Geretsried:"Die Seele des Bauamts"

Geretsried: Jochen Sternkopf ist seit 56 Jahren Geretsrieder, seit 52 Jahren beim TUS, seit 51 Jahren HSV-Fan und fährt seit 43 Jahren dieselbe Automarke.

Jochen Sternkopf ist seit 56 Jahren Geretsrieder, seit 52 Jahren beim TUS, seit 51 Jahren HSV-Fan und fährt seit 43 Jahren dieselbe Automarke.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Geretsried ehrt Jochen Sternkopf für 45 Jahre treue Mitarbeit

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Die Feier hat noch nicht einmal begonnen, da wird Jochen Sternkopf schon belagert: Hier von Gratulanten, da von der Presse. "Ich bin schon wie ein Politiker und geb' Interviews, bevor es losgegangen ist", lacht der Geretsrieder Bauamtsleiter mit der Halbglatze und dem dunklen Schnurrbart. Bürgermeister Michael Müller hat ihn am Dienstag für die 45 Jahre geehrt, die Sternkopf nun schon im Geretsrieder Rathaus arbeitet. Es wird das letzte Dienstjubiläum des 61-Jährigen bleiben, denn bevor er das halbe Jahrhundert vollenden kann, kommt ihm ein neuer Lebensabschnitt zuvor: die Pension, die er in zweieinhalb Jahren antreten wird.

45 Jahre in derselben Stadtverwaltung: Das komme nicht allzu oft vor, sagt Müller, "schon gar nicht in der heutigen Zeit". Doch Sternkopf verrät, dass das für ihn gar nicht so ungewöhnlich sei: Generell sei er eine ziemlich treue Seele, anders lasse sich nicht erklären, dass er seit 56 Jahren Geretsrieder, seit 52 Jahren beim TUS, seit 51 Jahren HSV-Fan, seit 43 Jahren mit derselben Automarke unterwegs und seit 39 Jahren verheiratet sei - "mit derselben Frau!"

Fragt man seine Kollegen, hört man allerlei Gutes und nichts Gutgemeintes über Sternkopf. Einen "Dinosaurier der Verwaltung" nennt ihn die Hauptamtsleiterin Ute Raach: Sternkopf sei eine wandelnde Datenbank, der selbst über Eigentümer- und Verwandtschaftsverhältnisse aus dem Stegreif Bescheid wisse und in seinem Kopf auch sonst etliche historische Ereignisse gespeichert habe, die nirgends dokumentiert seien. Sternkopfs Stellvertreter im Bauamt, Andreas Porer, weiß gar nicht, wo er anfangen soll: Sternkopf sei "die gute Seele des Bauamts", das Gesellschaftliche habe er stets im Blick, deshalb gebe es immer mal wieder bauamtsinterne Feiern. Auch etwas Privates verrät er über den Jubilar: Früher habe Sternkopf keine Hunde gemocht, doch jetzt sei er ganz vernarrt in Sheila, die Hündin seines Sohns. Energiemanager Stefan Mensch, selbst noch einer der jüngeren Mitarbeiter und erst seit 2012 dabei, erzählt, dass sich Sternkopf als HSV-Fan immer mal wieder aufziehen lassen müsse. Außerdem sei er gemeinsam mit Jan Klinger, Leiter des Fachbereichs Verkehr und Umwelt, ein Mitglied der ersten Stunde in der Rathaus-Band.

Zu der gehört neben Mensch auch Michael Schlenz, Mitarbeiter der Bauleitplanung. Er ist einer jener Kollegen, die Sternkopf schon am längsten kennen: 22 Jahre. "Wir sind miteinander alt geworden", sagt Schlenz schmunzelnd. Sternkopf pflegt zu seinem Team ein gutes Verhältnis. "Die besten Leute ever", sagt er. "Ich hatte vier Wochen Urlaub - als ich zurückkam, lag nichts unerledigt auf meinem Schreibtisch."

Doch wie soll ein Dinosaurier der Verwaltung, eine wandelnde Datenbank, die Seele der Verwaltung - wie soll Sternkopf in zweieinhalb Jahren einfach so in Pension gehen können? Er mache sich da keine Gedanken, sagt Sternkopf. Einer der Leserbriefe schreibe und andere belehren wolle, so einer sei er nicht. Die Pension werde für ihn dasselbe sein wie damals, als er nach 20 Jahren als Eishockey-Trainer und Jugendleiter beim ESC Geretsried aufhörte: ein neuer Lebensabschnitt.

Ebenfalls geehrt wurde Bettina Amodio, die seit 30 Jahren als Sachbearbeiterin im Einwohnermeldeamt arbeitet. Bürgermeister Michael Müller dankte ihr und Sternkopf "für die langjährige Treue".

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