Geretsried:Mehr Zeit für die Schulsozialarbeit

Der Bedarf ist unstrittig, doch die Finanzierung der Stellen für die Geretsrieder Karl-Lederer-Grundschule schwierig. Der Stadtrat unterstützt die geplante Stundenaufstockung

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Situation ist verzwickt und wird womöglich erst in einem Jahr gelöst sein: Die Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried möchte die Jugendsozialarbeit aufstocken. Der Einsatz der Sozialpädagogin Katharina Raab hat sich nach Einschätzung von Rektorin Brigitte Leick überaus gut bewährt. Es gebe aber noch mehr zu tun, weshalb die Stundenzahl von 32 auf 39 erhöht und auf zwei Mitarbeiterinnen verteilt werden sollte. Die Stadt Geretsried hätte dazu auch gern den nötigen Zuschuss von insgesamt 25 760 Euro pro Jahr gegeben. Bürgermeister Michael Müller (CSU) sagte: "Der Bedarf ist ja unstrittig da." Doch das Modell scheitert an der Regierung von Oberbayern, die nach derzeitigem Stand lediglich eine Stelle fördert. Plan B ist nun, dass die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Trägerin der Schulsozialarbeit einen förmlichen Antrag ans Landratsamt stellt. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags könnte darüber frühestens im Sommer beraten. Ob das Thema dann schon auf die Tagesordnung kommt und wie der Antrag beschieden wird, ist freilich völlig offen. Der Jugendausschuss des Geretsrieder Stadtrats hat als Signal an die Kreispolitik einstimmig beschlossen, dass er die Aufstockung der Stunden grundsätzlich befürwortet.

Die Karl-Lederer-Grundschule hat derzeit 32 Lehrer und 366 Schüler in 18 Klassen. 60 Prozent von ihnen haben einen Migrationshintergrund - das sei die höchste Zahl unter allen Schulen im Landkreis, erklärte die Sozialpädagogin Raab. Als ihre Hauptaufgaben nannte sie Einzelfallberatung, Elternarbeit, sozialpädagogische Gruppenarbeit, Krisenintervention und die Kooperation mit anderen Institutionen. Raab warb um Verständnis für schwierige, verhaltensauffällige Schüler: "Die meisten Kinder sind einfach die Symptomträger dessen, was zu Hause passiert." Sie sprach von strittigen Scheidungen, von einem Kind, dessen krebskranke Mutter im Sterben liegt, oder von Suchtproblemen in der Familie. Aber auch über die Eltern äußerte sich die Sozialpädagogin einfühlsam. Diese hätten oft "große Not", viele müssten drei Jobs gleichzeitig bewältigen und stünden unter einem unheimlich hohen Druck. "Keiner lässt seine Kindern gern allein", sagte sie. Und gerade in der Grundschule treffe man noch auf Eltern, die auf schulische Probleme ihrer Kinder ansprechbar seien.

CSU-Stadtrat Hans Ketelhut würdigte die Schulsozialarbeit nachdrücklich. "Wir brauchen Sie", versicherte er Katharina Raab. "Ich bin froh, dass wir Sie hier haben." Der Geretsrieder Jugendausschuss sah dies insgesamt so. Sabine Lorenz (CSU) ermunterte Schule und Awo, schnell einen Förderantrag zu stellen: "Ich denke, man hat gute Chancen, zwei halbe Stellen finanziert zu bekommen."

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