt über die Sauberkeit des Geretsrieder Trinkwassers spitzt sich zu. Weil beide Seiten einzelne Bakterienfunde seit Ende Oktober ganz unterschiedlich bewerten, droht den Bürger in der kommende Woche sogar die amtliche Anordnung, das ohnehin seit vielen Woche gechlorte Wasser auch noch abzukochen.

Denn am kommenden Montag läuft eine Frist ab, bis zu der die Stadtwerke zum wiederholten Mal dazu Stellung nehmen sollen, wie sie das Trinkwasser der Geretsrieder künftig rein halten wollen. Bisher chloren die Stadtwerke das Wasser seit dem ersten Bakterienfund Ende Oktober in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt freiwillig, halten das aber trotz vereinzelter weiterer Funde erklärtermaßen nicht für nötig. Laut eigener Ankündigung vom Dienstag will Stadtwerke-Leiter Jan Dühring diese freiwillige Chlorung in der kommende Woche einstellen und auch die vom Gesundheitsamt seit einigen Wochen geforderte Mikrofiltrationsanlage nicht anschaffen. Dann könnte es zu der bereits mehrmals angedrohten Weisung durch das Gesundheitsamt kommen, die neben der Chlorung und dem Anschaffen der Filteranlage auch ein verpflichtetes Abkochen des Trinkwassers zum Inhalt hat.

Dühring hat nach eigenen Angaben am Montag im Landratsamt mit Vertretern mehrerer Ämter versucht, die Geretsrieder Position zu untermauern, und ist dabei von zwei Fachleuten des in Trinkwasserfragen angesehenen Dachverbands DVGW unterstützt worden. Demnach sei das Geretsrieder Wasser ausweislich zahlreicher Proben unbedenklich und auch das Wasserschutzgebiet reiche aus. Dass das Wasser dort nur zwei bis drei Meter tief im Boden liegt, bestreitet Dühring nicht, wohl aber weist er darauf hin, dass dies seit vielen Jahren nie als großes Problem benannt worden sei.

Außerdem hält es der Stadtwerke-Leiter für ungereimt, dass Hartmann einerseits seit vielen Wochen wegen einer Gefahr für die Bürger mit einer Abkoch-Anordnung droht, aber andererseits diese Anordnung nicht erlassen hat. Daher interpretiert er die Abkoch-Anweisung eher als Drohung denn als Reaktion auf eine reale Gefahr. Bei ähnlichen Bakterienfunden wie in diesem Herbst habe das Gesundheitsamt früher viel zurückhaltender agiert und stets Gelegenheit zu weiteren Proben gegeben, die meist keine Belastung ergeben hätten. Warum Hartmann dieses Mal von Anfang an auf einer Chlorung bestand, kann sich Dühring nach eigenen Worten nicht erklären. Außerdem begründe Hartmann seine Forderung nach einer Filtrationsanlage just damit, dass gefährliche Keime gegen dieses Chlor oft unempfindlich seien.

Ein Filtrationsanlage halten die Stadtwerke weiter für unnötig. Der Bau würde demnach mindestens eine Million Euro kosten und ein Jahr dauern. So lang müsste in Geretsried Hartmanns Position zufolge das Wasser gechlort und wohl auch abgekocht werden. Nun erwarten die Stadtwerke für die kommende Woche eine Weisung aus Tölz, gegen die sie dann möglicherweise vorgehen wollen. "Wir behalten uns eine Klage ausdrücklich vor", sagte Dühring. Hartmann war bis Redaktionsschluss nicht mehr erreichbar.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: