Geretsried:Die schweigende Minderheit gegen die S 7

Geretsried: Robert Mayr kämpft gegen die S 7-Verlängerung.

Robert Mayr kämpft gegen die S 7-Verlängerung.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Geltinger Landwirte halten die Verlängerung der Bahn bis Geretsried für einen "Schmarrn"

Von Matthias Köpf, Geretsried

Die schweigende Mehrheit als Argument hat 1969 US-Präsident Richard Nixon erfunden, und ganz so weit wie damals Nixon will Robert Mayr von der Bayernpartei dann doch nicht gehen. Eine "schweigende Minderheit" gebe es aber schon gegen die Verlängerung der S 7 bis Geretsried, und der Geretsrieder Mayr redet da gar nicht von missgünstigen Wolfratshausern, sondern von betroffenen Grundeigentümern wie ihm selbst und seinen Landwirts-Kollegen in Gelting. "Wir sind zwar eine Minderheit, aber wir sehen das ganz realistisch, dass die S-Bahn ein Schmarrn ist", sagt Mayr also, damit die Minderheit nicht mehr schweigt zu all der S 7-Euphorie, die der Kreisrat Mayr auch bei Landrat Josef Niedermaier und den Bürgermeistern von Geretsried und Wolfratshausen, Michael Müller und Klaus Heilinglechner, verspürt.

Mayr und der Gaißacher Bürgermeister Stefan Fadinger sind bisher die einzigen Mandatsträger, die gegen eine kommunale Kostenbeteiligung am S 7-Tunnel für Wolfratshausen gestimmt haben. Das war vor gut zwei Wochen im Kreisausschuss, und am kommenden Mittwoch im Plenum des Kreistags wird sich das bei Mayr nicht ändern. "Wir sind totale Gegner der S 7", sagt er über sich und seine Mitstreiter. Daran hat auch ein Gespräch mit Niedermaier, Müller und Heilinglechner nichts geändert, das Mayr eingefädelt hat. Am Mittwoch haben sich diese drei im Geretsrieder Rathaus mit rund zwei Dutzend Bauern, Grundeigentümern und Anwohner der geplanten Trasse getroffen. Einigkeit herrscht bei Mayr und Niedermaier hinterher vor allem darin, dass man sich eben nicht einig geworden ist.

Während sich Niedermaier alle Mühe gibt, die Kreisräte von der Millioneninvestition zu überzeugen, kämpft Mayr weiter gegen jede kommunale Kostenbeteiligung, denn "wenn der Trog finanziert wird, dann geht's mit der S-Bahn weiter". Mayr hält die ganze Verlängerung nicht nur für teuer, falsch kalkuliert und überflüssig, weil ja jeder viel lieber mit dem eigenen Auto fahre. Die Trasse werde auch viele Wiesen und Felder so zerschneiden, dass sie für die Bauern kaum mehr nutzbar sind. Einschließlich aller Parkplätze und der vorgeschrieben ökologischen Ausgleichsflächen werde das Projekt 50 bis 60 Hektar wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche kosten, wie Mayr überschlägt. Auch sein eigener Hof, den er schon an den Sohn übergeben hat, werde ein Drittel der gesamten Nutzfläche verlieren und danach wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig sein. Das alles hat eben mal auf den Tisch müssen, aber eines muss Mayr auch "ganz ehrlich sagen": Abbringen können habe man den Landrat und die Bürgermeister von dem Vorhaben eigentlich nicht.

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