Geretsried:Mülltonne als Lügendetektor

Geretsried: Ein Feuerwerk an Zaubertricks bot Ben Profane den Zuschauern in der Geltinger Kleinkunstbühne "Hinterhalt".

Ein Feuerwerk an Zaubertricks bot Ben Profane den Zuschauern in der Geltinger Kleinkunstbühne "Hinterhalt".

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ben Profane bringt das Publikum mit seinen Zauberkünsten im Hinterhalt zum Staunen, darunter auch 22 Flüchtlinge

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

In der Münchner Fußgängerpassage, sagt Ben Profane, sieht man diesen Trick an jeder Ecke: Ein Zauberer jongliert mit zwei kleinen Bällen und einem Apfel, und während er so vor sich hin jongliert, wird der Apfel kleiner und kleiner, weil er zwischendurch immer wieder davon abbeißt. Kann ja jeder, sagt Profane, viel spannender wäre es doch mit Besteck! Ein Besteckteil habe er zufällig dabei. Ein Messer, genauer: eine Machete, die er so plötzlich hervorzieht, dass man in der selben Sekunde vergessen hat, wo er sie versteckt hatte. Und dann ist da noch die rosa Bowling-Kugel, die er aus einem sehr kleinen und sehr schmalen Köfferchen gezaubert hat - denn nur mit einem Apfel und einer Machete jongliert es sich nicht sonderlich aufregend. Profane legt los, wirft das Messer, die Bowlingkugel und das Obst, wirbelt die Dinge durch die Luft, beißt vom Apfel ab, wirbelt weiter, beißt noch einmal ab, und das Publikum staunt und lacht. Knapp 60 Gäste haben sich am Donnerstagabend in der Geltinger Kulturbühne "Hinterhalt" eingefunden; sie füllen den Kellerraum mit Applaus, als Profane sein Kunststück beendet. "Da bin ich ja immer erleichtert", sagt er grinsend wie ein Schulbub, "wenn das geklappt hat, ohne dass jemand verletzt wurde."

Zauberer, das kennt man, umgibt häufig eine Aura des Geheimnisvollen. Profane umgibt eine Aura des Verrückten, auf eine sehr sympathische Art - seine Zuschauer versetzt er nicht nur in Staunen, vor allem bringt er sie auch zum Lachen. Manchmal beides gleichzeitig. Etwa wenn der studierte Physiker von seinen Erkenntnissen aus dem Internet berichtet, wie jener, dass der Papst auf Twitter mit 19 Millionen Followern weniger erfolgreich sei als Justin Bieber mit seinen neun Milliarden Klicks auf YouTube ("Das ist mehr Menschen, als es auf der Welt gibt!", ruft Profane). Einer der erfolgreichsten Kanäle auf der Plattform sei der des IWW mit 7,5 Milliarden Klicks: "Das heißt, jeder Mensch auf der Welt hat schon mal ein Wrestling-Video gesehen", so seine Erkenntnis.

Profanes Shows füllen Abende und gehen doch so schnell vorbei, dass man gar keine Zeit hat, auf die Uhr zu schauen. Er errät Ebay-Käufe und Namen von Facebook-Freunden, benutzt eine mit einer Nagelschere ausgeschnittene Mülltonne als Lügendetektor, lässt einer Frau mit einem Generator die Haare zu Berge stehen, klettert in einen Luftballon, lässt sich aus einem selbst gebauten Vorderlader mit Papierkugeln beschießen und versteckt einen gerade erst erhaltenen Geldschein in einer Hundekot-Tüte, die eigentlich schon seit Beginn der Show von der Decke baumelte. Ein schöner Nebeneffekt: Um mit Profane zu staunen, muss man nicht zwingend die deutsche Sprache beherrschen. Hinterhalt-Wirtin Assunta Tammelleo hat Flüchtlingen am Donnerstag freien Eintritt und ein kostenloses Getränk spendiert. Zusammen mit drei Ehrenamtlichen sind 22 Syrer, Afghanen und Iraker aus der Gemeinschaftsunterkunft in Geretsried gekommen - und haben sich dort prächtig amüsiert.

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