Geretsried:So soll der Neubau an der Egerlandstraße aussehen

Geretsried: So könnte das neue Wohn- und Geschäftshaus der Baugenossenschaft an der Egerlandstraße aussehen. Visualisierung: Kehrbaum Architekten AG

So könnte das neue Wohn- und Geschäftshaus der Baugenossenschaft an der Egerlandstraße aussehen. Visualisierung: Kehrbaum Architekten AG

Die Baugenossenschaft reißt neun Häuser ab und errichtet eine Zeile mit 100 Wohnungen und Geschäften im Erdgeschoss. In das größte könnte ein Discounter einziehen.

Von Felicitas Amler

Wenn man keinen großen "Frequenzbringer" habe, könnten in einer Stadt wie Geretsried auch kleinere Geschäfte nicht funktionieren: Mit dieser Überzeugung begründet Wolfgang Selig, Geschäftsführer der Baugenossenschaft (BG) Geretsried, deren Planung für die Egerlandstraße 58 bis 74. Die BG will dort die neun dreigeschossigen Gebäude aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren abreißen und eine moderne Wohn- und Geschäftshaus-Zeile mit fünf bis sechs Etagen errichten, die im Erdgeschoss große Einzelhandelsflächen bietet. Ein Discounter ist für die größte Einheit mit 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche im Gespräch. Dies wäre der Gegenpol zu dem Vollsortimenter, der im geplanten Neubau der Krämmel Familien GbR am benachbarten Karl-Lederer-Platz einziehen soll.

Die Pläne der Baugenossenschaft sind Teil der Zentrumsneugestaltung, welche die Stadt rund um den Platz anstrebt. BG und Krämmel beschäftigen daher denselben Architekten - Klaus Kehrbaum - und arbeiten in der Planung einer zentralen Tiefgarage zusammen. Selig ist von der Neuorientierung der Stadt absolut überzeugt. Er betont: "Die Frequenz steht und fällt mit Gastronomie und Lebensmitteln." Immer wieder höre er aus der Geretsrieder Bürgerschaft, warum denn so groß gebaut werde, man möge doch lieber im Stil des "Deimer-Hauses" am Karl-Lederer-Platz 28 planen, in dem eine Filiale von Ernsting's Family betrieben wird. Das könne aber "als Komplettlösung" nicht funktionieren, sagt er, "sondern nur als Anhang zu etwas Größerem". Das Größere ist in diesem Fall der C&A im BGZ-Gebäude der Baugenossenschaft gegenüber. Selig verweist im Übrigen darauf, dass die Kaufkraft in Geretsried mit der einer Großstadt nicht Schritt halte: "Wir werden keinen Hirmer herbekommen, und wenn wir Purzelbäume schlagen."

An der Egerlandstraße will die BG ergänzend zu drei großen Läden mit 280, 750 und 1300 Quadratmetern "Mikroshops" etablieren: vier bis acht Geschäfte mit 30 bis 45 Quadratmetern. Dort könne man sich etwa ein Reisebüro, einen Tabak- oder einen Handyladen vorstellen, sagt Selig. Und man schlüge zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die Ketten und Filialisten wollten keinerlei Schaufensterflächen, deswegen schließe man deren Einheiten an der Längsseite des Gebäudes mit einer Wand ab, vor der die Mikroshops zur Straße hin eingerichtet würden.

Das Kerngeschäft der Baugenossenschaft sind Wohnungen, und davon sollen an der Egerlandstraße rund 100 neu entstehen - 30 mehr als bisher. Die Mieter seien bereits informiert, dass sie in den kommenden drei Jahren ausziehen müssten, und niemand habe schockiert reagiert, berichtet Selig. Es gebe sogar schon zwei Parteien, die mit Hilfe der BG etwas Neues gefunden hätten. Die Genossenschaft habe allen zugesichert, ihnen eine neue Bleibe zu vermitteln, und sie genieße offenbar "das Vertrauen, dass man niemanden im Hauruckverfahren auf die Straße setzen will".

Allerdings ist die BG mit ihrem Neubau an der Egerlandstraße abhängig von dem anderen großen Projekt, das Krämmel mit ihr an der Elbe-/Banater Straße, auf dem ehemaligen Lorenz-Areal, plant. Erst wenn das dortige neue Quartier mit rund 600 Wohnungen fertig ist - spätestens im Frühjahr 2019, meint Selig -, werde an der Egerlandstraße abgebrochen.

Die Bewohnerschaft an der Egerlandstraße soll auch künftig gemischt sein: Singles und Familien, Junge und Alte. Daher soll es wie bisher Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen geben. Die Mieten im Bestand liegen nach Seligs Auskunft zwischen 4,50 und 5,50 Euro netto kalt pro Quadratmeter. Über neue Mietpreise könne er noch nichts sagen, aber die Baugenossenschaft habe sich immer als Anbieter für Menschen mit mittlerem und unterem Einkommen verstanden: "Wir bauen sicherlich keine Luxuseinheiten."

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