Geretsried:Lobbyist in eigener Sache

Geretsried: Gastgeber Ewald Kailberth (r.) und Gastredner Dominik Lamminger.

Gastgeber Ewald Kailberth (r.) und Gastredner Dominik Lamminger.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Banken-Sprecher Dominik Lamminger bei der Geretsrieder CSU

Von Felicitas Amler, Geretsried

Anderswo mag es beim Politischen Aschermittwoch hoch hergehen - bei der Geretsrieder CSU herrscht moderate Stimmung: Dominik Lamminger, aus Berlin angereister ehemaliger Kreisvorsitzender der Jungen Union (JU) Bad Tölz-Wolfratshausen und Kurzzeit-Stadtrat in Geretsried, wird am Mittwoch im kleinen Saal der Ratsstuben zwar von vielen freudig begrüßt und von manchen herzlich in die Arme genommen. Das Referat des Ehrengasts an diesem Abend ist aber zu atmosphärischem Überschwang eher nicht angetan: Der Bereichsleiter Kommunikation beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) spricht über sein eigenes Metier, den Lobbyismus.

Der gelernte Bankkaufmann Lamminger, ein gebürtiger Wolfratshauser, in Geretsried groß geworden, war als junger Mann ein glühender Verehrer Edmund Stoibers; im Jahr 2007 richtete er als JU-Kreisvorsitzender gar eine Homepage www.dankeedmund.de ein. Bei der Kommunalwahl 2008 war Lamminger, damals 26 Jahre alt, in den Geretsrieder Stadtrat gewählt worden. Allerdings zog er sich schon ein halbes Jahr später von diesem Ehrenamt zurück, weil sein berufliches Engagement als Pressesprecher der damals krisengeschüttelten BayernLB es erforderte. Weitere zwei Monate später kündigte er, um einem Jobangebot nach Berlin zu folgen, damals als stellvertretender Pressesprecher beim VÖB.

Inzwischen fühle er sich schon als Berliner ("Ich bin länger in Berlin, als ich Stadtrat war"), sagte Lamminger am Mittwoch, habe aber bei der Fahrt nach Geretsried durchaus auch hier seine heimatliche Verbundenheit wieder entdeckt. Er schlug einen Bogen von dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) zum Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) und würdigte die Verdienste des Letztgenannten um Fortschritte in seiner Stadt.

Lamminger skizzierte die Tätigkeit eines Lobbyisten als wichtig für eine demokratische und plurale Gesellschaft, nannte den Beruf, den er als spannend empfinde, "so umstritten wie unverzichtbar". Das "Lobbying" habe ein schlechtes Image, sei geprägt von Vorurteilen und negativ besetzt. So wecke der Begriff "Pharmabranche" bei vielen eher Ablehnung, hingegen würden Greenpeace oder Foodwatch von den meisten gar nicht als Lobbyisten wahrgenommen. In der Bundeshauptstadt gebe es mehr als 500 Interessenvertretungen, von der Energiewirtschaft über die Krankenkassen bis zu Rüstungskonzernen. 8000 Menschen seien im Lobbyismus in Berlin tätig. Der schlechte Ruf dieser Branche sei selbstverschuldet, sagte Lamminger, er setze daher in seiner Tätigkeit auf Transparenz: Lobbyisten müssten Inhalte transportieren. Sommerfeste gehörten nicht dazu, auch wenn sie gut besucht seien: "Wir verzichten auf diese Formate." Um den Lobbyismus zu modernisieren, brauche es Haltung, sagte er: "Das ist in der politischen Beratung unverzichtbar." Unter Haltung verstehe er, einen Standpunkt zu haben, den man selbstbewusst, offen und transparent vertritt.

Eine öffentliche Diskussion schloss sich an den Vortrag nicht an. Die zwanzig Zuhörer unterhielten sich in persönlichen Runden weiter.

Zur Eröffnung des Abends hatte der CSU-Ortsvorsitzende Ewald Kailberth eine aktuelle Umfrage zitiert, wonach die CSU bei 45 Prozent der Wählerstimmen liege. Kailberth lobte den Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber aus Bad Heilbrunn: Dieser übertreffe fast alle Abgeordneten, die er bisher erlebt habe, da er immer ansprechbar sei und sofort reagiere. So sei die Verlängerung der S 7 auf Bachhubers Drängen "zur Chefsache erklärt" worden. Zur Lage in Geretsried und insbesondere zu den umstrittenen Plänen für die Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes sagte der CSU-Vorsitzende: "Wir denken nicht rückwärtsgewandt. Wir planen nicht nur bis zur nächsten Wahl, sondern für die Zeit weit danach." Mit einem Appell ans Publikum, den Einfluss der CSU zu stärken, verband Kailberth die Bemerkung: "Jede Stimme, die Sie einer populistischen Partei geben, ist eine Stimme für Rot-Rot-Grün." Auch hierüber wurde an dem Abend aber nicht diskutiert - wenigstens nicht im öffentlichen Teil.

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