Geretsried:Gegen die üblen Gerüchte

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Auch die SPD hat mit Geschichten über Asylbewerber zu kämpfen

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Der SPD-Ortsverein Geretsried hat sich bei seinem Stadtgespräch am Sonntag mit Gerüchten über Flüchtlinge auseinander setzen müssen. Anlass waren zwei Erzählungen des SPD-Mitglieds Wolfgang Kohler, der aus zweiter Hand von Fällen berichtete, bei denen sich angeblich Flüchtlinge grob daneben benommen hatten. Der Ortsvorsitzende Martin Bruckner erinnerte daraufhin an die Kritik des Landrats Josef Niedermaier (Freie Wähler), der kürzlich wiederholt davon berichtet hatte, dass alles mögliche erzählt werde, das meiste sei "ein Schmarrn", so der Landrat.

Kohler beharrte darauf, dass seine Berichte keineswegs Gerüchte seien - er kenne die Zeugen persönlich. Auf den Hinweis des SPD-Kreisvorsitzenden Wolfgang Werner, dass einem Menschen kaum anzusehen sei, ob es sich um einen Flüchtling handele oder um einen Geretsrieder, berief sich Kohler auf die Hautfarbe, die einen Rückschluss auf die Herkunft zulasse. Die SPD zeigte sich peinlich berührt, schloss sich ihm nicht an, widersprach ihm und wechselte bald das Thema.

Das Stadtgespräch war das letzte in diesem Jahr und widmete sich einem losen Jahresrückblick. In den letzten zehn Minuten war noch Zeit für einen Kommentar zum Bundesparteitag: Dass Sigmar Gabriel dort von nur drei Vierteln aller Delegierten wiedergewählt worden war, sei ein Trend, der an allen Parteispitzen gerade zu beobachten sei, etwa mit Horst Seehofer. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel werde es nicht anders gehen. "Die K-Frage ist noch lange nicht entschieden", sagte Werner. Skeptisch sei er wegen TTIP und CETA. Jetzt warte er das Ende des Parteitags ab, um den Leitantrag schriftlich nachlesen und dann einschätzen zu können, "wie viel Sprengkraft" er habe.

Gesprochen wurde auch über die geplante Gewerbesteuererhöhung. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte sie jahrelang beantragt, nun will CSU-Bürgermeister Michael Müller sie in Angriff nehmen. Müller habe der SPD das Thema nicht weggenommen, sagte Werner, vielmehr sei die Erhöhung ein Kompromiss und ein Erfolg der SPD. Dass in der S-Bahnfrage der gordische Knoten gelöst wurde, hat sich nach Einschätzung des Ortsvorsitzenden Martin Bruckner positiv auf die Stimmung zwischen Wolfratshausen und Geretsried ausgewirkt - sie habe sich "deutlich gebessert".

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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