Geretsried:Ein gutes Omen für Chantalle

Geretsried: Ein schwuler Indianer? Die Rothäute sind entsetzt - werden aber davon überzeugt, dass das "voll normalo" ist.

Ein schwuler Indianer? Die Rothäute sind entsetzt - werden aber davon überzeugt, dass das "voll normalo" ist.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Turbulente Generalprobe zum Theaterstück "Breit durch die Zeit" am Gymnasium Geretsried. Ein Fehlalarm verzögert den Beginn

Von Felicitas Amler, Geretsried

Theaterleute sind abergläubisch. Theaterleute sagen: Wenn die Generalprobe schiefläuft, gelingt die Premiere. Demnach muss die Premiere des Praxis-Seminars "Kammerchor" am Gymnasium Geretsried an diesem Donnerstag großartig werden. Denn bei der Generalprobe am Mittwoch in der Aula lief so einiges unrund. Noch bevor auf der Bühne alle bereit waren, gab's einen Fehlalarm und die ganze Schule musste geräumt werden.

Dann konnte zwar geprobt werden, aber nur vor erheblicher Geräuschkulisse. Die Aula liegt nämlich so in dem Schulhaus, dass auf drei Seiten mehrere offene Gänge vorbeiführen, über die in laufender Probe ungeniert ratschende, lachende, nicht selten schreiende Jugendliche hin und her liefen. Und schließlich mussten die Schauspieler nach einigen Szenen noch mal von vorn beginnen. Denn im Saal war Fernsehregisseur Peter Zimmermann, der das ganze Stück für die Schule mitschneiden wird und der zur Vorbereitung einen Komplettdurchlauf braucht.

Das P-Seminar hat unter der Anleitung von Musiklehrer Bernhard Zink ein eigenes Stück geschrieben und inszeniert. "Breit durch die Zeit - Die Odyssee der Chantalle" ist eine Collage. Die Rahmenhandlung: Chantalle und ihr schwuler Freund Scherremy sitzen an einer Bar. Dort gießt ein forschungsbegieriger Professor dem jungen Mädchen unbemerkt seine neueste Erfindung in den Drink: ein Mittel, das sie auf eine Zeitreise führt.

Dieser Plot gibt den jungen Leuten Gelegenheit, allerhand Figuren, Kostüme und Masken einzusetzen. König Ludwig II. tritt auf, die alten Ägypter mischen mit, Hippies und mittelalterliches Volk. Das fantastisch-utopische Stück erlaubt aber auch jedwede Freiheit, zum Beispiel einen Akkordeon spielenden Indianer.

Fragt man einen der Darsteller, ob das Stück eine Grundaussage habe, etwa den 17-jährigen Abe Pfeiffer, der den Pharao spielt, bekommt man zur Antwort: "Spaß." Den hatten die jungen Leute offenkundig selbst über all die Wochen seit dem Beginn des Projekts Ende März. Anfangs hätten sie einmal die Woche geprobt, erzählen Eileen Schikora, Sandra Schaffer, Janika Rusch, Hannes Wagner und Mika Erelt - eine zufällig zum Pressegespräch zusammengesetzte Runde aus den 23 P-Seminaristen. Dann habe es immer mehr Treffen gegeben, zwei Tage mit Seminarleiter Zink auswärts, Extraproben am Wochenende und gelegentlich auch privat. Was hat ihnen am meisten Freude gemacht? "Die Gruppendynamik - man wird eins", sagt Eileen. Und Mika fand es eindrucksvoll, wie "aus dem Nichts das große Ganze entsteht".

Das P-Seminar "Kammerchor", das während des Schuljahrs bei Konzerten des Gymnasiums auftritt, hat als zentrales Projekt den "Szenischen Abend". Dafür haben die Jugendlichen alles, von der Handlung bis zu den Requisiten, selbst erdacht und organisiert. Es klingen Songs wie "With a Little Help From my Friends" von den Beatles oder "It's Only Words" von den Bee Gees an, und die Indianer-Szene ist mit vertrauten Tönen alter Winnetou-Filme unterlegt.

"Bisher hatten wir Spaß, aber jetzt arbeiten wir - und zwar konzentriert, okay!" Mit diesen Worten eröffnete Jakob Wank am Mittwoch die Probe. Richtig ernst aber wird es an diesem Donnerstag um 19 Uhr, dann ist Premiere in der Aula des Gymnasiums. Eintritt frei, Spenden erwünscht. Zweite Aufführung am Freitag, ebenfalls von 19 Uhr an.

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