Geretsried:Das große Schweigen

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In der Geretsrieder Bürgerversammlung melden sich nur zwei Teilnehmer zu Wort.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Ein Antrag, über den nicht abzustimmen war, und eine einzige Wortmeldung: Die Bürgerversammlung Geretsried am Donnerstagabend im Ratsstuben-Saal war nach eindreiviertel Stunden einleitender Vorträge fast schon wieder vorbei. Bürgermeister Michael Müller (CSU) gab vor etwa 60 Zuhörern einen Jahresbericht, den er an den Positionen des Stadtleitbilds aufzog. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) sprach übers immer noch nicht zustande gekommene interkommunale Hallenbad - hier warten alle auf eine Entscheidung in Wolfratshausen. Und Architekt Klaus Kehrbaum schilderte die beiden städtebaulichen Großprojekte, um welche die Geretsrieder Politik aktuell kreist: den Umbau des Karl-Lederer-Platzes zu einem urbanen Zentrum samt siebengeschossigem Turm und ein überwiegend sozial ausgerichtetes Wohnbauvorhaben an der Banater Straße.

Bernhard Spies, Sprecher der Leitbild-Gruppe Energie, wollte mit seinem zur Versammlung schriftlich eingereichten Antrag die Nutzung von Solarenergie bei allen neuen Gebäuden im Stadtgebiet verpflichtend machen. Er erhielt darauf gleich zwei Antworten: Kehrbaum versicherte, beim Neubauprojekt Banater Straße mit bis zu 600 Wohnungen gehe der Investor Krämmel sogar noch "zwei Schritte weiter", das Gebiet werde mit einer ausbaufähigen Nahversorgung, die auf ein Blockheizkraftwerk und Solarenergie setze, "nahezu energieautark". Bauamtsleiter Jochen Sternkopf allerdings erklärte Spies, dass die Stadt seinen Impuls zwar unterstütze, es aber nicht möglich sei, Solarenergie in Bebauungsplänen zwingend vorzuschreiben.

Jennifer Kübler erfuhr auf Nachfrage, dass Müllers Präsentation zur Bürgerversammlung und Kehrbaums Pläne online nachzulesen sind. Auf ihre zweite Frage, was mit dem Hallenbad geschehe, falls Wolfratshausen die Beteiligung ablehnt, sagte der Bürgermeister: "Dann müssen wir in Geretsried noch mal diskutieren."

Müller hatte zuvor Ziele und Aktivitäten der Stadt, vom geplanten Bürgerhaus in Stein bis zur ausgebauten Kulturförderung dargelegt. Mit einem Balkendiagramm führte er vor Augen, was er verbal schon lange bei jeder Gelegenheit betont: Sportvereine und Sportinteressierte in der Stadt hätten überhaupt keinen Grund, zu behaupten, dass sie zu kurz kämen. An dieser Stelle seines Vortrags bekam Müller Zwischenapplaus. Das Diagramm zeigt unter anderen die Haushaltsansätze für Sport (im Jahr 2016: 2,057 Millionen Euro), Wirtschaft/Tourismus (452 800), Jugendarbeit (856 000), Kultur (610 000). Die Investitionsplanung Sportstätten umfasse zudem 21 Millionen Euro.

Aus dem Vortrag des Bürgermeisters ging einiges hervor, woran die Stadt noch arbeiten müsse: Barrierefreiheit zum Beispiel, Aufbau von Ganztagsschulen, Verbesserung der Altentagesstätte oder der im Stadtleitbild geforderte Aufbau eines Existenzgründerzentrums. Die Errichtung eines Biomassekraftwerks scheitere an der Akzeptanz, sagte Müller: Niemand wolle so ein Kraftwerk neben sich haben. Für die Geothermie, auf die Geretsried ursprünglich stark gesetzt hatte, gebe es hingegen jetzt einen neuen Anlauf. Zum sanierungsbedürftigen Eisstadion, das ohne Dach ist, sagte Müller, heuer würden Piste und Bande erneuert; Dach und Einhausung hätten noch keine Priorität. Jedenfalls habe für ihn die Adalbert-Stifter-Schule Vorrang. Hier geht es noch um die Frage: Sanierung oder Neubau?

Präsentationen unter www.geretsried.de

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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