Geretsried:"Der Platz verträgt eine Dominante"

Geretsried: Der Karl-Lederer-Platz in Geretsried.

Der Karl-Lederer-Platz in Geretsried.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Karl-Lederer-Platz beim Rathaus soll zum Zentrum von Geretsried werden. Wie das funktionieren kann, erklärt Bauunternehmer Reinhold Krämmel.

Von Felicitas Amler, Geretsried

An diesem Dienstag legt Architekt Klaus Kehrbaum dem Geretsrieder Stadtrat konkrete Planungsvarianten für das neue Stadtzentrum am Karl-Lederer-Platz vor. Ideen und Wünsche dafür wurden in Gesprächen mit Bürgern und Eigentümern erörtert. Zusätzlich lässt sich der Stadtrat von zwei Experten, dem Architekturhistoriker Winfried Nerdinger und Städteplaner Alexander Wetzig, beraten. Wenn alles nach Plan läuft, könnten im Frühjahr die ersten Häuser abgerissen werden - jene von Reinhold Krämmel.

Herr Krämmel, was ist Ihr Wunschtraum vom neuen Karl-Lederer-Platz?

Reinhold Krämmel: Aufenthaltsqualität, Urbanität und ein Stadtbild, das Orientierung gibt.

Was fehlt, damit der Platz so ist?

Das, was jetzt passiert. Ich finde das gut: die Beteiligung der Geretsrieder Bürger an der Planung mit diesen Bürgerwerkstätten, das Gespräch - wir hatten einige bilaterale Gespräche - und auch diesen neuen Gestaltungsbeirat. Bürgerbeteiligung plus kompetente Expertise von außen, das finde ich gut.

Ihnen gehören drei Gebäude schräg gegenüber vom Rathaus - wie hoch wollen Sie mit diesen hinaus?

Da gibt es immer zwei Aspekte: die Stadtarchitektur und die Wirtschaftlichkeit.

Die Wirtschaftlichkeit kommt zuerst?

Nein, für mich kommt das Stadtbild zuerst. Ich meine, dass der Karl-Lederer-Platz eine städtebauliche Dominante vertragen würde.

Die schlägt auch der Planer vor. Aber wie hoch wollen Sie auf Ihrer Seite des Platzes bauen?

Wir glauben, dass fünf Geschosse wichtig und machbar sind. Aber das ist noch keine Dominante, die müsste mindestens sechs Geschosse haben.

Wo sollte so eine Dominante entstehen?

Das muss man sehen. Aber es könnte schon bei uns an der Ecke Karl-Lederer-Platz/Martin-Luther-Weg sein. Dort ergibt sich schon ein Abschluss des Karl-Lederer-Platzes. Da halte ich eine Dominante für sinnvoll.

Sie sprachen auch von der Wirtschaftlichkeit. Wie hoch müsste unter diesem Aspekt gebaut werden?

Von uns wird ja erwartet, dass wir unterirdischen Parkraum schaffen, und das kostet sehr viel Geld. Wir gehen davon aus, dass wir möglicherweise zwei Tiefgaragen-Ebenen bauen müssen, das lässt sich nur finanzieren, indem oberirdisch eine entsprechende Baumasse beziehungsweise Nutzfläche entsteht.

Wer sind denn Ihre Wunschmieter?

Im Erdgeschoss auf alle Fälle Einzelhandel, den ein Zentrum dringend braucht.

Was wäre das?

Ein Vollsortimenter.

Der Rewe aus der Egerlandstraße?

Rewe, Tengelmann, Edeka. Einer von denen, die das Marktsegment beherrschen. Ein Discounter kommt auch in Frage. Ein Verbrauchermarkt eben.

Der braucht 1200 Quadratmeter.

Das muss man sehen. Wir werden auch mit den Einzelhandels-Fachleuten der Stadt beraten, was da zielführend ist.

Was trägt zur Aufenthaltsqualität bei?

Eine frequenzbringende Nutzung und gute Architektur.

Was ist gute Architektur?

Da scheiden sich seit Generationen die Geister.

Sie als Bauunternehmer sind vom Fach.

Also, das Baugenossenschafts-Zentrum ist schon eine beachtliche Innenstadtarchitektur, die würde ich als gut bezeichnen. Man muss das nicht imitieren oder nachmachen. Gute Architektur ist nicht von reinen Wirtschaftlichkeitsaspekten regiert. Da gehört eine ordentliche Fassadengestaltung dazu, gute Proportionen, das darf nicht langweilig sein und nicht extravagant und nicht modernistisch. Es muss nachhaltig und zeitlos sein.

Sie haben angekündigt, im Frühjahr abzureißen. Was geschieht mit Ihren bisherigen Mietern?

Wir haben bis dahin kompletten Leerstand. Wir haben mit allen Mietern eine ordentliche Regelung, so dass wir zum Jahresende nur noch Kurzzeitverträge über jeweils einen Monat haben.

Sie sind gut vorbereitet.

Wir stehen Gewehr bei Fuß. Wir können, sobald die Planungsreife erreicht ist, loslegen. Wenn wir zwei Tiefgaragen-Ebenen bauen, wird da erst einmal ein Riesenloch sein, und bis der erste Beton in den Gründungskörper fließt, vergeht bestimmt ein halbes Jahr. Wir rechnen mit den Vorarbeiten im zweiten und dritten Quartal 2016 und mit Beginn der konstruktiven Bauarbeiten im Sommer.

Sie sind also der Vorreiter für die Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes?

Ja, ich glaube, man sieht uns in dieser Rolle, und ich habe den Eindruck, dass man uns das zutraut.

Stadtrat, Dienstag, 24. November, 17 Uhr, Rathaus

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