Wohnen, Wirtschaft, S-Bahn:Was der Bürgermeister mit Geretsried vorhat

Wohnen, Wirtschaft, S-Bahn: Bürgermeister Michael Müller (CSU) will eine Stadtentwicklungsplanung anschieben.

Bürgermeister Michael Müller (CSU) will eine Stadtentwicklungsplanung anschieben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Michael Müller (CSU) will die Stadt zum Wirtschaftszentrum des Oberlands machen, am Karl-Lederer-Platz hoch bauen - und er bereitet sich schon auf Kritik vor.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Bürgermeister Michael Müller (CSU) will Geretsried "zum wirtschaftlichen Zentrum des Münchner Oberlands machen". Dazu gehören nach seiner Überzeugung neben dem Anschluss ans Münchner S-Bahnnetz eine teilweise hohe bauliche Verdichtung der Stadt zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt und eine entschlossene Urbanisierung der Innenstadt rund um den Karl-Lederer-Platz. Die Politik müsse die in etwa zehn Jahren erwartete S-Bahn schon jetzt im Blick haben: "Diese drei Haltestellen sind der Fokus unserer Stadtentwicklungsplanung", sagte Müller über die vorgesehenen Bahnhöfe in Gelting, Gartenberg und am südlichen Stadtrand in Richtung Königsdorf. Der Bürgermeister legte all dies am Montagabend als Zwischenbilanz seiner bisher zweijährigen Amtszeit der CSU-Mitgliederversammlung im Gasthaus Geiger vor. Nach seinem Parforceritt durch eine selbst erstellte Power-Point-Präsentation blieben für die anwesenden 33 CSU-Mitglieder offenbar keine Fragen offen; eine Diskussion fand nicht statt.

Luftbilder

Neben der S-Bahn-Verlängerung gehört zu Müllers Plan mehr Wohnungsbau durch Verdichtung und ein Umbau des Karl-Lederer-Platzes.

(Foto: Manfred Neubauer)

Müller legte seinem Vortrag sein Wahlprogramm mit den Schwerpunkten "sozial, familienfreundlich und wirtschaftlich stark" zugrunde. Einiges ist aus seiner Sicht erreicht. So werde "das Versprechen, Wohnraum zu schaffen, deutlich erfüllt", da auf dem Lorenzareal an der Banater Straße das Bauunternehmen Krämmel als Grundstückseigentümer, die Stadt als Planerin und die Baugenossenschaft Geretsried zusammen 600 überwiegend geförderte Wohnungen errichten wollen. Auf der Haben-Seite führte er auch den Durchbruch in der S-Bahnplanung auf, die Aufnahme der Verlagerung der Bundesstraße 11 in Richtung Böhmwiese, dem Standort der S-Bahn, in den Bundesverkehrswegeplan und den Breitbandausbau.

Immer wieder tauchte in Müllers Rede aber das Wort "Herausforderung" auf. So etwa, als er das in der Stadtpolitik festgeschriebene Ziel, Gelting seinen dörflichen Charakter zu erhalten, erwähnte und darauf hinwies, dass mit dem dortigen S-Bahnhof natürlich eine starke bauliche Entwicklung einsetzen werde. Oder als er über den Stadtteil Stein, in dessen Umgriff der dritte S-Bahnhof geplant ist, sagte: "Das wird der Anlaufpunkt für den ganzen mittleren Landkreis sein." Offene Fragen wie diese sollen in einem Prozess der "integrierten Stadtentwicklungsplanung", die mehr als ein Jahrzehnt umfasst, behandelt werden. Dies sei "angesichts der Herausforderungen" erforderlich, sagte Müller. Konkreter ging er auf die derzeit aktuellen Planung für den Karl-Lederer-Platz ein. Drei Anforderungen seien zu erfüllen, um ein echtes Zentrum zu schaffen: städtebauliche Dichte, intensivierte Nutzung und Reurbanisierung des öffentlichen Raums.

Müller nahm die von manchen Alteingesessenen zu erwartenden Aufschreie wegen womöglich siebengeschossiger Bauten vorweg: "Ich weiß, dass viele sagen werden: Um Gottes willen - die großen Häuser!" Die meisten hätten die seit den Fünfzigerjahren gewohnten Sichtachsen im Kopf. "Da werden wir einige Kritik aushalten müssen", sagte Müller. Dies aber halte er für notwendig - die Stadt müsse unbedingt jetzt "Impulse setzen", um die Chance der Neugestaltung nicht zu versäumen. An dieser Stelle erhielt Müller Zwischenapplaus.

Der Bürgermeister erinnerte außerdem an die in Geretsried teils heftig umstrittene Verdichtung in Wohnbereichen. Aber auch hier muss die Politik seiner Ansicht nach der Kritik standhalten. Unter dem Aspekt "Wohnen ist ein Menschenrecht" hält Müller in Geretsried teils sogar eine hochverdichtete Bebauung für angezeigt. Die Stadt habe derzeit 4500 Aus- und 3500 Einpendler, sagte er. Wenn sie dem vielfach beklagten Fachkräftemangel der Unternehmen etwas entgegensetzen wolle, müsse sie auch Wohnungen schaffen.

Nach einigen Worten Müllers zu den anstehenden Großprojekten Adalbert-Stifter-Schule, Hallenbad, Isaraustadion und Eisstadion zollte der CSU-Ortsvorsitzende Ewald Kailberth dem Bürgermeister Respekt: "Du bist angekommen in deinem Job." Volker Reeh, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, resümierte deren Tätigkeit im zurückliegenden Jahr, würdigte den "fairen Umgang" aller Fraktionen miteinander und sagte, die CSU sei "der Motor des Stadtrats".

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