Geretsried:Pinker Blues

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Vielschichtig und mitreißend: Im Geltinger "Hinterhalt" hatte Stephanie Lottermoser ihr Publikum schon mit der ersten Nummer "Breeze" auf ihrer Seite. (Foto: Hartmut Pöstges)

Kontraste und Überraschungen sind Markenzeichen der international gefeierten Jazzmusikerin Stephanie Lottermoser. Vor ihrem Heimspiel im "Hinterhalt" hatte sie etwas Angst. Zu Unrecht

Von Barbara Brießmann, Geretsried

Was Sie schon immer übers Sax wissen wollten - Stephanie Lottermoser kennt die musikalischen Antworten. Am Sonntagabend präsentierte die Saxofonistin, Sängerin, Komponistin und Arrangeurin ihr drittes Album "Paris Song Book" in der Kulturbühne "Hinterhalt" in Gelting. Die inzwischen weltweit gefragte Wolfratshauserin bot alle Facetten ihres "Groove Jazz".

Abwechslung ist das Programm von Stephanie Lottermoser. So werden nicht einfach die einzelnen Nummern der neuen CD nacheinander abgespult, stattdessen setzt das Quintett - Ferdinand Kirner an der Gitarre, Magnus Dauner an den Drums, Ludwig Klöckner am Bass und Francois Faure am Klavier - auf eine stimmige Mischung von allem. "Breeze" macht in Gelting den Auftakt, ein Lottermoser-Stück, das ganz auf die konturierte Melodieführung des Saxofons setzt. Schon bei dieser ersten Nummer zeigt sich, dass es bei diesem Konzert um mehr als "easy listenin" geht.

Bei "Pink" geht es hingegen rockiger zur Sache. Wer beim nächsten Stück "Coccinelle" die Augen schließt, kann den "Marienkäfer" fliegen sehen - eine Ballade wie aus einem Hollywood-Film. Lottermoser steht zwar im Vordergrund, doch sie räumt bei allen ihren Kompositionen und Arrangements ihren Mitmusikern viel Platz ein. Die Soli sitzen, die Jazz-Lady und ihre "Jungs", wie sie sagt, sind bestens aufeinander ein- und abgestimmt. Da ist nichts dem Zufall überlassen, damit der Sound perfekt und lässig rüberkommt.

Zwischendurch plaudert Stephanie Lottermoser über die Entstehungsgeschichte mancher Songs, begrüßt ihre Familie und ehemalige Lehrer vom Gymnasium Geretsried im Publikum. Erst zum zweiten Mal steht sie auf der Kulturbühne "Hinterhalt": "Weil ich immer ein bisschen Angst hatte, dass Jazz hier vielleicht nicht so gut ankommt", sagt sie. Doch ihr Sound kommt an.

Dass sie nicht nur mit dem Saxofon immer den richtigen Ton trifft, stellt sie mehrfach mit ihrer Stimme unter Beweis, mit der sie auch wunderbar modulieren kann. Wie bei "Blues", einem Stück, zu dem es ein Video auf youtube gibt. In der Live-Version wirkt die Nummer ein wenig härter, was dem Song aber nicht schadet.

Stephanie Lottermoser gibt zu, dass sie durchaus immer wieder auf Pop-Wurzeln zurückgreift. Das ist nicht zu überhören bei "Step ahead". Dieses Stück ist mitreißend funky, da stimmt einfach alles. Zum Dahinschmelzen der Soft-Song "This Saturday", den sie ausschließlich mit ihrem französischen Pianisten Francois Faure interpretiert.

In allen Songs beweist sie ein großes Talent für Arrangements, auch bei Liedern, die nicht aus ihrer Feder stammen. Wie bei ihrer Zugabe "Que reste-t-il de nos amours" von Charles Trenet. Für das Chansons legt sie unglaublich viel Timbre in die Stimme. Der wunderbare Abschluss eines mitreißenden Abends.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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