Geretsried:Schwerpunkt Soziales

Kurz vor Beginn seiner Amtszeit stellt der gewählte Bürgermeister Michael Müller vor CSU-Parteifreunden ein erstes Arbeitsprogramm vor und verspricht einen neuen Stil der Transparenz.

Von Felicitas Amler

Seine Tür soll immer allen offenstehen, seine private Handynummer hat er öffentlich bekannt gemacht: Michael Müller (CSU) zeigt ostentativ, dass mit ihm als Bürgermeister ein neuer Stil im Geretsrieder Rathaus einziehen soll. Beim monatlichen politischen Stammtisch der CSU im Gasthaus Geiger erklärte Müller am Sonntag, welche Schwerpunkte er setzen wolle, und nannte zuvörderst das "soziale Geretsried" . Seine Partei - es waren etwa 40 Teilnehmer da - ist spürbar glücklich, dass sie den Nachfolger von Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteilos) stellt. Vielfältiger Dank und Applaus waren ihm gewiss.

In beinahe allen Redebeiträgen schien aber auch ein starker Affekt gegen die Freien Wähler (FW) auf, vor allem gegen deren in der Stichwahl unterlegenen Bürgermeisterkandidaten Robert Lug. Am deutlichsten wurde der CSU-Vorsitzende Ewald Kailberth. Er sagte über eine bei dieser wie bei der vergangenen Kommunalwahl verteilte FW-Wahlkampfzeitung, diese habe nur alte Sachen neu gebracht: "Die Leute haben sich von der Zeitung nur einmal verarschen lassen." Lugs Ergebnis sei eine "Wahnsinnswatschn", sagte Kailberth. "Das kommt schon fast einer Abwahl gleich." Der FW-Kandidat hatte in der Bürgermeister-Stichwahl nur knapp 26 Prozent erreicht.

Müller selbst blickte am Sonntag weniger zurück als nach vorn. Nach dem obligatorischen Dank an alle, die ihn im Wahlkampf unterstützt hatten, sagte er, sein Ergebnis von 74 Prozent zeige eine "hohe Erwartungshaltung" und sei für ihn eine große Herausforderung. Als Themenschwerpunkte der Arbeit in Stadtrat und Rathaus nannte er der Reihe nach: Geretsried solle noch sozialer werden, er wolle die "Solidarität der Stadtgesellschaft" fördern - beispielsweise durch sozialen Wohnungsbau und ein Bürger- oder Mehrgenerationenhaus. Die Stadt solle noch familienfreundlicher werden - dies auch im Hinblick auf Wirtschaftsansiedlungen, für die das ein weicher Standortfaktor sei. Das "Image der Sportstadt Geretsried" soll gepflegt werden, denn Sport vereinige die beiden erstgenannten Ziele, er sei sozial und familienfreundlich. Bei alldem dürfe die Kultur "nicht zu kurz kommen". Und es müsse ein unternehmerfreundliches Klima herrschen - das werde er zur Chefsache machen.

Müller, der sein Amt als Bürgermeister am 1. Mai antritt, kündigte an, er selbst werde seine Ziele noch einmal aufschlüsseln, um dann gemeinsam mit dem Stadtrat darüber zu diskutieren und einen "Abarbeitungsplan" zu erstellen. Diesen wolle er als Entwicklungsplan für die Stadt auch transparent machen, damit nichts in der Schublade verschwinde. Er werde bereits mit "ganzen Stapeln" von Bürgerwünschen überhäuft, berichtete Müller und bekräftigte sein Wahlversprechen einer stärkeren Bürgerbeteiligung. Auch die Frage, wie man diese umsetzen könne, werde er mit dem, wie er betonte, "legitimierten Gremium", dem Stadtrat, erörtern.

Welchen Stil die CSU-Fraktion pflegen möchte, machte deren bisheriger Vorsitzender Volker Reeh deutlich: In der interfraktionellen Vorbesprechung über die Geschäftsordnung habe man sich auf Initiative seiner Partei geeinigt, eine Mehrheit der CSU zu verhindern. Die Anzahl der Ausschusssitze sei daher von bisher zehn auf neun reduziert worden. Da die CSU in den Ausschüssen rechnerisch vier Stimmen plus die des von ihr gestellten Bürgermeisters hat, könnte es so im äußersten Fall zu einem Patt 5:5 kommen - und bei Patt gilt laut Gemeindeordnung ein Antrag als abgelehnt. "Auch da haben wir also Zurückhaltung gezeigt", sagte Reeh. Im Übrigen hätte die CSU, wenn die Sitze nach dem D'Hont-Verfahren und nicht nach Hare-Niemeyer verteilt worden wären, einen Sitz mehr. Dass sie darauf freiwillig verzichtet habe, nannte der CSU-Fraktionssprecher "eine Frage der Bescheidenheit und des Demokratieverständnisses".

Aus der Zuhörerschaft kam noch einige Kritik am Wahlkampfstil der Freien Wähler. Norbert Junius erinnerte daran, dass FW-Stadtratskandidatin und Musikschulleiterin Vera Kraus eine Wahlempfehlung für Lug an alle Musikschuladressaten geschickt hatte ("Dem Vorsitzenden war das oberpeinlich") und warf auch der Industriegemeinschaft Geretsried vor, sich unzulässig eingemischt zu haben.

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