Geretsried:Stadtrat bringt Schulsanierung auf den Weg

Geretsried: Unverkennbar der Stil der Siebziger: Die Adalbert-Stifter-Schule ist mehr als vierzig Jahre alt und dringend sanierungsbedürftig.

Unverkennbar der Stil der Siebziger: Die Adalbert-Stifter-Schule ist mehr als vierzig Jahre alt und dringend sanierungsbedürftig.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die marode Adalbert-Stifter-Mittelschule soll endlich erneuert und erweitert werden. Die geschätzten Kosten von 31 Millionen Euro schockieren Freie Wähler und SPD.

Von Felicitas Amler

Der Geretsrieder Stadtrat hat nach jahrelangen Erwägungen und Vorbereitungen am Dienstagabend die Sanierung und Erweiterung der 44 Jahre alten Adalbert-Stifter-Schule auf den Weg gebracht. Der erste Schritt ist die Planung eines Anbaus für geschätzte 5,1 Millionen Euro. Erst wenn dieser steht, so dass die Hälfte der Mittelschüler ihn als Ausweichquartier nutzen kann, ist der erste Teil der Sanierung des Altbaus möglich, die in zwei Etappen erfolgen soll. Nach aktueller Kalkulation des Architekten Peter Oppenheimer (Büro G+O) würden Sanierung und Erweiterung zusammen rund 31 Millionen Euro kosten. Darüber hatte der Stadtrat allerdings am Dienstag noch nicht zu beschließen. Der erstmals in dieser Höhe aufscheinende Betrag wurde aber sowohl von den Freien Wählern (FW) als auch von der SPD als schockierend bewertet.

Drei FW-Stadträte und Günther Fuhrmann (FDP) stimmten nach einer kontroversen Debatte gegen das grundlegende Konzept. Sie reklamierten Zeit, um sich mit der alternativen Möglichkeit eines Neubaus zu befassen. Bürgermeister Michael Müller (CSU) schloss dies aus, da die Sanierung als politische Absicht feststehe. Als er sagte: "Ich sehe nicht die Notwendigkeit, alles neu in Frage zu stellen", kam unter den Zuhörern Beifall auf.

Zwei Fragen sind unstrittig: dass die Adalbert-Stifter-Schule an der gleichnamigen Straße äußerst marode und längst sanierungsbedürftig ist, und dass sie am Standort des Schulzentrums bleiben soll. Denn dort lassen sich mit den benachbarten Adressen Realschule und Gymnasium Synergien nutzen. Dies umso mehr, als dort nun auch das interkommunale Hallenbad gebaut wird. Offen ist nach wie vor, ob an diesem Standort die beiden vor sechs Jahren fusionierten Mittelschulen auch räumlich zusammengefasst werden sollen - die Adalbert-Stifter- und die zwei Kilometer entfernt, an der Johann-Sebastian-Bach-Straße liegende Karl-Lederer-Schule. Dieser Überlegung steht entgegen, dass viele Stadträte die seinerzeit ziemlich zügig beschlossene Fusion inzwischen äußerst kritisch sehen; Bürgermeister Müller hatte sie schon bald nach seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren in Frage gestellt.

Robert Lug (FW) zeigte sich am Dienstag empört über die völlig neue Zahl von 31 Millionen Euro, die Oppenheimer für Sanierung und Erweiterung der Stifterschule vorlegte: Das seien zehn Millionen mehr als zuletzt kalkuliert. Hans Hopfner (SPD) sagte, auch er habe bei dieser Summe "sehr geschluckt", schließlich sei man vor noch vier Jahren mit der Vorstellung von 15 bis 18 Millionen Euro in die Thematik eingestiegen. Der Architekt erklärte die Höhe der Summe vor allem mit der Notwendigkeit, eine eigene Mensa zu bauen, die sich nun ergeben habe, und mit aufwendigerer Ausstattung und Haustechnik. Seine Kostenschätzung für einen Neubau liegt gar bei 59 Millionen Euro. Er hat dafür als Standort die Böhmwiese zugrunde gelegt. Diesen schließen aber alle Fraktionen aus.

Sonja Frank (FW) mahnte eine Berechnung für einen Neubau am Standort Schulzentrum an und sagte, sie wolle nicht ohne eine solche Alternative entscheiden. Dagegen sprach sich Walter Büttner (SPD) ebenso kategorisch wie Bürgermeister Müller für einen Beschluss an diesem Abend aus: "Machen wir doch jetzt mal den ersten Schritt", sagte Büttner, "wir müssen heute nicht Zahlen absegnen." Sein Fraktionskollegen stimmten dem mimisch und gestisch zu.

Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind gewöhnlich in politischen Diskussionen eher zurückhaltend. Hier aber äußerte sich Stadtarchitekt Christian Müller einmal sehr deutlich. Als die Freien Wähler immer wieder versuchten, die Entscheidung aufzuschieben, eventuell sogar nach einem anderen Architekten zu suchen, sagte er, aus seiner fachlichen Sicht gebe es keine andere Überlegung als das vorgelegte Konzept, das im Übrigen dränge: "Ich warte da seit über zehn Jahren drauf!"

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