Die Kunde von der "Barbarei", wie Bürgermeister Michael Müller (CSU) es nennt, ist schon bis an die englische Südküste gedrungen: Von dort teilte Albrecht Widmann sein großes Bedauern über die Zerstörung einer der drei "Wasserträgerinnen" des Künstlers Wilhelm Srb-Schloßbauer (1890-1972) auf dem Karl-Lederer-Platz mit. Bürgermeister Müller verlas am Dienstag im Stadtrat einen Teil einer Nachricht, die der ehemalige Betreiber des "Kunstbunkers" in Geretsried ihm von seinem neuen Wohnort gesendet hatte. Widmanns wichtigste Botschaft: Das Kunstwerk, das als Gruppe aufeinander bezogener Figuren konzipiert ist, sei in seiner Gesamtheit so beschädigt, dass man die beiden unversehrten Wasserträgerinnen lieber einzeln anderswo aufstellen solle.
Die aus Travertin gefertigte Skulpturengruppe am Brunnen des Platzes gilt vielen Geretsriedern als ein Wahrzeichen ihrer Stadt. Eine der "Grazien", wie sie im Volksmund heißen, wurde in der Nacht von Donnerstag vergangener Woche auf Freitag von Unbekannten umgestürzt und dabei stark beschädigt. Sie ist in sechs Teile zerborsten. Steinmetzmeister Niklas Neubauer hat sie derzeit zur Begutachtung und Reparatur in seiner Werkstatt.
Bürgermeister Müller nahm die Anregung Widmanns auf: Er werde das Thema im Kulturausschuss diskutieren lassen, kündigte er an. Möglicherweise müsse die Stadt tatsächlich über ein komplett neues Kunstwerk für den Karl-Lederer-Platz nachdenken. Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU) nannte den Schaden besonders schmerzlich, da das Werk so stark mit der Identität der Stadt verbunden sei.
Der aus Karlsbad gebürtige Bildhauer Srb-Schloßbauer hatte nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod in Geretsried gelebt.